#162 WORT SONNTAG17.04.2006 - 15:58 |
23. Juni 2001, gesprochen von Erwin Albrecht Der Engel von Bülzig Wer kennt schon Bülzig! Bülzig ist ein Dorf bei Wittenberg. Ich kannte es nicht. Aber dann sah ich ein Foto, das mich packte. Ich wollte das, was auf dem Foto war, mit eigenen Augen sehen, es anfassen, drum herumgehen. So bin ich nach Bülzig gefahren. Auf einer Wiese zwischen Waldrand und Dorf stehe ich plötzlich vor dieser Steinfigur. Zwei Figuren sind es, aneinandergeschmiegt. Eine große Gestalt mit mächtigen Händen und Füßen umfasst eine kleinere. Wie eine Decke ist die große Hand über die kleine Gestalt gebreitet. Ist das ein Kind in den Armen eines Erwachsenen? Nein, das ist kein Kindergesicht. Eher das einer Frau. Sie hat den linken Arm unter den Kopf geschoben; ihr langes Haar fließt herab. - Beide haben die Augen geschlossen. Vielleicht schlafen sie. Oder sie horchen nach innen. Je länger ich sie anschaue, desto mehr wünsche ich mir, auch so dazuliegen: gehalten von dieser großen Hand; in Schutz genommen. Auf der Rückseite der Figur habe ich eine Inschrift entdeckt. Einen Satz aus der Bibel: "Er sprach: \Wo kommst du her und wo willst du hin?\ - Eine junge Frau wird das gefragt. Sie ist in einer schwierigen Lage. Schwanger von einem verheirateten Mann: Abraham. Dessen Frau Sara ist kinderlos und hat ihm ihre junge Sklavin zur Frau gegeben, damit er einen Sohn bekommt. Das hat auch geklappt, aber jetzt ist sie eifersüchtig auf ihre schwangere Sklavin und demütigt sie, wo sie kann. Niemand nimmt die junge Frau in Schutz. Da rennt sie weg, geradewegs in die Wüste. Ziellos irrt sie umher. Plötzlich wird sie angesprochen: Hagar, wo kommst du her und wo willst du hin? Da merkt sie: Es gibt doch jemand, dem ich nicht egal bin. Jemand kennt meinen Namen. Jemand interessiert sich für meine Geschichte. Hagar fühlt sich in Schutz genommen wie ein Kind. Und behutsam bringt der Engel sie auf ihren Weg und segnet das Kind, das sie erwartet. Ja, der Engel. In der Geschichte steht, ein Engel habe sie angeredet und nach ihrem Woher und Wohin gefragt. Der Engel in Bülzig ist anders, als wir uns Engel vorstellen. Er fliegt nicht; er liegt. Er ist rund und gemütlich. Ein ziemlich irdischer Engel. Aber gerade so zeigt sich, was ein Engel ist: einer, der mich in Schutz nimmt. Meistens brauchen wir das ja nicht, wir gestandenen Frauen und Männer: fit und kompetent, wie wir sind. Aber manchmal sitzt hinter der Fassade von Stärke ein ziemlich verlassenes Menschenkind. Das wäre gern im Schutz eines Starken und möchte, dass einer fragt: Woher kommst du? Erzähl mir von dir. Ich werde dich nicht unterbrechen, dich nicht beurteilen, nicht belehren. Wohin willst du? Vielleicht hilft dir mein Fragen, dein Leben zu klären und deinen Weg zu finden. Hagar hat dem Ort, an dem der Engel sie anredete, einen Namen gegeben: Ort des Lebendigen, der mich sieht. Ein wunderbarer Name für Gott ist das: der Lebendige sieht mich. Da steckt alles drin, was man zum Leben braucht. -------- 22. September 2001, gesprochen von Erwin Albrecht "Göttliche Gerechtigkeit - grenzenlose Liebe" Immer wieder schalte ich momentan mit einem mulmigen Gefühl im Magen den Fernseher an: "Wie geht es denn nun weiter in unserer Welt?" US-Soldaten sind in den Krieg gezogen. In Afghanistan bringen sich die Leute in Sicherheit. Nachrichten melden weitere geplante Attentate. All das verstärkt mein Unbehagen. Für eine "grenzenlose Gerechtigkeit" soll jetzt gesorgt werden, nach den schrecklichen Attentaten in den USA. Die Militäroperation heißt "infinite justice". Sie soll den Terror auslöschen und die von den Fanatikern angezielte "Weltveränderung" verhindern. Zu wissen, daß jetzt alle Mächtigen zusammenhalten und militärisch antworten wollen, läßt mein Mißtrauen eher größer werden. Ich habe Angst vor einer Spirale der Gewalt. Gerechtigkeit wiederherstellen? Wie geht das überhaupt? 6 ½ tausend Opfer in New York, bald mindestens genausoviele Tote unter den verhungernden Flüchtlingen oder den Opfern der Militärschläge ... was heißt da Gerechtigkeit!? Viele Menschen wenden sich in diesen Tagen und Nächten an Gott und fragen ihn: "Wo bist Du denn? Warum greifst Du nicht ein? Warum läßt Du das zu, allmächtiger Gott? Wo bleibt denn Deine \göttliche Gerechtigkeit\?" Ich finde darauf keine befriedigende Antwort. Vielleicht auch deswegen, weil ich geprägt bin von meinen menschlichen Vorstellungen, was gerecht ist und was nicht. Ich kann Gott oft nicht verstehen. Aber ich will daran glauben: seine \göttliche Gerechtigkeit\ hat etwas zu tun mit \grenzenloser Liebe\. \Ohne Grenzen\, unbegreiflich groß ist seine Liebe und sprengt alles, was wir uns vorstellen können. Seine Liebe steht über allem und allen, egal welche Sprache einer spricht, welcher Religion er angehört, was er glaubt und tut. Daraus schöpfe ich Hoffnung: nicht das Böse bekommt Recht, selbst wenn es zeitweise so aussieht, und auch nicht unsere kläglichen Versuche, Gerechtigkeit zu schaffen, werden die Welt retten. Ich vertraue darauf, daß Gottes Liebe alles Böse aufweicht und zum Guten wendet und daß seine Gerechtigkeit trägt. In diesen Stunden beneide ich keinen unserer Politiker, die jetzt verantwortlich sind und entscheiden müssen, wie es weitergeht. Ich hoffe, daß sie das Richtige tun und bete für sie mit dem Gebet der Vereinten Nationen: "Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, wo Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Flucht, nicht zerrissen sind in sinnlose Trennungen nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute zu handeln, damit unsere Kinder und Kindeskinder später einmal mit Stolz den Namen Mensch tragen." (GL 31,1) ---------- 29. September 2001, gesprochen von Erwin Albrecht "Engel an deiner Seite" "Wenn gar nichts mehr hilft, ja dann \tragen\ wir unseren Kleinen, ... oft stundenlang." - Meinem kleinen Neffen Johannes tut die Nähe gut. Tragen und getragen werden, das bindet, das ist lebenswichtig. Auf Dauer kann niemand gut leben, wenn er nicht weiß: da gibt es eine Beziehung, eine Freundschaft, die mich trägt, in die ich mich hineinfallen lassen kann, die mich glücklich macht. Und umgekehrt erfahren oft Menschen ihr Leben erst dann so richtig als sinnvoll, wenn ihnen jemand anvertraut ist, den sie tragen dürfen. Tragen und getragen werden tut einfach gut, das hilft, auch wenn scheinbar "... gar nichts mehr hilft." Manchmal stellen sich aber Situationen ein, da fühle ich mich überfordert mit dem, was ich tragen soll. Oder auch jemand anders tut sich schwer mit mir, weil ich für ihn \untragbar\ werde. \Leicht\ ist auf einmal alles zu schwer und wir überheben uns. In solchen Momenten tröstet mich, wenn ich in der Bibel von Gott lese: "Er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt." (Ps 91,11f) Es entlastet mich zu wissen, dass Gott jedem Menschen einen Engel an die Seite gestellt hat. Seine Engel tragen und helfen tragen. Sie räumen mir zwar nicht einfach alle Steine aus dem Weg. Aber sie machen es mir leichter, mit den Brocken am Boden umzugehen. Zuweilen heben mich die Engel Gottes ein wenig hoch - über die Dinge in eine andere Perspektive, sie tragen mich auf eine Ebene, von der aus ich besser sehen kann, was um mich herum los ist. Viele Leute können mit Engeln nichts anfangen. Aber ich kenne mindestens genauso viele, die über die Engel zu Gott gefunden haben. Sie haben gespürt: In meinem Leben gibt es eine Kraft, die einfach da ist; eine Energie, die mich trägt in meiner Angst; eine Gestalt, die mich ahnen lässt, dass da \einer\ ist, der mich beschützt. - "Ja, wenn ich meinen Schutzengel nicht hätte!" Michael, Gabriel und Raphael stehen heute im Namenstagskalender. Das sind drei Engel, von denen die Bibel berichtet. Sie haben Menschen durch schwierige Situationen getragen, sie begleitet und ihnen die Nähe Gottes vermittelt. "Micha-El" heißt auf deutsch: "Wer ist wie Gott?" Er kann helfen, dass die Menschen nicht überheblich und arrogant werden. "Gabri-El" kann man übersetzen mit: "Kraft Gottes". Da geht es um keinen niedlichen, süßen Barockengel. Er ist vielmehr ein Bote Gottes, der dafür steht, dass sich das Gute auf Dauer durchsetzt. Und "Rapha-El" meint: "Gott heilt". Wo Beziehungen krank sind, weist er uns hin auf die \Kunst des Liebens\. Engel? - "Das müssen nicht Männer mit Flügeln sein..." Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen einfach so ein himmlisches Wesen über den Weg läuft. Denn eines ist sicher: wo Engel sind, da ist Gott nicht weit weg! |
#161 fffffff17.04.2006 - 15:57 |
Das Wort zum Sonntag vom 14. Oktober 2000, gesprochen von Erwin Albrecht Eine offene Kirche Eine "offene Kirche" ... wer mitten drin steht wird bald begeistert sein. Von außen ist kaum zu erahnen, was der Innenraum dieser Ruine noch alles zu bieten hat. Die Decke ist weg. Durch die Fenster und von oben scheint die Sonne ins Innere und bewirkt zauberhafte Schattenspiele. Frisches Grün blüht am Boden. Die Säulen und die hohen Mauern von San Galgáno lenken die Augen nach oben und geben einen Blick frei in den Himmel. Eine schöne Kirche. Vor 800 Jahren habe die Mönche von Montesiepi sie gebaut. Zwei Jahrhunderte später schon hat sie angefangen zu zerfallen, weil niemand mehr da war, der sie gepflegt hätte. Von Anfang an war ich fasziniert von diesem Gebäude mitten in der toskanischen Hügellandschaft bei Siena. Obwohl nur noch Bruchstück da sind, erfüllt dieser Bau bis heute seinen eigentlichen Zweck: nämlich die Menschen auf etwas hinzuweisen, was jenseits ihres Horizonts liegt. Eine Kirche muss auf Gott zeigen. Dafür ist sie da. Ich begegne oft Menschen, denen gleich alle Haare zu Berge stehen, wenn sie nur das Wort \Kirche\ hören. Sie denken an Lehrer, Pfarrer, ... die versucht haben, ihnen Glaubenssätze einzupauken. Andere halten ihre Kirche für überholt und baufällig, von außen gesehen: wenig anziehend. Sie wissen oft nicht, was hinter den Mauern ist. Zum Hineingehen ist die Schwellenangst zu groß. Manche hatten auch nie die Chance, Kirche richtig kennenzulernen. Schade! Ich durfte Kirche anders erleben. Freilich gab und gibt es da Dinge, mit denen ich mich auch schwer tue. Aber bei Kirche, da denke ich vor allem an Christen, die mich überzeugt haben, so wie sie gelebt haben, Frauen und Männer, junge und alte Leute. Sie waren alle keine Übermenschen, auch keine Harry Potters, die die Welt einfach verzaubern konnten. Aber ich fand sie \bezaubernd\, ... unsere Krankenschwester, die in aller Früh schon durch die Pfarrei zu ihren Kranken geradelt ist, ... oder meinen Jugendpfarrer, der mich nicht nur auf den Dachboden seiner Kirche schauen ließ. Er hat mir auch vermittelt, warum er an Gott glaubt. Gemeinsam mit solchen und ähnlichen Menschen durfte ich die Schätze der Bibel kennenlernen und im Gottesdienst die Nähe Gottes spüren. Deswegen bin ich morgen gerne mit dabei, wenn viele christliche Gemeinden \Kirchweih\ feiern, den Weihetag ihrer Kirche. Sie denken dabei an das Fundament ihres Glaubens und danken Gott, dass er in ihrer Mitte wohnt. Sie besinnen sich auf christliche \Werte\, die eine Gesellschaft braucht. An solchen Tagen ist es aber auch wichtig, nicht nur zu feiern und sich die Kirchweihgans schmecken zu lassen, sondern auch zu schauen: Wie stehe ich denn zur Kirche: Bin ich draußen oder drin? Erkenne ich das Reizvolle, auch wenn es da und dort bröckelt? Und wo muss ich mich \der Menschen wegen\ für Renovierungsmaßnahmen einsetzen? Es wäre gut, wenn wir dabei wieder mehr den Blick für den Himmel frei bekämen. Denn darauf kommt es doch letztlich an. San Galgáno macht mir Mut gerade auch eine \offene Kirche\ zu schätzen. Und um die zu bekommen, muss mir ja nicht erst die Decke auf den Kopf fallen. Guten Abend. ------------- 0. Februar 2001, gesprochen von Erwin Albrecht "Selig die jetzt weinen" Eine Badewanne voll Tränen weint ein Mensch im Laufe seines Lebens. So stand es jedenfalls diese Woche in der Zeitung. Eine Badewanne voll ... Stellen Sie sich das einmal vor! Und das, obwohl das \Weinen\ in unserer Gesellschaft doch eher verpönt ist. Früher war das noch anders. Da haben sich die römischen Kaiser eigene Tränengefäße reichen lassen, um die kostbare Flüssigkeit ja gut aufzubewahren. Und heute ist es in südlichen Ländern auch noch so, dass man dort mit Tränen nicht spart. Aber bei uns, da sind die meisten Erwachsenen doch eher zurückhaltend, wenn es ums Weinen geht. Als Baby, als kleines Kind, da konnten wir uns alle noch über Tränen ausdrücken und auf uns aufmerksam machen. Im Laufe der Jahre haben wir uns das dann aber abgewöhnen müssen. Viele verschlucken ihre Tränen und verstecken sie. Denn Tränen verraten, wie es mir tatsächlich geht. Sie sind etwas Intimes und gehören nicht an die Öffentlichkeit. Und \richtige Männer\ weinen schon gleich gar nicht ... da können die Wissenschaftler noch hundertmal feststellen, dass \Weinen\ gesund ist, Stress abbaut, gegen Magengeschwüre hilft ... "Ein Indianer weint doch nicht!" Es gibt aber auch Menschen, die würden gerne weinen. Sie haben aber schon so viel Schlimmes erlebt, dass sie alle ihre Tränen scheinbar verweint haben und jetzt gar keine Träne mehr herausbringen, auch wenn der Kloß im Hals noch so dick ist. Manchmal liegen Lachen und Weinen eng beieinander. Da muss ich so lachen, dass mir die Tränen in die Augen schießen. Es hat mich berührt, was mir vergangene Woche ein befreundetes Ehepaar erzählt hat. Die beiden mussten schwere Zeiten mit ihrer kleinen Tochter überstehen. Die 6-jährige hatte einen bösartigen Tumor, der jetzt Gott sei Dank entfernt ist. "Was wir geweint haben im vergangenen Jahr. Es war schlimm!" - haben sie gesagt - "Aber es gab auch Momente, in denen wir alle herzlich lachen konnten. Wir wissen bis heute nicht recht, woher das gekommen ist. Wir haben Tränen gelacht und das war einfach ehrlich und hat so richtig gut getan." "Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen." (Lk 6, 21b) heißt es morgen bei allen Gottesdiensten. \Selig, beglückt und dem Himmel nahe\ nennt Jesus diejenigen, die weinen. Sie werden befreit und aus voller Seele lachen können, auch wenn es im Moment noch gar nicht so danach aussieht. Es gibt für jeden Menschen eine Zeit zum Lachen und eine Zeit zum Weinen. Gut, wenn er dabei die Tränen laufen lassen kann, weil er jemanden hat, der mit ihm weint, der da ist, wenn es weh tut oder er vor Freude fast platzt. "Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten", das haben die Menschen oft erfahren dürfen. Sie haben es deshalb in einem Psalm aufgeschrieben. "Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten!" (Ps 126,5) Darauf hoffe ich für mich und für Sie. Guten Abend! ---------- 17. Februar 2001, gesprochen von Erwin Albrecht Schlüsseldienst Mainz singt und lacht in diesen bunten Tagen. Aber Mainz \sieht auch rot\. Denn Bischof Karl Lehmann, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, bekommt nun doch den Kardinalspurpur. Er gehört damit zu den 44 \Neuen\, die im Laufe der kommenden Woche in ihr Amt eingeführt werden. Engste Berater des Papstes sollen die neuen Kardinäle sein. Zusammen mit ihm sollen sie umsetzen, was Jesus dem Petrus aufgetragen hat: "Dir Petrus werde ich die Schlüssel des Himmelreiches übergeben. Was Du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein. Und was Du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein." Jesus gibt sozusagen den \Generalschlüssel\ für das Himmelreich an Petrus weiter. Damit überträgt er ihm und der Kirche eine große Verantwortung. \Binden\ soll Petrus: Ein-binden, wo jemand draußen steht. Ver-binden, wo jemand verletzt ist. Ent-binden, wo Leben sich entfalten will. Und \lösen\ soll er: Aus-lösen, wo jemand gefangen ist. Er-lösen, wo jemand Angst hat. Auf-lösen, wo Knoten sind. Der Papst und alle, die ihn in seinem Amt unterstützen, sollen den Menschen mit viel Liebe erschließen, dass ihnen der Himmel offen steht. - Ein hoher Anspruch! Aber nicht nur für die Purpurträger in Rom. Jeder von uns hat auf seine Weise eine \Schlüsselrolle\. Er hat \Schlüsselgewalt\, was so viel heißt, wie: ich bin verantwortlich für etwas. Wenn mir jemand seine Schlüssel in die Hand gibt, drückt er damit aus: er vertraut mir. Ich könnte mit seinem Auto fahren, in seine Wohnung gehen oder an sein Postfach. Schlüssel zu haben, heißt natürlich auch \Macht zu haben\. Schlüssel ganz besonderer Art brauche ich, wenn Menschen \zugemacht\ haben. Da ist es oft schwierig das richtige Wort, den richtigen Ansatzpunkt zu finden. Manchmal genügt ein genaues Hinschauen, ein paar Millimeter, bis sich der Schlüssel im Schloss drehen lässt. Manchmal muss ich aber immer wieder neu ansetzen und geduldig probieren. Mit Gewalt geht dabei gar nichts. Ein abgebrochener Schlüssel blockiert dann eher alles. Ich kenne eine Menge Leute, die sich schwer tun mit der Kirche. Sie haben ihre Gründe, warum sie ihr gegenüber zugemacht haben. Oft fehlen Ihnen \Schlüsselerlebnisse\, dass Himmel und Kirche überhaupt etwas miteinander zu tun haben. Auf der anderen Seite fänden sie es aber auch schön, wenn jemand auf sie zuginge und Türen sich öffneten. "Liebst Du mich?" war seinerzeit die \Schlüsselfrage\, als Jesus den Petrus in sein Amt eingeführt hat. Ich bin überzeugt, wo die Menschen ob weiß oder schwarz, mit und ohne Purpur, wo sie \die Liebe\ zur \Kardinalfrage\ machen, wird vieles gut ... und fröhlich ... nicht nur in Mainz, wenn es singt und lacht. Guten Abend! ----------- 02. Juni 2001, gesprochen von Erwin Albrecht Pfingsten "Alles Gute kommt von oben!" sagen wir. In Rom scheint\s tatsächlich so zu sein. Da segeln an Pfingsten Hunderte von Rosenblättern aus der Kuppel im Pantheon in die Kirche hinein. Die Blütenblätter sollen an den Heiligen Geist erinnern, an Feuerzungen, wie sie hin und her springen, kaum zu greifen sind und doch lebendig greifbar nahe kommen. Augenfällig sollen die Leute in der Kirche davon berührt werden, was vor 2000 Jahren an Pfingsten los war: Plötzlich kommt vom Himmel her ein Brausen ... der Heilige Geist kommt in Feuerzungen über die Apostel und lässt sich auf ihnen nieder. Ein Funke springt über. Die resignierten Freunde Jesu fangen Feuer. Begeistert beginnen sie in fremden Sprachen zu reden. Und trotzdem kann jeder den anderen verstehen. Ein großer Traum, wenn man hier im Pantheon steht und mal japanische, mal spanische, mal italienische Wortfetzen mitbekommt. Damals konnten sich alle untereinander verständigen. Morgen feiern Christen den "Geburtstag der Kirche". Ungefähr zeitgleich mit dem Bau dieses Tempels in Rom, hat Jesus Christus in Jerusalem den Grundstein für seine \lebendige\ Kirche gelegt. Einen ganz besonderen Bau wollte er schaffen, einen Raum, in dem sein Geist lebendig ist, wo ich spüren kann, was er durch sein ganzes Leben vermitteln wollte: die Nähe Gottes, eine Atmosphäre, in der verängstigte Menschen Mut bekommen, wo Offenheit und Verständnis füreinander da sind, wo für alle Platz ist, für Frauen und Männer, für schwarze Schafe und für solche, die ihre vermeintlich weiße Weste herauskehren. Und egal, woher einer kommt, welchen Bildungsstand er hat - hier soll die Sprache gesprochen werden, die jeder versteht: die Sprache des Herzens und der Liebe. Das feiern Christen an Pfingsten. Das Pantheon war früher ein heidnischer Tempel. Heute ist es eine christliche Kirche. Wenn ich da stehe, beeindrucken mich diese alten dicken Mauern, die immer noch die Kuppel tragen und vor allem das große Loch oben in der Decke. 9 Meter sind dort offen geblieben, nicht zugemauert. Trotzdem stürzt das Ganze nicht ein. Ich kann ungehindert in den Himmel schauen. Und umgekehrt pfeift einem an manchen Tagen auch der Wind um die Ohren. Manchmal frage ich mich: sind es eigentlich mehr die Säulen und Mauern, die das Besondere dieser Kirche ausmachen oder ist es die Öffnung, die oben ins Freie führt? - Jedenfalls hat das Pantheon so in dieser Form bis heute überlebt. Kirchen brauchen offensichtlich \die richtige Spannung von Mauer und Öffnung\. Morgen soll also in Rom durch diese Öffnung wieder "der Heilige Geist in die Kirche herabkommen". Zumindest werden sich völlig unberechenbar überall hin Blütenblätter verteilen, wohin der Wind sie weht. Aber auch, wer nicht in Rom ist, soll davon berührt werden. Denn der Geist Gottes wirkt grenzenlos weit über diese Mauern hinaus, da wo wir uns offen begegnen ohne Angst, verletzt zu werden, wo wir mutig und lebendig sind und nicht erstarrt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie das an Pfingsten erleben, gerade wenn jetzt die Wände um Sie herum vielleicht ziemlich dick erscheinen oder Sie eher sprachlos vor einem Problem stehen. Guten Abend! ----------- 09. Juni 2001, gesprochen von Erwin Albrecht Rund 7 Milliarden Mark Entschädigung bekommt in Los Angeles ein Raucher, der einen amerikanischen Tabakkonzern verklagt hat. Er sagt: "Die Tabakindustrie ist Schuld, dass ich jetzt Lungenkrebs habe!" Bestimmt ist seine persönliche Situation trotz des bevorstehenden Geldsegens tragisch. Und es ist irgendwo verständlich, dass er alles tut, um mit seinem Leben zurecht zu kommen. Aber andererseits fällt es mir schwer, seine Gedanken nachzuvollziehen. Da raucht einer ein Leben lang und weiß wohl auch um die Folgen, die ja auf jeder Packung draufstehen. Er nimmt sie in Kauf und wird krank. Und jetzt sucht er die Schuld für seine Krankheit bei den Anderen. - Kann ich denn die Verantwortung für mein eigenes Verhalten so einfach abschieben? "Wer ist schuld?" diese Frage ist immer sehr schnell da, wenn irgendwo etwas schief gelaufen ist. Ein Sündenbock muss her. Der entlastet. Im Orient gab es früher dafür sogar einen richtigen Bock. In regelmäßigen Abständen kamen die Leute zusammen, losten ein Tier aus und stellten es in die Mitte. Jeder konnte zuerst in Ruhe über sich nachdenken. Dann ging man hin, legt dem Tier die Hände auf die Schulter und übertrug ihm alles, was einem schwer auf der Seele lag. Danach wurde der Bock - mit allen Sünden beladen - unter großem Getöse in die Wüste geschickt. Ein Fest der Versöhnung beendete diese Zeremonie. Manchmal wäre so etwas ja auch heute noch ganz praktisch: "... der ist schuld, alles drauf... und weg damit!" Wenn ich\s los habe, ist mir leichter. Aber ob das die Lösung wäre? "Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?" So hat Jesus einmal in der Bergpredigt das Verhalten seiner Zeitgenossen hinterfragt. Er wollte damit eine Hilfe geben, wie das Leben gut werden kann. Ich bin überzeugt, dass so viele Konflikte im Alltag leichter zu lösen wären, wenn jeder das Seine in den Blick nimmt und daran arbeitet. Nur weiß ich auch, dass es schwer fällt, den Mut aufzubringen, zu den eigenen Fehlern zu stehen und die Verantwortung für etwas zu übernehmen, was unangenehm ist. Manchmal würde ich lieber davonlaufen oder die Zuständigkeit auf jemand anderen schieben. Aber das geht halt nicht. Für viele Bereiche in meinem Leben bin ich selbst verantwortlich. Nicht der Metzger ist schuld, wenn ich mich falsch ernähere. Nicht das Fernsehprogramm ist schuld, wenn ich mich zu wenig bewege. Nicht die Politiker sind für das Ozonloch verantwortlich zu machen, wenn ich unüberlegt viel mit dem Auto herumfahre. Wer mit dem Finger auf andere deutet, um nicht die Fehlern bei sich selber suchen zu müssen, kommt auf Dauer nicht weiter. Denn, wenn ich mit \einem\ Finger von mir weg zeige, sind immer noch mindestens \drei\ auf mich gerichtet. Guten Abend! |
#160 WORT SONNTAG17.04.2006 - 15:55 |
Das Wort zum Sonntag vom 22. April 2000, gesprochen von Erwin Albrecht Quellen in der Wüste "Wüstenlandschaften erleben" stand unter diesen Bildern. Das Reisebüro musste mich nicht lange überreden. Ich habe den Flug nach Jordanien gebucht. Und es war tatsächlich so: man fährt stundenlang durch eine öde Gegend, nichts als Sand und Steine, die Sonne brennt. Im Ohr habe ich "Die Wüste lebt!", kann mir aber nicht vorstellen, dass da recht viel durchkommen soll. Doch auf einmal geht es dann in ein enges Tal und ganz unten bricht ein Wasserfall aus der Wand. Mitten in dieser Wüste: heiße Quellen. So viel Wasser, dass ich am liebsten gleich hineinspringen möchte-. "Zarqa Main" - "Blauer Quellort" sagen die Bewohner zu dieser Stelle in der Nähe des Toten Meeres, wo aus einer scheinbar toten Landschaft \Heilquellen\ sprudeln. Solche Naturereignisse gibt es auch anderswo auf der Welt. Wahrscheinlich bräuchte ich gar nicht so weit zu reisen, um "Wüstenerfahrungen" zu machen. Es ist ja manchmal so, dass ich unterwegs bin und überrascht werde. Alles wird ganz anders, als erwartet. Jemand hat ein Muttermal - eigentlich schon lange - aber plötzlich sagt der Arzt: "Das ist bösartig. Es sollte schnellstens wegoperiert- werden!" - Da schrumpft die große weite Welt von heute auf morgen auf einige Quadratmeter im Krankenzimmer. Leere, Wüste ... Die Gedanken springen zwar nach allen Richtungen, aber die vier Wände lassen sie zurückprallen aufs Bett. Auf einmal wird\s eng. Schluchten tun sich auf: wie tief soll es noch runtergehen? was kommt da noch alles? wie finde ich da bloß wieder \raus? Ich kann verstehen, wenn sich Menschen in solchen Situationen auch noch verschließen und \zu\ machen. Sie sperren sich ein, bauen Mauern um sich herum, lassen niemand mehr an sich heran, wollen alles erst einmal mit sich selber ausmachen. Aber die Angst hinter den \verschlossenen Türen\ wächst. Als ich in Jordanien bei schönem Wetter über das Tote Meer hinweg nach Westen geschaut habe, konnte ich \Jerusalem\ erkennen. Dort durften vor 2000 Jahren einige Frauen und Männer eine unglaubliche Erfahrung machen. Sie erlebten, dass in scheinbar aussichtslosen Momenten plötzlich eine Energie da war, von der sie nicht einmal zu träumen gewagt hatten. Sie entdeckten mitten in ihrer Wüste, in sich eine Heilquelle, die sie ganz neu lebendig werden ließ. Ihre Trauer verwandelte sich in Kraft. Was sie von Kindesbeinen an in den Psalmen auswendig gelernt hatten, wurde für sie auf einmal klar: "Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir! Alle meine Quellen entspringen in Dir, Gott!" (vgl. Ps 23 u. Ps 87) Die Freunde dieses Jesus von Nazaret haben "Auferstehung" erlebt. Nichts mehr konnte sie in ihren Mauern halten. Denn sie wussten: \er\ lebt und deshalb dürfen wir in jeder Situation und in jeder Wüste auf Heilquellen hoffen. Diese Erfahrung, liebe Zuschauerin, lieber Zuschauer wünsche ich Ihnen zum Osterfest: damit sich auch für Sie Lebensquellen auftun, dass es nur so sprudelt!- ------- ------- -------- Das Wort zum Sonntag vom 29. April 2000, gesprochen von Erwin Albrecht Unkraut und Heilkraut Zur Zeit blüht bei uns daheim im Garten alles auf. Aber kaum geht es dort so richtig los, ist auch das Unkraut schon wieder da. Ob es mir passt oder nicht. Unkraut sprießt überall - nicht nur im Garten. Es gibt keine Partei, keine Firma, keine Familie, keinen Menschen, wo alles stimmt, wo wirklich alles \nur gut\ ist. Manchmal beobachte ich Leute, die recht schnell einordnen: "Der säuft, der ist faul, der ist rot, der ist grün, der ist sowieso Ausländer, der ist konservativ, der progressiv ...; und der ist gut, die ist schlecht; das ist Kraut, das ist Unkraut!" Ist das alles so klar? Je mehr ich mich auf Menschen und ihre Fragen einlasse, auch auf das Schicksal sogenannter \gescheiterter Existenzen\, desto mehr frage ich mich manchmal: Ist das so offensichtlich, wer Kraut ist und wer Unkraut? Wer definiert das eigentlich? Was hat bewirkt, dass sich ein Kraut als Un-kraut auswächst, dass sich ein Mensch so oder so entwickelt? Wer kann sich anmaßen auszusortieren: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen? Eine Stelle aus der Bibel provoziert mich schon lang. Jesus sagt zu seinen Freunden: "Lasst beides wachsen ... das Unkraut und den Weizen!" - \Beides wachsen lassen\, heißt das: \einfach alles laufen lassen, sich abfinden mit dem Chaos\? Riskiere ich damit nicht, dass das Unkraut \ins Kraut schießt\ und den Weizen erdrückt? Versteht der, der so daherredet wirklich etwas vom Leben? - Unkraut ist Unkraut und Weizen ist Weizen. Ich kann doch das Schlechte nicht auf einmal gut heißen! ... Trotzdem gefällt mir, was Jesus da sagt. Wenn ich mich anschaue, merke ich: beides ist auch in mir da - Unkraut und Weizen stehen eng beieinander und sind oft nur schwer zu trennen. Und ich vermute mal, dass das bei allen Menschen so ist: Keiner ist \nur gut\ und keiner ist \nur schlecht\. Wir sind alle \Mischkulturen\. Darum muss ich mich manchmal bremsen mit meinen schnellen Vor-Urteilen und mich fragen: "Bist du ganz sicher, ob das, was du als \schlecht\ bezeichnest, auch wirklich \schlecht\ ist? Oder nur anders, fremdartig, unheimlich? Bist du sicher, dass das dann auch von Gott \böse\ genannt wird? Dass das, was \du\ denkst, sagst und tust, besser bestehen kann vor ihm, als das, was dein Nachbar tut?" - "Lasst beides wachsen bis zur Ernte!" heißt es in der Bibel. Mit anderen Worten: "Sei gelassen!" Jeder Mensch hat nur begrenzte Zeit und Energien zur Verfügung. Er muss sie sich einteilen. Er kann sich mehr mit Unkraut-jäten beschäftigen oder er setzt alles daran, den Weizen zu pflegen, das Gute zu fördern. Wer nur Unkraut jätet, wird nie damit fertig. Er wird im schlimmsten Fall zum fanatischen Ausreißer. Wer zu schnell mit dem Abrupfen bei der Hand ist, vertut unter Umständen sogar die Chance das Nützliche im \Unkraut\ zu entdecken. Und das ist schade. Denn nicht nur im Garten entpuppt sich "Unkraut" oft als "Heilkraut". --------- -- Das Wort zum Sonntag vom 30. September 2000, gesprochen von Erwin Albrecht Erntedank "Wie sagt man? Komm, sag schön \Danke\!" - daran erinnere ich mich noch recht gut, wenn die Oma oder Freunde etwas mitgebracht hatten. Jetzt sollte ich als Kind auch brav "Danke!" sagen. Das Ganze hatte aber manchmal einen eigenartigen Beigeschmack, vor allem, wenn es dann auch noch \Bitterschokolade\ war, die ich nie mochte. Morgen ist Erntedank. Da tauchen diese Bilder und Gefühle aus der Kinderzeit wieder auf, wo ich das \Danken\ lernen sollte. An diesem Tag \sollen\ wir für die Ernte danken, nicht nur für die Feldfrüchte, sondern auch für alles Lob, die Anerkennung und den Erfolg, den wir ernten. Aber \danken\ und \müssen\, das passt für mich nicht so recht zusammen. Denn was ich lernen kann, ist nicht, dass ich \Danke\ sagen \muss\, sondern, dass ich \Danke\ sagen \will\ und \darf\. \Danken\ hängt zusammen mit \denken\. Wenn ich über mich nachdenke, dann merke ich: Mein Leben ist ein Geschenk, ein ziemlich kostbares. Was es letztlich ausmacht, ist nicht machbar: z.B. dass ich gesund bin oder dass mich jemand liebt. Das Wesentliche im Leben kann ich weder kaufen noch mir verdienen. Vielleicht werden jetzt manche sagen: "\Leben ist Geschenk\ - Nein! Nichts wird mir geschenkt. Ich muss mein Leben selbst in die Hand nehmen und \machen\, was geht!" Freilich muss ich tun, was ich kann und meine Fähigkeiten, die ich habe, auch gut einsetzen. Aber was ist denn, wenn ich das Leben nicht als Geschenk ansehe? Da heißt es dann: "Leben - das ist meine Sache. Das \mache\ ich schon. Irgendwie kriege ich das schon hin." "Wir sind die Herren des Lebens!" - Diese Einstellung ist meines Erachtens sehr gefährlich. Eine Gesellschaft nämlich, die sich selbst \machen\ will, wird schnell zu einer Gesellschaft von \Machern\. Und was dabei herauskommt ist \Mache\. Das Leben zu machen, das kann beim Manipulieren und Rumspielen an den Genen im Reagenzglas beginnen und bei alten Leuten enden, die man \human entsorgt\ durch einen \sanften Tod\. Auf einmal ist nichts mehr \heilig\. "Alles ist machbar. Es wird dir nichts geschenkt!" Ich denke, das steckt bei vielen Menschen tief drin: "Was ich verdiene steht mir zu! Was ich habe ist kein Geschenk, sondern darauf habe ich einen Anspruch." Ist es das, was das Danken so schwer macht? Wem nichts geschenkt wird, wer alles selber machen kann, der braucht sich auch nicht zu bedanken - bei wem denn, und für was!? - Es gibt manchmal Ereignisse, wo Menschen erfahren: "ich habe mein Leben nicht in der Hand", schöne oder schlimme Momente, die \unter die Haut\ gehen, Situationen, die auch die \Macher\ spüren lassen: was da an mir geschieht, ist mehr als ein Zufall. Es gibt solche Punkte im Leben - ich wünsche sie Ihnen -, an denen wir die Chance haben, dankbar zu werden, und ganz ohne Beigeschmack sagen können: \Gott sei Dank!\ --------- -------- Das Wort zum Sonntag vom 07. Oktober 2000, gesprochen von Erwin Albrecht "Kinder im Brennpunkt" Ein kleiner Junge sitzt zusammengekauert neben seinem Vater. Er zittert vor Angst. Um die beiden herum wird wild geschossen. Wenige Sekunden später wird der Junge getroffen und stirbt im Kugelhagel zwischen Palästinensern und Israelis. Diese Bilder aus den Nachrichten am Anfang der Woche sitzen bei mir noch tief drin. Sie beschreiben dramatisch, was im Nahen Osten zur Zeit dort alles passiert. Ich muß aber oft auch an die Kinder von jüdischen Familien in unserem Land denken. Wie geht es Ihnen, wenn sie gesagt bekommen "Wir hassen dich!", wenn sie Angst haben müssen, allein auf die Straße zu gehen, wenn sie erleben, daß irgendwelche Fanatiker in Düsseldorf, Berlin-Kreuzberg oder sonstwo ihre Synagogen zerstören wollen? Meine Gedanken vermischen sich mit Berichten von vorgestern. Irgendwann am Nachmittag ... da reißt sich in Belgrad ein kleines Mädchen von der Hand ihres Vaters los, durchbricht die Mauer der Milosevic-Polizisten und läuft die Stufen des Parlamentsgebäudes hoch. Gott sei Dank, keine Schüsse in diesem Moment. Alle sind betroffen und viele der Polizisten fragen sich: "Was machen wir hier eigentlich? Auf das eigene Volk schießen? Nein!". Vielleicht hat das kleine Kind mit dieser unbekümmerten Aktion sogar die \Wende\ in Serbien eingeleitet. Kinder stecken immer wieder mitten drin in Krisenzonen auf der ganzen Welt. "Laßt die Kinder zu mir kommen. Menschen, wie ihnen gehört das Reich Gottes." Diese Stelle aus der Heiligen Schrift wird morgen in allen katholischen Gottesdiensten auf der ganzen Welt vorgelesen. In die Aktualität der vergangenen Tage hinein wird formuliert: Kinder haben etwas, was zusammengehört mit Gott. In einem Atemzug nennt sie Jesus mit dem \Reich Gottes\. Kinder sind reich an Gott. In ihrer Nähe ist er nahe, da ist sein Reich in \Reichweite\. Wer ihnen offenherzig begegnet, kann auf Gott stoßen. Irgendetwas davon müssen die Polizisten in Belgrad gespürt haben, sonst hätten sie das kleine Mädchen nicht so ohne Weiteres da hochmarschieren lassen. Das war ein Wink, vielleicht ein kleines Wunder. Aber wenn ich an den Jungen in Israel denke, komme ich nicht weiter. Und ich frage mich: "Warum läßt Du Gott all das zu, was da in unserer Welt passiert? Warum bist Du so? Was willst Du uns denn damit sagen?" Bei allen Fragezeichen, die bleiben, bin ich mir sicher, daß Gott auch in solchen Momenten da ist. Und ich kann nur hoffen, daß die Kleinen die Großen immer wieder anstoßen und zum Nachdenken bringen: "Weißt Du eigentlich, was Du da machst, Mensch? Ist das gut, was Du da treibst?" Ich bin davon überzeugt: Kinder können eine "Wende zum Guten" bewirken, durch die Art und Weise wie sie \unbekümmert\ auf etwas zugehen, wie sie \ängstlich\ ihre Welt beobachten und wie sie allem oft so \hilflos\ ausgeliefert sind. Wir müssen nur den Appell verstehen, der durch sie an uns ergeht. Denn wo Kinder sind, ist Gott nahe. ---------- |
#159 cccccccc15.04.2006 - 12:08 |
Das Wort zum Sonntag vom 15. April 2000, gesprochen von Erwin Albrecht Zeig mir Deine Wunde "Zu Risiken und Nebenwirkungen ... fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!" Es ist schon merkwürdig, dass das immer noch hinterhergeschoben werden muss, wenn für Arzneimittel geworben wird ... bei dem Anspruch der Naturwissenschaftler. Sie haben unsere Gene entschlüsselt und den menschlichen Erbcode geknackt. Irgendwann müssten sie doch Risiken und Nebenwirkungen zusammen mit allen Wunden und Schmerzen in den Griff bekommen. Tun sie aber nicht ... Viele Menschen haben offene Wunden, gegen die scheinbar nichts hilft, die einfach nicht heilen wollen. Dinge, Situationen, Ereignisse im Leben haben verletzt. Sie haben Wunden verursacht, die immer wieder aufbrechen, manchmal über Jahre. - Da hat ein Kind früher oft hören müssen: Du bist zu langsam, du kannst dies nicht und das nicht. Mit so einer Botschaft im Ohr lebt es sich später auch als Erwachsener schwer. Das Selbstwertgefühl ist angeknackst. - Bei anderen meldet sich das Gefühl von Wut, wenn sie an bestimmte Personen denken. Sie erinnern sich an Gemeinheiten, die ihr Partner ihnen zugefügt hat und die schon vor Jahren zur Scheidung geführt haben. Aber immer noch tut vieles weh und will einfach nicht aus dem Kopf. Natürlich kann ich versuchen, solche Wunden mit allem möglichen zu überpflastern. Aber meistens hält das nicht lange, nicht auf Dauer. An bestimmten Stellen brechen sie wieder auf. Salben und Cremes, ein schicker Anzug, ein modischer Haarschnitt - das kuriert höchstens äußerlich. Die Ursachen, warum ich mich manchmal so blutleer, so leblos fühle, liegen viel tiefer. Damit solche Wunden heilen können, braucht es Zeit und jemanden, dem ich meine Wunden offen zeigen kann, der mit mir in die Tiefe geht. Morgen beginnt mit dem Palmsonntag die Karwoche. Da ist Platz und Tiefe für meine Wunden. Christen erinnern in dieser Zeit an das Leiden und Sterben Jesu Christi. Im Mittelpunkt dieser Tage steht kein \vor Vitalität strotzender Strahlemann\ aus der Werbung, sondern ein geschlagener Mensch, verraten und verkauft. Er wird verspottet, verwundet und schließlich getötet. Dieser Jesus von Nazaret erfährt, wie weh offene Wunden tun. An seinem Schicksal kann ich sehen: Verwundungen gehören zum Leben. Ich darf aber auch wissen, dass es nicht dabei bleibt. Nach dem Karfreitag kommt Ostern. Das Leiden ist nicht das Letzte. Ich bekomme eine Perspektive, die Heil und Heilung verspricht. Das ist mir vor Augen. Und doch muss ich durch den Karfreitag durch. Da brauche ich jemanden in meiner Nähe, der zuhören kann, mich versteht und mitleidet. Es hilft, wenn ich ihm meine Verletzungen anvertrauen kann und er mich ahnen lässt, dass trotz allem alles gut wird. Ich hoffe, dass Gott auch mir da, wo ich gebrochen und verwundet bin, hilft, dass ich aufbreche zu neuem Leben und ganz gesund werde. "Für Risiken und Nebenwirkungen" würde ich dann selbst die Garantie übernehmen. Guten Abend! |
#158 wwwww15.04.2006 - 12:03 |
http://p072.ezboard.com/btheratzingerforum.showUserPub licProfile?gid=kirsty@theratzin gerforum 2 Europa im Mittelalter Europa hat zwei Wurzeln: a) Griechenland/Rom b) Christentum 2.1 Die religiöse Gestalt Europas im Mittelalter Im Mittelalter wurde Europa wesentlich durch die Orden der katholischen Kirche bestimmt. Der "Vater des Abendlandes", der Hl. Benedikt von Nursia, gab mit seiner Regel den Mönchen in Klöstern des Mittelalters die verbindliche Lebensform. "Ora et labora" ,welche für die Benediktiner grundlegend war. Die Benediktinerklöster des Frühmittelalters waren relativ selbständig. Die Mönche gelobten Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit (die drei evangelischen Räte) und "stabilitas loci". Die Benediktinerklöster waren in einer agrarisch verfaßten Welt Inseln der Gelehrsamkeit; durch sie wurde das Erbe der Antike über die Stürme der Völkerwanderung hinwegbewahrt. Im siebten und achten Jahrhundert missionierten die iro-schottischen Mönche das Festland neu. So wurde von der Peripherie Europas her der Kontinent neu mit dem christlichen Glauben erfüllt. Vom burgundischen Kloster Cluny ging eine der großen Reformbewegungen des Christentums aus: der Investiturstreit. Dem Reichtum Clunys setzten die Zisterzienser die Rückbesinnung auf das Armutsideal entgegen. In kürzester Zeit gab es in ganz Europa (auch Osteuropa) Zisterzienserabteien. Durch das System der Filialen, entstand zum ersten Mal ein Orden, der von seiner Zentrale aus, in ganz Europa präsent war. Mit der Gründung der Städte im Hochmittelalter entstanden die Bettelorden (Franziskaner und Dominkaner). Die Bettelorden fühlten sich dem Prinzip der Stabilitas loci nicht mehr verpflichtet, ihre Mitglieder waren mobil. Zur Beeinflussung der städtischen Massen bauten die Franziskaner große Hallenkirchen am Rande der Städte. Das rationalisierte Armutsideal der Bettelorden war der Gegenentwurf zum aufkommenden Reichtum der Bürger und Händler in der mittelalterlichen Städten. Dominikaner (Thomas von Aquin, Albertus Magnus) und Franziskaner (Bonaventura, Bacon) besetzten die Lehrstühle der Universitäten in den Städten Europas (Paris, Oxford, Cambridge, Bologna). 2.2 Kunst Die Benediktiner konnten in ihren Bauten an die römische Tradition anknüpfen. Die frühmittelalterlichen Bauten sind romanisch (Rundbogen). Die Kunst der Gotik (Spitzbogen) ist eine Erfindung der Zisterzienser. Ausgehend von der Ile de France entstanden in ganz Europa gotische Klosterkirchen (Münster) und Kathedralen (Bischofssitze). Berühmte Beispiele sind Salisbury und Canterbury in England, Reims und Chartres in Frankreich, der Kölner Dom in Deutschland. In Italien hinterließ die Gotik nur einige wenige herausragende Beispiele (San Francesco in Asissi und Santa Maria sopra Minerva in Rom, beides Bettelordenkirchen). Die Bauzeit der Kathedralen erstreckte sich über die Jahrhunderte, manche (wie der Kölner Dom und das Ulmer Münster) wurden erst in der Neuzeit fertiggestellt. In unserem Jahrhundert knüpfte Gaudi in Barcelona an die große Tradition des Kathedralenbaus an. Seine "Sagrada Familia" darf wie die mittelalterlichen Kathedralen nur durch Spendengelder finanziert werden; der Bau ist unvollendet wie viele mittelalterliche Kathedralen. Die Formensprache der Gotik wurde und wird in ganz Europa verstanden. Sie ist gekennzeichnet durch hochstrebende Pfeiler, große farbige Glasfenster und feines Maßwerk. 2.3 Musik Die Musik des Mittelalters war hauptsächlich Vokal. Sie entwickelte sich aus dem Offizium der Mönche. Sie Psalmen des Chorgebets wurden abwechselnd gesungen. Ursprünglich war dieser Gesang monodisch (unbegleitet, einstimmig). Auch die Haupteile der Messe (Ordinarium Missae: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei) wurden bei den Festen gesungen. Man nahm an, daß Papst Gregor der Große der "Erfinder" des Chorals war (daher "Gregorianik" ![]() 2.4 Das christliche Europa und die "Andern" Dem Abendland erwuchs im frühen Mittelalter im Islam ein gefährlicher Gegner. Im achten Jahrhundert eroberten die Muslime Spanien und drangen im Anfang des 9. Jahrhunderts bis nach Frankreich vor (732 Schlacht zwischen Tours und Poitiers: Karl Martell schlägt die über die Pyrenäen gekommenen Araber unter Abd ar-Rachman.) Die Reconquista , die Rückeroberung Spaniens durch die Christen prägte das Bewußtsein der Spanier über die Jahrhunderte. Entlang des Jakobsweges entstanden viele Klöster und Burgen, von denen aus der Widerstand gegen die Araber organisiert wurde. Zum Grab des Hl. Apostels Jakobus maior in Santiago de Compostella pilgerten die Menschen aus ganz Europa. Die Pilgerwege wurden Jakobuswege genannt. In unserem Jahrhundert erlebt die Wanderung auf den Jakobswegen eine neue Blüte auch unter Nichtchristen. Die geistige Auseinandersetzung mit dem Islam machte Europa mit den verschütteten Traditionen der Antike bekannt (Aristotelesrezeption im Hochmittelalter vermittelt durch den arabischen Philosophen Averroes (1126 -1198), Friedrich II. von Hohenstaufen trägt einen Krönungsmantel mit arabischen Schriftzeichen und aufgestickten Kamelen). Bei den Kreuzzügen lernten die Europäer die verfeinerten Sitten der Araber kennen (Limonade, Musselin). In der Ringparabel nimmt noch Lessing Bezug auf die arabische Kultur der Toleranz. Mit dem Fall Konstantinopels (1453) wird das christliche Europa erneut, jetzt im Osten vom Islam bedroht. In den folgenden Jahrhunderten dringen die Osmanen immer wieder sogar bis nach Wien vor. Über ganz Europa verstreut lebten die Juden. Für sie galt das Zinsverbot nicht. Mit dem Aufkommen der Städte wurde die Nachfrage nach Kapital immer größer. Diese Nachfrage bedienten die Juden. Pogrome wurden oft inszeniert, um die Gläubiger beseitigen zu können. Ideologisch wurde der Judenhaß gerechtfertigt, indem man die Juden als "Gottesmörder" bezeichnete. Durch ihre Mobilität und verwandtschaftlichen Beziehungen entstand über ganz Europa hinweg ein Geflecht aus Bekanntschaften (connections). 2.5 Staatlichkeit Der mittelalterliche "Staat" war ein Personenverbandsstaat. Das Königtum im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war ein Reisekönigtum. In Deutschland gab es lange Zeit keine eigentliche Residenz. Der König zog von Pfalz zu Pfalz und von Kloster zu Kloster und wurde dort mit seinem Gefolge versorgt. In Frankreich und England bildeten sich früh Paris und London als Herrschaftszentren aus. Noch in unserem Jahrhundert hatten die Deutschen Probleme mit ihrer Hauptstadt (Berlin, Bonn/Ostberlin, Berlin). Kennzeichnend für England und Frankreich ist der Zentralismus, für Deutschland bis heute der Föderalismus. In einem "Europa der Vaterländer" versucht man dem Gegensatz von Zentralismus und Föderalismus zu entkommen. 2.6 Die "geistige Gestalt" Europas "Als Europa seine geistige Identität erfuhr, stellte es gleichzeitig seine Überlegenheit in Frage. die Fähigkeit, auf Selbstgewissheit und pharisäerhaften Hochmut zu verzichten, definiert die europäische Kultur. Doch unkritische Toleranz gegenüber den Ansprüchen anderer Kulturen führt zur Auflösung der eigenen" Eine Definition der europäischen Kultur ist unmöglich, ohne Werturteile abzugeben- über die eigene europäische und die mit ihr verglichenen Kulturen. Dabei entsteht folgendes Paradoxon: Europäer, christliche und säkularisierte argumentieren universalistisch (wie die christliche Religion im Missionsauftrag oder der Humanismus in der Verteidigung der Menschenrechte). Konsequenter Universalismus verbietet Werturteile über die unterschiedlichen Zivilisationen und behauptet statt dessen ihre wertmäßige Gleichheit. Genau dadurch wird aber behauptet, jede Zivilisation sei exklusiv. Exklusivität aber bedeutet Ausschluss der anderen Zivilisationen, also Intoleranz. Das Postulat der Gleichheit aller Zivilisationen führt dazu, sie als extrem ungleich ansehen zu müssen- ein Paradoxon. Die Überlegenheit der europäischen Kultur kann aus dem Aushalten der Unsicherheit gegenüber den eigenen Normen gefolgert werden. Der Wille, die Unsicherheit auszuhalten, wurde durch das Christentum geformt. wenn Heinrich Heine dichtend fordert: Wir wollen hier auf Erden schon das himmelreich errichten", so bietet das Christentum, das zwar in aber nicht von dieser Welt ist (frei nach Jesus), keine perfekten Lösungen für eben diese Welt an. Dadurch werden Christen nicht vor die Wahl "Vollkommenheit oder Selbstzerstörung" gestellt, sondern ermutigt, sich und jeden anderen in seiner Unvollkommenheit anzunehmen. Das Aushalten der Unsicherheit und der Verzicht auf eine perfekte Lösung ist christliches Erbe, worauf ein säkularisiertes Europa nicht verzichten darf, ohne sich selbst aufzugeben. zurück zur Antike | Seminar-Home | vor zur Renaissance Home |
#157 WORT ZUM SONNTAG15.04.2006 - 11:58 |
Das Wort zum Sonntag vom 27. November 1999, gesprochen von Erwin Albrecht Friedenslicht aus Betlehem Wenn diese Lichter reden könnten ... was da wohl für \brennende Anliegen\ jeweils dahinter stecken ..., wieviele Wünsche da mit in den Himmel geschickt werden ...!? Heute vor einer Woche wurde in einer Kirche in Betlehem auch ein Licht entzündet. Das damit verbundene Anliegen war: es soll Frieden in der Welt voranbringen. Das Licht wurde an der Stelle angezündet, wo Christen glauben: hier wurde Jesus Christus geboren. Kinder, die bei diesem Gottesdienst dabei waren, haben dann das \Friedenslicht aus Betlehem\ mit dem Flugzeug nach Frankfurt gebracht. Sie haben es dort an Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus allen Ecken Deutschlands weitergegeben. Die sind nun aufgebrochen und bringen während der ganzen Adventszeit über verschiedene Stationen hinweg dieses Licht heim zu allen Leute, die sich nach Frieden sehnen. Mir gefällt diese Idee. Da sind tausende von jungen Menschen unterwegs und drücken über diese Lichterstafette ihre Sehnsucht aus: wir wollen, dass Frieden wird in der großen und kleinen Welt; wir möchten, dass das Leben gut wird; wir hoffen darauf, dass die Menschen hinhören auf den, der dort in Betlehem vor 2000 Jahren das Licht der Welt erblickt hat. Vielleicht belächeln ja manche diese Aktion: "Frieden, gab\s noch nie auf der Welt und wird es nie geben. Da hat auch Jesus Christus nicht viel gebracht. Mit einer Kerze herumzulaufen und da etwas ändern zu wollen, ... das ist schon etwas naiv!" Aber ich erinnere mich an ähnliche Stimmen vor 10 Jahren, die genauso tönten. Sie wurden dann aber recht still, als das Kerzenmeer in den Kirchen im Osten für immer mehr Lichtblicke sorgte auf ein geeintes Deutschland hin. Da wurden Kräfte frei, denen keine Mauer mehr standhielt. Es ist gut, dass Jugendliche an der Schwelle ins Jahr 2000 unterwegs sind mit ihrem Friedenslicht zu uns nach Hause. Sie bringen es für jeden in greifbare Nähe. Sie laden ein, sich anstecken zu lassen von dem Wunsch: Friede für mich, Friede für die Welt. Und vielleicht wird dieser Wunsch dann da und dort auch so stark, dass Menschen dunklen Flecken in ihrem Leben auf den Grund gehen, bei sich beginnen und selber erste Schritte in Richtung \Frieden\ gehen. Für mich heißt das: auf jemanden zuzugehen, bei dem mir das bisher schwer gefallen ist, vielleicht sogar unmöglich erschien, weil er mich ausgetrickst, mich gemobbt, über mich schlecht dahergeredet hat. Es gibt Situationen, die treffen tief und tun weh, oft jahrelang. Und ich spüre: dort, wo ich verletzt wurde oder auch wo ich einem anderen etwas angetan habe, da wird das Leben dunkler. Da bleibt oft \etwas\ zurück. Umgekehrt, tut es gut, wenn ich die Erfahrung machen darf, dass ich nach langem Hin und Her jemandem verzeihen kann oder dass einer mein "Entschuldige bitte" annimmt. Da merke ich erst, wie es licht wird und wie ich mich wieder wie neugeboren fühlen darf. Mit dem 1. Advent beginnt eine Zeit, in der Ihnen viele Kerzen und Lichter auf den Straßen begegnen werden. Das \Friedenslicht aus Betlehem\ brennt auch in Ihrer Nähe. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Advent. ---------------- Das Wort zum Sonntag vom 15. Mai 1999, gesprochen von Erwin Albrecht Brückenbauer gesucht Immer wieder hatte die Nato in den vergangenen Tagen und Wochen Brücken im Visier: "... um den Nachschub für die Serben im Kosovo abzuschneiden" hieß es. Nächtelang - so konnten wir am Bildschirm mitverfolgen - standen dort serbische Frauen und Kinder auf den restlichen Brücken und verteidigten sie mit ihrem Leben. Wenn Bomben auf Brücken fallen, werden offenbar nicht nur strategische Ziele getroffen, sondern auch der Lebensnerv eines Volkes. Eine Brücke ist schnell zerstört: eine Bombe drauf, zack, Ende der Verbindung. Da führt dann nichts mehr hinüber und herüber. Was wir aber nicht sehen, ist, daß dabei jedesmal nicht nur eine Straße unterbrochen und Teer aufgewühlt wird, sondern daß da Gräben aufgerissen werden, die mitten durchs Herz gehen. Eine Brücke kaputt zu machen, das geht relativ schnell; sie aber vollständig wieder aufzubauen bis alle Lücken ganz geschlossen sind - das dauert. Dieses Erbe wird uns wohl weit bis ins 3. Jahrtausend hinein belasten. \Brückenbauer\ werden gefragt sein, notwendiger denn je. Nicht nur solche, die ein paar Behelfsbrücken aufstellen und Luftbrücken organisieren. Sondern vor allem solche, die sich engagieren und Menschen an einen Tisch bringen, die für Verständnis werben, und Wunden heilen helfen; die dann auch immer wieder neu ansetzen und sich nicht entmutigen lassen; die keine Angst haben, daß sie scheitern, daß sie dabei ihr Gesicht verlieren oder zwischen die Fronten geraten. Brückenbauer zu sein, ist eine Kunst und erfordert ganz besondere Eigenschaften - sowohl im politischen, als auch im persönlichen, zwischenmenschlichen Bereich. Der Brückenheilige Johannes von Nepomuk hatte solche. Morgen feiert er Namenstag. In der Mitte vieler Brücken steht die Figur dieses Priesters aus Prag. Im 14. Jahrhundert hatte ihn der tyrannische König Wenzel von der Karlsbrücke in die Moldau werfen und ertränken lassen. Die Legende sagt: das Besondere an Nepomuk war, daß der einerseits mutig den Mund aufgemacht hat, wenn es darum ging, Unrecht beim Namen zu nennen. Und andererseits, daß er schwieg, wenn er ein Geheimnis zu hüten hatte, das ihm anvertraut war. Ich bin überzeugt, es braucht auch heute solche Brücken-Menschen, die das Wort der Bibel beherzigen: "Es gibt eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden!" (Kohelet). Schweigen heißt für mich dabei nicht: Ungerechtigkeit einfach hinzunehmen oder nichts zu sagen, weil ich zu feig bin. Schweigen heißt vielmehr: das, was ich höre, im Herzen bewahren zu können; zu überlegen, ob das, was ich sage, unbedingt gesagt sein muß, ob es der Verbindung zueinander nützt. Und Reden heißt für mich nicht: überall mitzuplappern und alles besser wissen zu wollen, sondern das Schweigen dann zu brechen, wenn es um die Suche nach Wahrheit geht, auch wenn es Kopf und Kragen kosten kann. Ich möchte im Kosovokonflikt nicht gescheit mitreden und so tun, als ob ich wüßte, wie es weitergehen soll. Aber ich beobachte, daß Schweigen jetzt nicht die Lösung sein kann, wenn Menschen verhungern müssen, wenn ein ganzes Volk vertrieben und ausgerottet wird. Ich sehe aber auch, daß es sich offensichtlich nicht reden läßt, wenn Bomben jeden Versuch übertönen, Wege für einen Dialog anzubahnen. Ich hoffe, daß \Schweigen und Reden\ zur rechten Zeit zu Grundpfeilern werden für neue Brücken, wo jetzt noch tiefe Löcher sind. --------------- Das Wort zum Sonntag vom 08. Mai 1999, gesprochen von Erwin Albrecht Es ist schon ein uriges \Männchen\ mit der hohen Stirn, der großen Zunge ... und vor allem diesen \Riesenhänden\. Eine Künstlerin hat es für ein Museum in Wolnzach (in der Nähe von Ingolstadt) gefertigt, das sich mit der menschlichen Hand befaßt. Diese Gestalt ist aber nicht einfach ihrer Phantasie entsprungen, sondern bildet einen Teil unseres Hirns ab. Den Platz, den die menschlichen Körperteile im Großhirn belegen, hat die Künstlerin auf diese Figur übertragen: je mehr Gehirnzellen für die einzelnen Gliedmaßen da sind, um so größer kommen sie hier raus. Und so sieht das also bei uns aus: Beine, Oberkörper, Schultern bekommen relativ wenig Masse ab; dafür beanspruchen die Hände 20 mal mehr Platz im Hirn, als ihnen das im Verhältnis zu ihrer natürlichen Größe zustehen würde. Diese Figur macht deutlich, daß unsere Hände von der Natur ziemlich gut bedacht sind. Dementsprechend setzen wir sie ja auch ein. Im Schnitt ca. 25 Millionen mal langt ein Mensch im Laufe seines Lebens zu. Mit den Händen verändere und begreife ich die Welt. Ich kann schreiben, Klavier spielen oder Kinder wickeln. Ich kann damit zupacken und Gegenstände ertasten. Ich kann zuschlagen oder streicheln, jemanden abwehren oder einladen. Es ist fast ein Wunder, was ich allein mit meinen Händen alles bewerkstelligen kann. Das verleitet aber manchmal auch zu dem Trugschluß, daß, wer \viel\ kann, schon bald \alles\ kann: "Das nehmen wir schon in die Hand. Das \machen\ wir schon! Es gibt nichts, was wir nicht in den Griff bekommen würden." Das stimmt aber nicht. Trotz aller Fingerfertigkeit: Entscheidendes im Leben kann ich eben nicht machen. Das habe ich nicht im Griff. Ich kann mich zwar z.B. gesund ernähren, mich bemühen, liebenswürdig zu sein, jemand die Hand zur Versöhnung zu reichen ... aber, daß ich dann gesund bleibe, daß mich ein Mensch liebt, daß er mir verzeiht, das kann ich nicht \machen\. Es gibt Situationen im Leben, die kann ich nicht handhaben. Ich weiß, das ist manchmal nur schwer zu akzeptieren und will nicht in den Kopf (kein Wunder, so wie wir anscheinend angelegt sind). Was dann tun, wo nichts zu \machen\ ist? "Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; ... der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie." In diesem Satz aus der Bibel steckt für mich viel Lebenserfahrung. Das ist es, was wir Menschen in die Welt einzubringen haben: Der Sämann muß aussäen. Das ist sein Teil, den er tun muß, so gut er kann. Wie es aber weitergeht, liegt nicht mehr in seiner Hand. Da muß er jetzt loslassen und geduldig warten. Wer sein Möglichstes getan hat und gesät hat, darf dann auch darauf vertrauen, daß der Same keimt und aufgeht. Morgen ist Muttertag. Viele Mütter fragen sich gerade an so einem Tag: hatte ich bisher eine glückliche Hand für meine Kinder? War und bin ich ein gute Mutter? Manche sorgen sich, wenn ihnen mit der Zeit alles aus der Hand gleitet, wenn sich die \lieben\ Kleinen ganz anders entwickeln, als sie das erwartet haben, wenn es schwierig wird die richtige Nähe und Distanz zu den Kindern zu finden. Da stehen sie dann oft mit scheinbar leeren Händen da und müssen feststellen: "Jetzt kann ich gar nichts mehr machen!" Hoffentlich ist dann jemand da, der ihnen nicht nur am Muttertag sagt: "Macht nichts! Es ist schon gut so. Laß los. Du darfst darauf vertrauen, daß jemand anderer seine Hand über alles hält, damit sich zum Positiven entwickeln kann, was Du in Deinen Kindern gut angelegt hast." ----------------- Das Wort zum Sonntag vom 01. Mai 1999, gesprochen von Erwin Albrecht Quellen zum Durchblicken (aus Wemding) Klar und ungetrübt sehen zu können, besser durchzublicken - das wünsche ich mir. Ich will gar kein Hellseher sein, aber manchmal wüßte ich schon gerne, wie es da und dort weitergehen soll in der großen und in meiner kleinen Welt, was ich tun oder lassen soll; da hätte ich gerne einen ungetrübten Blick für das, was wesentlich, was wichtig und richtig ist. \Durchblick zu haben\, danach sehnen sich zur Zeit wohl auch viele Politiker und Diplomaten, wenn sie nach Lösungen suchen, wie es im Kosovo und an vielen anderen Orten weitergehen soll und wenn sie bewerten sollen, was in der jetzigen Situation richtig und was falsch ist, damit die Gespräch nicht von vornherein wieder zum Scheitern verurteilt sind. \Nicht so klar sehen können\, wohin der Weg in die Zukunft führt, das ist oft der Grund, warum Menschen am 1. Mai hierher ins Donauries nach Maria Brünnlein in Wemding kommen. Jeder bringt seine Anliegen mit, in der Hoffnung, nachher wieder etwas klarer zu sehen. Hier sprudelt eine Quelle direkt aus dem Altar. Das Wasser soll gesund sein für die Augen. Gerade dann, wenn der Arzt und Apotheker nicht mehr so recht weiter helfen können, soll dieser Ort in einer besonderen Weise heilsam werden. Ich vermute, daß der \Wunsch nach klarer Sicht\ auch dahinter steckt, wenn sich die Wallfahrer hier am Brunnen in der Kirche die Augen auswaschen bei allen möglichen Formen von "Sehschwäche". * Wenn sich jemand selber nicht mehr ins Gesicht schauen kann, weil es sich schuldig fühlt; wenn er den eigenen Blick nicht mehr ertragen kann und schon gar nicht den der anderen. * Oder: wenn jemand zwar so ganz gut sehen kann, aber alles schwarz sieht. Vielleicht kennen Sie solche Menschen ja auch. Wenn die Welt um sie herum noch so bunt ist, sie sind blind für das Schöne. Deswegen erleben sie ihr Leben ziemlich öde und oft sinnlos. * Manchmal stehen hier an der Quelle auch Leute und suchen Gott: "Wo bist du? Meine Augen können dich nicht mehr finden, seit unser Sohn vor ziemlich genau einem Jahr mit dem Motorrad an eine Leitplanke fuhr und seitdem gelähmt ist. Gott, laß mich dich wieder sehen!" In Wemding und weit über Schwaben hinaus hat sich herumgesprochen, daß Menschen von Wallfahrtsorten anders wegehen, als sie gekommen sind. Es tut wohl gut, wenn ich weiß, wo ich meine Tränen abwischen kann, wo ich um eine klareren Blick beten darf. Zwar sind damit nicht alle Probleme mit ein paar Spritzer Wasser weggewischt und der große Durchblick kommt auch nicht mit einem Schlag. Aber manchmal kann ich hier mein Leben wieder neu ordnen und das Ziel meines Lebens wieder besser in den Blick bekommen. Es ist eine uralte Erfahrung, die Pilger schon seit 2 1/2 Tausend Jahren in der Bibel entdecken und die ich auch Ihnen wünsche, und vor allem denjenigen, die momentan vor einem \Schwarzen Loch\ stehen: "Du, Gott, führst mich hinaus ins Weite und machst meine Finsternis hell!" Erwin Albrecht, Regensburg |
#156 WORT ZUM SONNTAG15.04.2006 - 11:56 |
Das Wort zum Sonntag vom 04. Dezember 1999, gesprochen von Erwin Albrecht Lichtgestalten "Schüler schmieden Mordkomplott gegen Lehrer" - "Gewalt" - "Schmiergeldaffären" - "Dopingskandale" - "\Schwarze\ Konten" - ... es schaut recht düster aus vier Wochen vor dem Jahr 2000. Einige Zeitgenossen sagen sogar: "Wir laufen wie zwischen zwei Mauern auf das Ende zu!" Unheilpropheten verstärken diesen Eindruck und haben damit Hochkonjunktur. In diesen Adventstagen steigen Bergleute in die Tiefe hinunter, "untertag", wo kein Licht mehr hinkommt. Bei Fichtelberg zünden sie in den dunklen Stollen des Bergwerks Kerzen an und beten vor der Statue der Heiligen Barbara. Sie verehren diese Frau als Schutzpatronin, weil die sich durch nichts Angst machen ließ. Die Legende berichtet, dass ihr Vater sie in einen Turm einmauerte. Er wollte verhindern, dass die Tochter aus seiner Welt \ausbricht\, dass sie eigene Wege geht. Doch Barbara ließ sich nicht einschüchtern. Je aussichtsloser für sie die Lage wurde, umso klarer erkannte sie: "Ich bin frei. Niemand kann mir mein Innerstes, meinen Gott nehmen!" Und in ihrer Lebensgeschichte heißt es: ein Engel besuchte sie in ihrem Verlies und brachte ihr Kraft und Hoffnung. Den Bergleuten ist Barbara wichtig geworden. Denn sie wissen: Je tiefer es geht und je dunkler und enger es wird, umso mehr braucht es Mut, Orientierung und Sicherheit. Mauern und Schächte sind dann nicht mehr so bedrohend, wenn ich weiß, wo es lang geht, wenn Lichter am Weg sind, wenn jemand zusammen mit mir unterwegs ist. Die Barbarafigur erinnert sie daran: "Egal, was immer auch Schlimmes kommen mag, Gott ist da. Er schickt seinen Engel auf den Weg. Darauf kannst Du dich verlassen!" Ich kenne viele Menschen, denen die Freude am Leben fehlt, weil sie verzweifelt sind und Angst haben: "Ich bin \abgestürzt\ und am Boden ... weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich sehe keinen Ausweg mehr!" - Es ist gut, wenn dann einer kommt, mit einem redet und der andere am Ende sagen kann: "Du bist ein Engel! Danke, dass es Dich gibt!" "Wirst Du für mich, werd\ ich für Dich der Engel sein?" haben wir als Kinder immer gesungen. Es gibt sie, solche leibhaftigen Engel, die auf einmal da sind, wenn ich sie brauche, die mir helfen, Mauern zu sprengen, die mich aus der Tiefe holen und aufrichten, die mir Lichtblicke vermitteln, wenn ich nur mehr schwarz sehe. Manchmal hören sie auch bloß zu oder nehmen mich in den Arm. Solche Engel fallen nicht einfach vom Himmel, sondern sie entpuppen sich meistens hier mitten in unserer Welt. Sie können sogar Ihren und meinen Namen haben. Ich bin überzeugt und auch Barbara steht dafür: Gott steuert dem Unheil entgegen; denn er " ... hat seinen Engeln befohlen, dich zu behüten auf allen deinen Wegen." (vgl. Psalm 91,11) Ich wünsche Ihnen, dass so ein Engel auch Sie begleitet. Gute Nacht! -------------------- Das Wort zum Sonntag vom 11. Dezember 1999, gesprochen von Erwin Albrecht Wenn das \Leben\ zur Welt kommen will Hebammen haben schon jetzt viel zu tun; aber sie müssen sich einstellen auf einen richtigen Babyboom, der für die nächsten Wochen vorausberechnet ist. Überall, wo \neues\ Leben zur Welt kommen will, da sind Geburtsvorbereitungen wichtig. Morgen ist der 3. Advent. Viele Menschen spüren in diesen Tagen, daß sie sich vorbereiten wollen auf Weihnachten, daß sie etwas tun wollen, damit das Leben an irgendeinem Ort auf der Welt ein Stückchen besser wird. Sie spenden, damit Kinder in Afrika etwas zu essen bekommen, unsere Obdachlosen sich bei der Caritas einen neuen Mantel holen können oder Flüchtlinge in einem warmen Zelt übernachten dürfen. Diese Zeit vor Weihnachten schärft mein Gespür. Sie macht mich feinfühliger für Situationen, wo das Leben angeknackst ist, wo es sich entfalten will, ... aber nicht so richtig durchkommt und den Weg ins Freie findet. Advent ist für mich eine Zeit, in der ich mich Dingen zuwende, mit denen ich schon lange schwanger gehen. Da möchte ich dem Leben bei mir und bei den anderen auf die Sprünge helfen. Es gibt soviel \ungeborenes\ Leben in jedem von uns, so viele verborgene Begabungen und Lebenswünsche, die bisher noch nie zum Zuge gekommen sind. Zuerst haben sie unsere Eltern und dann wir selbst übersehen, verdrängt, mit Arbeit zugedeckt, und doch sind sie in uns angelegt und wollen zur Welt kommen. Viele Menschen kennen Gefühle, die Leben verhindern. Die Wut gegen die Eltern, die Kollegen und die politischen Gegner lähmt sie. Manche leiden an Verletzungen, die immer wieder aufbrechen. Und sie erleben \Nachtwanderungen\ im Glauben, die sie selbst an Gott zweifeln lassen. Manchmal begegnen mir Leute, die sehr bitter und hart erscheinen. Sie würden gern anders sein, spüren aber verhindertes Leben, Chancen, die für immer vertan sind. Es gibt aber Gott sei Dank auch Männer und Frauen, die gelassen und gütig sind. Mir fallen einige Gesichter aus dem Seniorenheim ein: Was manche da so alles erlebt haben ... im Krieg, mir Ihrer Familie, oft schlimme Dinge. Und trotzdem strahlen sie, wirken auf mich humorvoll und großzügig. Ich vermute, das hängt damit zusammen, daß sie Leben wirklich für sich und für andere zulassen können. Wir alle haben viel mehr Lebensmöglichkeiten, als wir selber manchmal zu ahnen und zu entfalten wagen. Wenn das Leben durchkommen soll, muß ich ihm und mir eine Chance geben. Das fängt damit an, daß ich mich frage: Führe ich wirklich das Leben, das ich eigentlich führen will? Oder stehe ich mir im Weg? Einige denken in diesen Adventstagen über sich nach und kommen zu dem Ergebnis: Ich habe schwere Jahre hinter mir; vieles ist schief gegangen. Denen wünsche ich, daß sie irgendwann einmal ihre Schmerzen als Geburtsschmerzen bewerten können, als Wehen, in denen sich neues Leben angekündigt hat. Wer so im Advent ein Gespür für das Leben entwickelt, der darf beruhigt \guter Hoffnung sein\. Denn menschliches Leben und Gott sind eins geworden, spätestens seit der Weihnacht vor 2000 Jahren. Guten Abend! |
#155 vvvvvvvv14.04.2006 - 18:02 |
ZENIT, 13. Mai 2000 - WOCHENBERICHT - Die Welt von Rom aus gesehen ============================== ================================ ==== VATIKAN * Faustina Kowalska ist ein Geschenk Polens an die ganze Kirche * Die heilige Faustina Kowalska: Brennpunkt der Göttlichen Barmherzigkeit * "Arbeiter-Papst" führt den Vorsitz bei historischem Jubiläum * Märtyrer sind unentbehrlich für die Verkündigung des Evangeliums WELT * Buch klagt Missachtung der Leiden von Juden im 2. Weltkrieg durch Rabbiner an * Verkündigung des Evangeliums des Lebens in Brasilien * Ein Jahrhundert von Blut und Glauben KURZBERICHTE * Edith Stein alarmierte Pius XI. wegen des Nationalsozialismus * Papst begrüßt Mitglieder von "Kirche in Not" * Wiederaufleben der katholischen Naturrechtslehre ============================== ================================ ==== Besuchen Sie unsere Webseite: http://www.zenit.org Um ein Abonnement zu bestellen bzw. wieder abzubestellen: http://www.zenit.org/german/subscribe.html -------------------------------------------------------- VATIKAN -------------------------------------------------------- FAUSTINA KOWALSKA IST EIN GESCHENK POLENS AN DIE GANZE KIRCHE Heiligsprechung auf dem Petersplatz in der Anwesenheit von 200,000 Pilgern Vatikanstadt, 30.April (ZENIT.org).- "Mit Faustina Kowalska dringt die große Botschaft von der göttlichen Barmherzigkeit durch die Leiden des 20.Jahrhunderts, um die Christen des neuen Jahrtausends zu erreichen", sagte Johannes Paul II. heute Morgen bei der Eröffnung der feierlichen Zeremonie für die Heiligsprechung der polnischen Ordensschwester vor ungefähr 200.000 Pilgern. Faustina ist die erste Heilige des Jubeljahres, obwohl ihre Geschichte ganz mit dem Jahrhundert verbunden ist, das hinter uns liegt und das gekennzeichnet ist von den unermesslichen Leiden, die von den zwei Weltkriegen verursacht wurden. Es war genau zwischen diesen beiden katastrophalen Ereignissen, als Faustina die Botschaft von der göttlichen Barmherzigkeit von Christus bekam. Der Heilige Vater bezeichnete sie als eine Brücke der Hoffnung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Ihre Spiritualität zog ihn während seiner Jugend an; heute stellte er sie feierlich der ganzen Kirche als Vorbild vor Augen. An einem schönen Frühjahrsmorgen war der Petersplatz bis zum Bersten mit Pilgern und begeisterten Anhängern von Schwester Faustina gefüllt, bis in die Via della Conciliazione hinein. Amerikaner und Polen bildeten die größten Gruppen, obwohl auch viele Italiener und auch Vertreter von anderen Teilen der Welt da waren. Weitere Hunderttausende verfolgten die Zeremonie in einer Life-Übertragung von einem Gelände außerhalb des Heiligtums der göttlichen Barmherzigkeit auf dem Lagiewniki-Hügel in Krakau. "Es handelt sich um keine neue Botschaft, aber dieser Tag kann als ein Tag besonderer Erleuchtung gelten, der uns hilft, die Osterbotschaft intensiver zu leben, um sie wie einen Lichtstrahl den Männern und Frauen unserer Zeit anzubieten," sagte der Heilige Vater, als er die Bedeutung und den Wert der Verehrung der göttlichen Barmherzigkeit erklärte, welche Schwester Faustina inspirierte, und die heute Millionen von Anhängern in der ganzen Welt hat. Der Papst verkündete, dass in der ganzen Welt "der zweite Sonntag nach Ostern der Tag der göttlichen Barmherzigkeit sein wird, als ständige Einladung an die christliche Welt, mit Vertrauen auf die Güte Gottes den Schwierigkeiten und Prüfungen ins Auge zu sehen, die der Menschheit in den kommenden Jahren bevorstehen." "Ein Hymnus an die Barmherzigkeit", so der Papst, "war das Leben dieser Ordensschwester, verborgen in einem Kloster und verzehrt von der Nächstenliebe, einer Liebe, die in der Selbsthingabe bestand, die nur in der Schule Gottes gelernt werden kann, in der Wärme seiner Liebe." Aus dieser Perspektive heraus betonte der Hl. Vater, dass die Barmherzigkeit implizit eine Botschaft über den Wert eines jeden Menschen ist. Diese Botschaft wird durch das Strahlen aussendende Herz auf dem Bild der Heiligen Faustina gut zum Ausdruck gebracht. "Aber vor allem ist ein solches Bild Symbol des Trostes, der zu jedem kommen will, der von Schmerz oder Sünde geschwächt und versucht ist, sich der Verzweiflung zu überlassen," sagte Johannes Paul II. Der Heilige Vater sang dann das "Regina Caeli" mit kräftiger Stimme und begrüßte die Pilger in verschiedenen Sprachen, wobei er Wert darauf legte, keine Gruppe zu übersehen. Sodann grüßte ihn von einem Monitor aus der Auxiliarbischof von Krakau und dankte ihm. Dieser sprach von dem Heiligtum in Lagiewniki, welches der junge Wojtyla täglich besuchte, bevor er in die Solvay-Fabrik zur Arbeit ging. Zwei riesige Menschenmengen in Rom und Krakau, die nacheinander auf riesigen Bildschirmen erschienen, grüßten Johannes Paul II. mit vielfarbigen Tüchern und sangen das ihm bei seinem letzten Besuch in seiner Heimat gewidmete Lied. Johannes Paul II., heute nach einer Woche Urlaub in guter Verfassung, war offensichtlich überwältigt, als er auf das Meer wehender Fahnen blickte, die Polen mit der ganzen Kirche verbanden. ZD00043006 -------------------------------------------------------- DIE HEILIGE FAUSTINA KOWALSKA: BRENNPUNKT DER GÖTTLICHEN BARMHERZIGKEIT Die polnische Ordensschwester starb mit 33 Jahren und hinterließ der Welt die Botschaft von der göttlichen Barmherzigkeit Vatikanstadt, 30.April (ZENIT.org).- Für Faustina Kowalska gab es im Leben nur einen Anziehungspunkt: die göttliche Barmherzigkeit. Diese Wirklichkeit verzehrte ihre ganze Energie und ihr kurzes Leben. Aus den Seiten ihres Tagebuches, das nach ihrem Tod ans Licht kam, strahlte sie diese Botschaft an die ganze Welt aus. In ihrer Einfachheit ist diese Botschaft dennoch eindringlich. Sie kam in der dunkelsten Zeit zwischen den zwei Weltkriegen. Helena Kowalska wurde in Glogowiec, einem kleinen ländlichen Dorf in Polen, am 25. August 1905 geboren. Als drittes von zehn Kindern, besuchte sie die Schule nur drei Jahre lang. Als Heranwachsende war sie Hausangestellte bei reichen Familien der Umgebung. Aber der Ruf zum geweihten Leben, der sie zuerst in ihrer Kindheit erreichte, wurde immer drängender. Am 1. August 1925 wurde Helena, nachdem sie von einigen Klöstern abgewiesen worden war, von den Schwestern Unserer Lieben Frau von der Barmherzigkeit in Warschau angenommen. Sie erhielt den Namen Maria Faustina. Damals war sie 20 Jahre alt. Während der 13 Jahre, in denen sie in verschiedenen Häusern des Ordens lebte, verrichtete sie niedrige Dienste als Köchin, Gärtnerin und Pförtnerin. Sie starb in Krakau am 5. Oktober 1938. Parallel zu ihrem verborgenen, bescheidenen Leben entfaltete sich ein reiches inneres Leben. Ihre mystische Erfahrung richteten sich auf die göttliche Barmherzigkeit. Sie empfing Visionen, Offenbarungen und verborgene Stigmata. Auf die Anregung ihres geistlichen Leiters zeichnete sie all dies in ihrem Tagebuch auf, das zu beinahe 700 Seiten anwuchs. Der Mittelpunkt von Faustinas Leben war die Verkündung der Güte Gottes an jeden einzelnen Menschen und an die Welt. Diese Botschaft hat die Herzen vieler einfacher Leute angerührt und Wunder bei zahlreichen Theologen gewirkt, die überrascht waren, in den Aufzeichnungen dieser Ordensschwester, die keine Studierte war, eine solch außergewöhnliche Tiefe und Weisheit zu finden. Faustina Kowalskas geistliches Vermächtnis an die Kirche ist die Verehrung der göttlichen Barmherzigkeit, die in einer Vision angeregt wurde, in dem Jesus selbst verlangte, dass ein Bild von ihm gemalt werden sollte mit der Inschrift: "Jesus, ich vertraue auf dich", das sie von einem Maler im Jahre 1935 gestalten ließ. Dieses Bild zeigt zwei Lichtstrahlen, rot und weiß, die von Christi heiligem Herzen ausgehen. Weil Schwester Faustina nahezu Analphabetin war, ist ihr Tagebuch phonetisch geschrieben, fast ohne Interpunktion und Anführungsstriche. Eine mangelhafte Übersetzung errreichte Rom, von wo aus das Buch 1958 als ketzerisch verurteilt wurde. Als Karol Wojtyla Erzbischof von Krakau wurde, stellte sich ihm ein heikles Problem: viele Leute in seiner Kirche verehrten diese Schriften sehr und nannten Faustina sogar eine Heilige. Ihm wurde dazu geraten, eine Untersuchung über diese Angelegenheit zu veranlassen. Während seiner Untersuchung ließ er eine neue Übersetzung anfertigen, die dazu führte, dass Rom die Verurteilung der Schriften aufhob, genau sechs Monate vor seiner Wahl zum Papst. Johannes Paul II sprach Schwester im Jahre 1993 selig, auf der Grundlage der wunderbaren Heilung von Maureen Digan, die an der Milroykrankheit litt, einer erblichen Form des Lymphödems, das ihr schon ein Bein gekostet hatte. Die heutige Heiligsprechung wurde von der Heilung an Pater Ronald P. Pytel von einem schweren Herzleiden ermöglicht. Die Apostel der göttlichen Barmherzigkeit sind eine Bewegung von Priestern, Ordensleuten und Laien, die von der Erfahrung der polnischen Ordensfrau inspiriert sind. Die Bewegung hat sich verpflichtet, in ihren Beziehungen zu den Brüdern und Schwestern in Barmherzigkeit zu leben, das Wissen über das Mysterium von der göttlichen Barmherzigkeit zu verbreiten und diese für die Sünder zu erflehen. Diese geistliche Familie, die 1996 von der Erzdiözese von Krakau kirchlich anerkannt wurde, existiert jetzt in 29 Ländern. ZD00043007 -------------------------------------------------------- "ARBEITER-PAPST" FÜHRT DEN VORSITZ BEI HISTORISCHEM JUBILÄUM Zusammen mit Gewerkschaften aller politischen Überzeugungen Vatikanstadt, 1. Mai (ZENIT.org).- Arbeiter, Studenten, Arbeitslose, Finanziers, Politiker, Kaufleute... Das waren nur einige der Gruppierungen, die in Rom heute Morgen bei der Feier des Jubeljahres der Arbeiter mit Johannes Paul-II vertreten waren. Insgesamt waren etwa 200.000 Personen zu diesem Ereignis zusammengekommen. Es war ein historischer erster Mai; denn zum ersten Mal war der religiöse und der staatliche Bereich am Tag der Arbeit wirklich miteinander verbunden. Es war Pius-XII., der zuerst daran dachte, das Fest des heiligen Joseph, des Arbeiters, zum gleichen Tag einzuführen, an dem die Kommunisten den Maifeiertag begehen. Jetzt, im Jubeljahr feierten dort Gewerkschaften der politischen Linken, der Mitte und der Rechten zusammen, was noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wäre. Der Papst traf um 10 Uhr früh auf dem großen Gelände von Tor Vergata ein, das im äußeren Stadtgebiet Roms liegt. Dieser Versammlungsort wurde eigens dafür ausersehen, damit bei den Jubeljahrs-Veranstaltungen viele Menschen teilnehmen können, da der St. Petersplatz und seine Umgebung den Zustrom der Jubeljahrs-Pilger nicht fassen kann. Die Arbeiter kamen auf diesem 330 Hektar großen Gelände früh am Morgen an. Die Jugend war stark vertreten in der Katholischen Aktion, in Gruppen der Bewegung "Communione et Liberatione" (Gemeinschaft und Befreiung) und auch aus anderen Bewegungen. Der Höhepunkt der Feier war die heilige Messe mit dem Heiligen Vater und seine anschließende Begegnung mit Vertretern der Arbeitswelt aus einer Vielfalt von gesellschaftlichen Gruppierungen. Das Programm begann mit Grüßen, die Juan Somavia, der Direktor der Internationalen Arbeits-Organisation (ILO) an den Papst richtete. Globalisierung der Solidarität Bei der Ansprache an die Teilnehmer betonte Johannes Paul II., dass wirtschaftlicher Fortschritt nicht von verlässlichen ethischen Prinzipien getrennt werden darf, besonders während dieses Jubeljahres, das er als einen günstigen Zeitpunkt bezeichnete, die Bedeutung der Arbeit zu entdecken. "Die neuen Gegebenheiten, die starke Anforderungen an den Produktionsprozess stellen, wie die Globalisierung der Finanzwirtschaft, der Volkswirtschaft, des Handels und Gewerbes und der Arbeit, dürfen niemals die Würde und zentrale Bedeutung der menschlichen Person, der Freiheit und der Demokratie der Völker verletzen ", sagte der Papst. Seine Worte wurden vom Beifall und den vielen Menschen unterbrochen, die Fahnen des Vatikans und der Gewerkschaften entrollten. Der Papst sagte weiter: "Solidarität, Mitwirkung und die Möglichkeit, diese radikalen Änderungen zu beherrschen, sind, wenn auch nicht die Lösung, so doch wenigstens eine notwendige ethische Garantie dafür, dass die Menschen und die Völker nicht zu Werkzeugen gemacht werden, sondern Träger ihrer eigenen Zukunft sind. All dies kann getan werden, es ist möglich, und es wird zu einer Pflicht", betonte der Heilige Vater. Das Podest, von dem aus der Papst sprach, war futuristisch gestaltet. Im Hintergrund befand sich ein Kruzifix von Cimabue. Auf den Seiten waren zwei Podeste für die 600 Priester, die mit dem Heiligen Vater konzelebrierten. Das Beeindruckendste waren die zehn Türme aus Metallrohren mit langen horizontalen Armen, die gleichzeitig an große Fabriken und an riesige Kreuze erinnerten. Johannes Paul II. wiederholte seinen Appell, dass in der gegenwärtigen Situation alle Verantwortung übernehmen müssen, damit verhindert wird, dass das Wirtschaftssystem die grundsätzliche Ordnung umkehrt, die der Arbeit Vorrang vor dem Kapital und dem Gemeinwohl Vorrang vor dem Privatwohl gibt. Mit einem Wort: " Auch die Solidarität muss globalisiert" werden, betonte der Heilige Vater. "Arbeiter-Papst" Karol Wojtyla war 4 Jahre lang in Krakau während der Nazi-Besetzung Arbeiter: vom September 1940 im Zakrzoweker Steinbruch, und in der Solvay-Chemiefabrik von Oktober 1941 bis zum 6. August 1944, als ihn der Erzbischof versteckte, damit er den Razzien der Nationalsozialisten entkam. Deswegen erstreckt sich seine Solidarität auf alle Arbeiter, besonders "auf all jene, die wegen Mangels an Arbeit, ungenügendem Arbeitslohn, und wegen Mangels an materiellen Mitteln leiden." Auslandsschulden Johannes Paul-II bezog sich während des Tages der Arbeit im Jubeljahr auch auf die wichtige Frage der Auslandsschulden armer Länder. "Einige Staaten, besonders die ärmeren, werden von Schulden bedrückt, die so riesig sind, dass ihnen ihre Rückzahlung praktisch unmöglich ist, sagte er und zitierte aus seiner Bulle, mit der er das Heilige Jahr angekündigt hatte: "Diese Schulden zu ermäßigen oder überhaupt zu erlassen: das ist eine Jubeljahrs-Geste, die sehr wünschenswert wäre"! Es war ein Appell an die reichen Nationen, und auch an jene, die über große Kapitalien verfügen. Der ILO-Direktor Juan Somavia antwortete, indem er darauf hinwies, dass allzuviele aus dem Arbeitsprozess ausschlossen seien und dass derzeit alles sehr unsicher sei, aber die Soziallehre der Kirche klar anzeige, welches der rechte Weg sei, dem man folgen müsse. Zur Gabenbereitung brachten 18 Gruppen aus der Arbeitswelt dem Papst symbolische Geschenke: Brot und Wein, eine künstlerische Arbeit, die Christus darstellt, einen Personal-Computer, einen Bonsaibaum, eine Gebetsmatte, einen Arbeiterschutzhelm und Geldgeschenke zur Verminderung der Schulden. Unter jenen, die an der Veranstaltung teilnahmen, war Giuliano Amato, der neue italienische Ministerpräsident, der den Reportern sagte: "Mir hat der Papst schon immer gefallen: Ich bin ein Fan von ihm." Am Ende der Feier bot der Tenor Andrea Bocelli, dessen Vater erst vor ein paar Stunden gestorben war, einen großartigen Gesangsvortrag. Er wurde vom Chor und dem vom Dirigenten Myung-Whun Chung geleiteten Orchester von St. Cäcilia begleitet. Noa, eine israelische Sängerin jemenitischer Herkunft, wirkte auch bei der musikalischen Aufführung mit. Am Abend organisierte die Stadt Rom auf dem gleichen Gelände ein beeindruckendes Konzert für die Arbeiter, unter Teilnahme bekannter Schlagersänger. Unter ihnen war das berühmte britische Eurythmie-Duo und Rockstar Lou Reed. Die Künstler waren sehr verschiedener Herkunft, aber alle teilten sie die Sorge des Papstes um den Erlass der Auslandsschulden von Entwicklungsländern. Einige haben den Vatikan wegen der Einbeziehung Reeds kritisiert, dessen früheres Leben alles andere als vorbildlich gewesen ist. Das Komitee für das Jubeljahr wies jedoch darauf hin, dass Reed eine Änderung zum Guten vollzogen habe und die Kirche besonders in diesem Jubeljahr bereit sein müsse, vergangene Schwächen zu übersehen, und einen Neubeginn zu ermöglichen. ZD00050110 -------------------------------------------------------- MÄRTYRER SIND UNENTBEHRLICH FÜR DIE VERKÜNDIGUNG DES EVANGELIUMS Johannes Paul II empfängt Leiter der päpstlichen Missionswerke Vatikanstadt, 11. Mai (ZENIT.org).- Im Namen der Kirche dankte heute Morgen Johannes Paul II. öffentlich den Missionaren für ihren Dienst, Männern und Frauen, die ihre Familien und Heimatländer für einige Jahre oder auf Lebenszeit verlassen haben, um das Evangelium in der ganzen Welt, oft in feindlicher oder gleichgültiger Umgebung, zu verkünden, und er ermutigte sie, "großzügig diesen intensiven missionarischen Einsatz fortzusetzen." Der Papst wandte sich an den Hohen Rat der päpstlichen Missionswerke, der vom 5.-12. Mai im Vatikan seine Jahresversammlung abhält. Die Versammlung unter dem Vorsitz von Kardinal Jozef Tomko, dem Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, umfasst 114 nationale Leiter aus rund 130 Ländern. Jeder Getaufte muss ein Missionar sein Der Heilige Vater bezog sich auf das ökumenische Gedenken zu Ehren der Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts, das er am letzten Sonntag im Kolosseum gefeiert hatte, und sagte, dass "das oberste Kriterium für die Mission die Hingabe des Lebens bis in den Tod ist. Wie schon immer in der christlichen Geschichte, sind die \Märtyrer\, das heißt die Zeugen, zahlreich und für den Weg des Evangeliums unentbehrlich. Auch in unserer Zeit gibt es viele Märtyrer: Bischöfe, Priester, Männer und Frauen, Ordensleute und Laien, und manchmal sind es unbekannte Helden, die ihr Leben geben, um ihre Glaubenstreue zu bezeugen. Sie sind die Boten und Zeugen des Glaubens par excellence." Der Papst nutzte die Gelegenheit der Versammlung, um den Boden für den "Welt-Kongress der Missionare 2000" zu bereiten, welcher in Rom vom 18. - 22. Oktober unter der Devise, "Jesus, Quelle des Lebens für alle" stattfinden wird, zweifellos "eine gute Gelegenheit, das ganze Volk Gottes für die notwendige missionarische Aufgabe zu sensibilisieren, die der Herr jedem Getauften anvertraut hat. Märtyrer des dritten Jahrtausends Bei seiner Begrüßung des Papstes erwähnte der slowakische Kardinal Jozef Tomko die schmerzlichen Situationen, denen sich Missionare gegenüber sehen, derzeit besonders in einigen Regionen Afrikas, "die noch immer" das Martyrium von Kriegen und brudermörderischem Kämpfen erleiden, den hohen Preis", so hob er hervor, "den die Kirche zahlt." Vom Norden bis zum Süden ... und vom Süden bis zum Norden "Wir können die Bischöfe, Priester, Ordensleute, Katecheten und Gläubigen nicht vergessen, die barbarisch getötet werden, und die Hirten, die bei der Ausübung ihres Amtes behindert werden und denen sogar der Tod angedroht wird, wie Bischof Misago." Der Kardinal bezog sich auf den Bischof von Gikongoro in Ruanda, für den der Staatsanwalt des Gerichtshofes in Kilgali die Todesstrafe wegen angeblicher Mitschuld an dem Genozid von 1994 verlangte (für die bis heute kein Beweis vorgelegt wurde). Kardinal Tomko ist überzeugt, dass diese "Glaubenszeugnisse auch zu großer Hoffnung auf die Entwicklung und das geistliche Wachstum berechtigen, welches das Herz für die Mission öffnet und missionarische Zusammenarbeit stärkt. So werden wir heute Zeugen einer allmählichen Bewegung von Missionaren, die jetzt nicht mehr nur von Norden nach Süden geht. Es kommt vielmehr zu einem Austausch in allen Richtungen, um Christi Evangelium auszubreiten", sagte Kardinal Tomko. Dank des Einsatzes der Missionare, ist die Zahl der Kirchen in Missionsgebieten in den letzten Jahren um 18 Prozent gestiegen, und auch die Berufungen zum Priestertum sind gewachsen. In den letzten 25 Jahren hat sich die Anzahl von Seminaristen in diesen Ländern vervierfacht. "Jetzt ist es wichtig, dass das numerische Wachstum auch von qualitativem Wachstum begleitet wird, damit wir in der Lage sind, den christlichen Glauben in Treue zu bezeugen," schloss der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. ZD00051107 -------------------------------------------------------- WELT -------------------------------------------------------- BUCH KLAGT MISSACHTUNG DER LEIDEN VON JUDEN IM 2. WELTKRIEG DURCH RABBINER AN Um paar hundert Gelehrte zu schonen, wurden Millionen geopfert NEW YORK, 30. April (ZENIT).- Ein neues Buch, "Die Antwort der orthodoxen Judenschaft in den Vereinigten Staaten auf den Holocaust", behauptet, dass die ultraorthodoxen Elemente der jüdischen Gemeinschaft in den USA so damit beschäftigt waren, das Leben einer kleinen Gruppe von Talmudstudenten zu schützen, dass sie die Hilferufe von Millionen anderer Juden ignorierten. Die Rabbiner des Rettungsausschusses befürchteten, dass die jüdische Religion, wenn diese kleine Gruppe polnischer Gelehrten verloren ginge, mit ihnen verschwinden würde. Der Holocaust-Historiker Efraim Zuroff behauptet in seinem Buch, dass die Rabbiner anderen jüdischen Gruppen, die versuchten amerikanische Politiker zu bewegen, so viele Juden als möglich zu retten zuwider gehandelt hätten.. Mitglieder des orthodoxen Zweigs des Judentums wie Rabbiner Menahem Porush verteidigen die Aktionen ihrer Vorgänger, die nur versuchten, jene zu befreien, die ihnen nahestanden. "Niemand muss uns, die wir nach der Thora leben, die Bedeutung des \Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst\ lehren", sagte er. Zuroff zeigt in seinem Buch, wie die Rabbiner knappe Gelder zu den Gelehrten schleusten, sogar noch, nachdem sie sicher im Exil waren. Das Vermögen wurde benutzt, um ihre Vollzeitstudien zu unterstützen, als noch andere Juden in den Lagern hingerichtet wurden. Der Verfasser behauptet, dass diese Vermögen von Mehrheitsgruppen abgepreßt und mit zweifelhaften Mitteln nach Europa transferiert wurden. Der Verfasser gibt allerdings dem Rettungs-Ausschuss nicht die Schuld an dem Toden von Juden. "Was tatsächlich den Juden das Leben kostete, waren die Nazis und ihre Kollaborateure, die sie ermordeten", erklärte er gegenüber Associated Press. Allerdings behauptete er, dass ihr "Tunnel-Sehvermögen" Rettungsanstrengungen gestört hätten. Das Buch wird offiziell an diesen Dienstag freigegeben werden, um genau an Israels Holocaust-Gedächtnistag zu erscheinen. ZD00043021 -------------------------------------------------------- VERKÜNDUNG DES EVANGELIUMS VOM LEBEN IN BRASILIEN 38. Generalversammlung der Bischofskonferenz PORTO-SEGURO, 1. Mai (ZENIT.org).- Die 38. Generalversammlung der brasilianischen Bischofskonferenz mit 330 Bischöfen eröffnete ihre Arbeitssitzungen am 27. April mit einer heiligen Messe in Porto Seguro. Die Messe, welche das Augenmerk auf die Märtyrer richtete, wurde im Zentrum des Konvents gehalten und von den Bischöfen Heitor-de Araujo Sales, Jose Vieira-de Lima, und Estanislau Amadeu Kreutz gefeiert. Am Beginn der Versammlung wurde eine große Stoffbahn aufgezogen, welche brasilianische Märtyrer zeigte, unter ihnen die Priester Josimo Tavares, João Bosco, Penido Burnier, die Märtyrer von Rio Grande do Sul, und Irma Cleusa, die für die indianische Sache in Labrea als Märtyrerin starb. Die Inschrift neben ihren Namen lautete: "Sie verkündeten das Evangelium, indem sie das Leben verteidigten. Am Abend des 26. April fand ein Empfang für Kardinal Angelo Sodano statt, den päpstlichen Legaten für die Fünfhundertjahrfeier der Evangelisierung Brasiliens. Auch Bischöfe aus anderen Ländern nahmen an den Feiern teil. Die Begrüßungsansprache hielt Bischof Jayme Chemello, der Präsident der brasilianischen Bischofskonferenz. Der Chor \Paul VI.\ gab eine Sonderdarbietung und Kardinal Sodano hielt die Abschiedsansprache. Das \Rede Vida-Fernsehen\ brachte ein Sonderprogramm mit dem Titel "500 Jahre Brasilien " unter Teilnahme des Präsidenten der brasilianischen Bischofskonferenz, des Pataxo Indianers Jerry Matalaue, und von Ubaldino Junior, dem Präfekten von Porto Seguro. ZD00050102 -------------------------------------------------------- EIN JAHRHUNDERT VON BLUT UND GLAUBEN Andrea Riccardis-Buch über Zeugen des 20. Jahrhunderts Vatikanstadt, 9. Mai (ZENIT.org).- Mondadori hat gerade Andrea Riccardis 526seitiges, "Das Jahrhundert der Märtyrer" betiteltes Buch in italienischer Sprache veröffentlicht. Riccardi, Familienvater und Geschichtsprofessor, ist auch der Gründer der St. Egidio-Kommunität, einer der sehr schnell wachsenden kirchlichen Bewegungen unserer Zeit. Das Werk macht sich die Forschungsergebnisse der Kommission "Neue Märtyrer" zunutze, die von Johannes Paul II. selbst für das Jubeljahr eingesetzt wurde. Am 7. Mai erinnerten in einer beispiellosen ökumenischen Feier der Heilige Vater und Vertreter aller christlichen Konfessionen an die Zeugen des 20. Jahrhunderts. Massen-Martyrium Bis heute hat die Kommission 12.692 "Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts" identifiziert. Die Liste wird dem Papst in diesem Herbst übergeben werden und er wird entscheiden, wie sie verwendet werden wird. Offensichtlich ist die Zahl auf der Liste viel niedriger als in der Realität. Eine Studie von vatikanischen Fachleuten schätzt, dass die Zahl der Männer und Frauen, die ihr Leben für Christus im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts opferten, gegen drei Millionen beträgt. Das Jahrhundert der Menschenrechte verursachte auch den Tod vieler Jünger Christi. Wie konnte dies geschehen? Ein flüchtiger Blick in Riccardis-Buch bewirkt sowohl Überraschung als auch Schmerz. Viele Zeugen geben ihr Zeugnis bis zum Augenblick ihres Todes, aber nicht alle werden nach dem kanonischem Verfahren zu Märtyrern erklärt werden. Andrea Riccardi selbst war der erste, der von seinen Entdeckungen überrascht war. "Ich kann nicht sagen, dass ich nichts von der Geschichte der Verfolgungen dieses Jahrhunderts wusste. Aber ich war mir ihrer Breite und Tiefe nicht bewusst. Das sind nicht Erzählungen von mutigen Christen, sondern von einem Massen-Martyrium", bemerkte Riccardi, nachdem er die Archive der Vatikanischen Kommission für "Neue Märtyrer" gründlich durchforscht hatte. "Martyrium" - eine komplexe Vorstellung Das Wort "Martyrium" hat die größten Schwierigkeiten bereitet, sowohl für die Vatikanische Kommission als auch für den Schriftsteller Riccardi. Johannes Paul II. hat es "mit der Intuition eines Mannes und Pfarrers, der im Zeitraum der zwei atheistischen Totalitarismen geprägt wurde," mit dem zu Ende gegangenen Jahrhundert verbunden. Seine persönliche Erfahrung ermöglichte ihm zu verstehen, dass das 20. Jahrhundert ein Zeitraum war, in dem "die Kirche wieder zum Märtyrer geworden ist, durch \normale\ Menschen, die lieber ihr Leben hingaben, als ihre christliche Identität zu leugnen." Allerdings bedeutet die Sammlung all dieser Zeugenaussagen und ihre Veröffentlichung in geordneter Weise nicht "einen Massen-Heiligsprechungsprozess", sondern sie reagiert auf die Verpflichtung der Kirche, das Gedächtnis "wiederzugewinnen." Es schließt Situationen ein, die äußerst verschieden voneinander sind: Es überspannt die Entfernung von den sowjetischen "Gulags" zu den Nazikonzentrationslagern, zu den Missionaren in Afrika, die ihr Leben gaben, um sich um Kranke zu kümmern. Es schliesst auch die Ausrottung von Armeniern ein. Riccardi endete mit der Überraschung: "In fast allen Ländern, gibt es Opfer, die starben, um ihren Glauben nicht zu verleugnen, oder die ein vom Glauben inspiriertes Leben lebten: Ganze Völker kamen um, die Armen und die Intellektuellen, Kardinäle und Bischöfe. Es gab sogar den Versuch, im 20. Jahrhundert, einen Papst zu ermorden." Misserfolg der Vernunft Riccardi glaubt, dass diese Verfolgung in unser Jahrhundert hineinkam, "weil es glaubte, dass der Triumph der Vernunft angebrochen sei: Modernität musste weltlich und antireligiös sein, und sie akzeptierte nicht das Überleben des Menschen als einem, der glaubt. Millionen von Christen wurden von ihrer Sichel dahin gerafft, aber auch die Gläubigen anderer Religionen. Doch es gibt noch ein anderes entscheidendes, von Riccardi hervorgehobenes Phänomen. "Niemals ist das Evangelium in Regionen des Planeten so entfernt von Ländern mit christlichen Wurzeln gepredigt worden als wie in diesem Jahrhundert. In vielen Gebieten, zum Beispiel in Asien, sind Christen dadurch Opfer des Hasses gewesen, der von anderen Religionen gegen ihre Anwesenheit entfesselt wurde. Warum erinnert man sich? An dieses Jubeljahr wird man sich besonders durch zwei beispiellose Ereignisse erinnern, die innerhalb eines kurzen Abstandes voneinander stattfanden: Die feierliche Bitte um Vergebung der von den Kindern der Kirche begangenen Sünden, und das Gedenken an die Glaubenszeugen der verschiedenen christlichen Konfessionen. Die Kirche bittet um Vergebung und bietet gleichzeitig Versöhnung an. Christen sind von gewaltsamen Regimen und auch von anderen Christen, die sie im Namen einer falsch verstandenen \Gerechtigkeit\ verfolgten, getötet worden. \Wir erinnern uns nicht, um Groll zu hegen sondern um zu lernen. Im 20. Jahrhundert ist die Kirche ein Märtyrer gewesen wie niemals früher in der Geschichte, da es Massenmartyrium erlitt.\ Der Papst bittet, dass wir nachdenken über das Lehrbeispiel einer ganzen Körperschaft von Zeugen. Als Historiker beschränke ich mich darauf, Ereignisse und ihrem Zusammenhang zu rekonstruieren: Ich hoffe, dass andere motiviert werden, diesen Schatz zu erforschen." ZD00050910 -------------------------------------------------------- KURZBERICHTE -------------------------------------------------------- EDITH STEIN ALARMIERTE PIUS XI. WEGEN DES NATIONALSOZIALISMUS ROM, 23. April (ZENIT.org).- Ein sehr beunruhigender Brief von Edith Stein (Schwester Theresa Benedicta vom Kreuz) über die Gefahren von Hitlers Ideologie könnte der Ursprung der Enzyklika "Mit brennender Sorge" von Papst Pius XI. gewesen sein. Das päpstliche Dokument wurde am 14. März 1937 veröffentlicht. Es brandmarkte die Unvereinbarkeit des Katholizismus mit den rassistischen und heidnischen Plänen des Nationalsozialismus. Die Philosophin Edith Stein, von jüdischer Herkunft, eine zum Katholizismus konvertierte Karmelitin, schrieb einen Brief an den Papst gleich nachdem die rassischen Verfolgungen anfingen, in dem sie alle Konsequenzen von Hitlers Fanatismus voraussah. Diese Information wurde von Professor Angela Ales Bello, Dekanin der philosophischen Fakultät der Päpstliche Lateran-Universität, während eines Interviews im Fernsehkanal Sat 2000 bekanntgegeben. Der Brief wird in den Archiven des Vatikans aufbewahrt. ZD00042302 -------------------------------------------------------- PAPST BEGRÜSST MITGLIEDER VON \KIRCHE IN NOT\ Vatikanstadt, 10. Mai (ZENIT.org).- Während der Generalaudienz begrüsste Johannes Paul II heute Morgen 2,000 Mitglieder der Vereinigung "Kirche in Not" aus 16 Ländern Europas, Amerikas und Ozeaniens. Die Organisation, von dem holländischen Priester Werenfried van Straaten gegründet, hilft christlichen Gemeinschaften in Ländern, wo sie verfolgt werden oder besonderen Bedarf haben. Sie ist besonders aktiv bei der Unterstützung von Projekten in Osteuropa. ZD00051013 -------------------------------------------------------- WIEDERAUFLEBEN DER KATHOLISCHEN NATURRECHTSLEHRE DETROIT, 10. Mai (ZENIT.org).- Das Oberseminar der Herz-Jesu-Universität in Detroit, zusammen mit der juristischen Fakultät der neu gegründeten "Ave-Maria"-Universität, veranstaltet vom 2.-4. Juni eine Tagung über "St. Thomas und die Naturrechtstradition". Dr. Mark Latkovic, Interims-Studiendekan am Herz Jesu-Oberseminar, wies darauf hin, "dass Papst Johannes Paul II. in seiner letzten Enzyklika "Fides et Ratio" (Glaube und Vernunft) die zeitlose Originalität der Gedanken des heiligen Thomas von Aquin begrüsste. Diese Konferenz wird anerkannten Gelehrten die Chance bieten, die Folgerungen aus den Gedanken des Aquinaten über das Naturrecht zu erforschen." "Wir sind mitten in einer großen Wiedererstarkung des Interesses am Naturrecht", sagte Dekan Bernard Dobranski der juristischen Fakultät an der Ave-Maria-Hochschule. "Zum Beispiel hat ein kürzlicher Rückblick im \Weekly Standard\ festgestellt, dass mindestens 26 im letzten Jahr veröffentlichte Bücher den Begriff "Naturrecht" im Titel führen." In Europa ist der Begriff "Naturrecht" fast ganz von einer auf Hobbes\ Schriften basierenden Interpretation mit Beschlag belegt worden. Dennoch ist das Naturrecht, wie es St. Thomas interpretiert hat, jahrhundertelang die Grundlage des katholischen Nachdenkens über das Recht gewesen. Diese Tagung sucht, die Wiederbelebung der Lehre für katholische Rechtsanwälte von heute fortzusetzen. Sogar hochprofilierte Persönlichkeiten folgen dieser Lehre in der heutigen Rechtssituation. Clarence Thomas, Richter des Obersten Gerichtshofs, gründet zum Beispiel seine Ablehnung der Abtreibung auf das Naturrecht. Wegen weiterer Auskunft kann man sich mit Professor Richard Myers in Verbindung setzen unter 734-827-8094 (U.S.-Ruf-Nummer) oder per E-mail an rmyers@avemarialaw.edu. Der Tagungsprospekt ist erhältlich im Nachrichtenteil der Internetseite der juristischen Fakultät der "Ave-Maria-Hochschule" unter http://www.avemarialaw.edu/ (in PDF-Format). ZD00051021 http://intelligam.blogspot.com/ |
#154 ddddddd14.04.2006 - 17:48 |
Explicating "The Wreck of the Deutschland" -- Perry Lorenzo for several months has been blogging on Gerard Manley Hopkins\ (the patron of this blog) great masterpiece, The Wreck of the Deutschland. He approaches the piece with an eye to its theological aesthetic, teasing out the divine truth and goodness that always can be found in true beauty. I\ve taken the liberty of providing this handy index to Perry\s previous posts, for the sake of those who want an easy way to catch up. From here on, you can keep up with the offerings easily enough yourselves. 1. Hopkins\ Masterpiece 2. The Wreck\s Wrestling Match 3. Hopkins\ Wreck\s Relationship 4. Balthasar on Hopkins 5. Hopkins\ God: Three-Numbered Form 6. The Rest of the Wreck 7. Death in the Wreck 8. Take Her to Sea 9. Into the Snow She Sweeps 10. The Sailor and the Nun 11. Her Voice, Her Heart, Hermeneutics |
#153 cccccccc12.04.2006 - 16:48 |
Stadtpfarrer Michael Fuchs als Dekan eingeführt - Situation erfordert enge Zusammenarbeit Waldsassen. (pz) Die Unterschrift machte die Sache perfekt: Am Volksaltar unterzeichnete Michael Fuchs am Freitag das Dokument, das ihm zum Dekan des Dekanats Tirschenreuth ernennt. Der Stadtpfarrer wurde im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes von Regionaldekan Johann Schober in sein neues Amt eingeführt - "als Vertrauensmann von Bischof Manfred", so der Prediger. Stadtpfarrer Fuchs gab das Versprechen, den Dienst des Dekans zu übernehmen. Zuvor verlas Schober die Ernennungsurkunde von Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner, wonach die Wahl von Stadtpfarrer Michael Fuchs von Diözesanbischof Manfred Müller bestätigt wurde. Die Feier war vom Basilikachor unter Leitung von Andreas Sagstetter musikalisch gestaltet worden. Mit dabei war der Konvent unter Leitung von Äbtissin Laetitia Fech, Pater Filip Lobkowitz aus Eger und die Priester aus den Pfarreien im Dekanat - unter ihnen die von Krummennaab und Erbendorf. Beide Pfarreien waren im Zuge der Pastoralreform dem Dekanat Tirschenreuth zugeschlagen worden. Die Aufgaben des Dekans verglich Schober mit denen eines Brückenbauers: Der Dekan schafft Verbindungen zwischen der Bistumsleitung und den Pfarreien und umgekehrt. Die erste Aufgabe liege aber nicht im Verwalten, sondern im spirituellen Bereich: "Menschlicher Geistlicher und geistlicher Mensch" soll der Dekan sein. Eine enge Zusammenarbeit in der Seelsorge sei in Zukunft von entscheidender Bedeutung, wobei der Prediger von "übergreifenden Glaubensverbindungen" sprach. Der Dekan müsse dabei die Seelsorge koordinieren, Begabungen und Talente fördern. Dann könnten diese über die Pfarrgrenzen hinaus wirkam werden. Die Mitglieder im Dekanatsrat seien mit ihrer Arbeit im Glaubensdienst nicht Lückenbüßer für zu wenig oder für überlastete Priester. "Sie sind Mitglaubende, die Ermutigung und Begleitung verdienen." In der Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei den Seelsorge-Verantwortlichen und den Verbänden und Pfarrgemeinde liege die Zukunft des Dekanats. Dabei galt ein Dank Josef Unsicker, Pfarrer von Wiesau. "Er hat beispielhaft gezeigt, dass kooperative Pastoral am besten in einem geschwisterlichen Miteinander möglich ist." Beim anschließenden Stehempfang im Jugendheim-Festsaal freute sich der neue Dekan über viele Glückwünsche. Dekanatsratsvorsitzender Herbert Bauer überreichte dem neuen Dekan und dem Amtsvorgänger Josef Unsicker jeweils ein Buchgeschenk. Bürgermeister Herbert Hahn stellte das Wirken von Fuchs als Brückenbauer in seiner bisherigen Amtszeit als Stadtpfarrer heraus - zur evangelischen Pfarrgemeinde und über die Grenze nach Eger. Im Umbruch und Aufbruch sah Dekan Michael Fuchs die Kirche und das Dekanat in der gegenwärtigen Situation. "Umbruch, weil viel Selbstverständliches selbst bei Wohl-Gesonnenen nicht mehr verständlich ist." Die Anzahl der Kirchgänger und der Priester gehe zurück. "In zehn Jahren werden wir auch in unserem Dekanat etwa ein Drittel weniger Priester haben." Dies erfordere tief greifendes Umdenken. "Umbruch" heiße da die Pfarrgrenzen noch durchlässiger zu machen,... in Regionen denken und Kirchturm-Pastoral nicht absolut zu sehen." "Das macht mich zuversichtlich" Angesichts rückläufiger Priesterzahlen im Dekanat wachse die Pflanze der hautberuflichen Mitarbeiter in der Pastoral wie den Pfarreien wie überpfarrlich. "Auch das Pflänzchen ständige Diakone kann und darf noch wachsen". Schließlich verwies Fuchs auf die Mitverantwortung vieler Gläubiger im Dekanat in Pfarrgemeinderäten und Verbänden, in Aktionen und im stillen Gebet. "Das macht mich zuversichtlich als neuer Dekan die Aufgaben der Koordination und Kooperation gut anpacken zu können." |
#152 ddddddddd12.04.2006 - 16:46 |
Der Film müsste neu gedreht werden. Gehorsam und Demütigung werden heute nicht mehr so praktiziert, schließlich hat sich ja auch die Gesellschaft gewandelt. Äbtissin Laetitia Fech über den Klassiker Die Geschichte einer Nonne mit Audrey Hepburn. Die Leiterin des Cistercienserinnen-Klosters in Waldsassen (Landkreis Tirschenreuth) steht mit beiden Beinen im Leben ihrem Leben für den Glauben: Gott bedeutet für mich mehr als alles andere auf der Welt. Auf einen Weg ins Kloster deutet bei der gebürtigen Münchnerin zunächst kaum etwas hin, höchstens ihre enge Beziehung zur tief gläubigen Oma. Ansonsten wächst Laetitia in Augsburg ganz normal auf: Skifahren, Schwimmen gehen, ein fester Freund. Sie träumt von einer eigenen Familie. Mit 18 Jahren dann aber die Entscheidung: Ich gehe ins Kloster. Eine Begründung für den Einschnitt ist für sie schwer in Worte zu fassen. Sie sagt: Wenn man eine Freundschaft hat, jemanden liebt und sagt: Der ist es. So ist es bei ihr mit ihrer Beziehung zu Gott. Der Vater sagt: Du spinnst Die Eltern zeigen sich anfangs nicht einverstanden, der Vater meint: Du spinnst. Aber die junge Frau ist sich sicher und gibt auch heute zu: Ich würde den Schritt wieder tun. Im August 1978 tritt sie ins Kloster Lichtenthal in Baden-Baden ein, erhält den Namen Laetitia (die Freude). 1983 legt sie die ewige Profess ab. Am 26. August 1995 wird Laetitia Fech von den Mitschwestern in Waldsassen in geheimer Wahl zur Äbtissin gewählt der einzigen in der Oberpfalz. Zwölf Nonnen leben derzeit in der Abtei Waldsassen. Die Jüngste ist 28, die Älteste 98 Jahre alt. Nachwuchssorgen gebe es nicht mehr so wie noch vor zehn Jahren, meint Laetitia: Die jungen Schwestern im Noviziat geben berechtigten Grund zur Hoffnung. Voraussetzung für eine Aufnahme sei eine abgeschlossene Berufsausbildung und das wichtigste natürlich die Berufung. Die Ernsthaftigkeit des Beschlusses versucht die 43-jährige Äbtissin im Gespräch festzustellen. Viele junge Menschen ziehe es jetzt sogar in strengere Klöster: Die sind radikal: Entweder ich mache es ganz oder gar nicht. Die Konsumgesellschaft viele haben damit für immer abgeschlossen. Auch die Schwestern in Waldsassen haben keinen persönlichen Besitz. Die Leiterin: Jeder bekommt hier, was er braucht. Drei Wochen Urlaub gibt es im Jahr. Meistens fahren die Nonnen dann zu anderen Glaubensgemeinschaften. Auch zivile Kleidung, die es in der Kleiderkammer gibt, ist für die jungen Mitschwestern auf den Reisen erlaubt. Äbtissin Laetitia sieht das so: Wir stehen mitten im Leben, aber in einem geschützten Raum. Die Gemeinschaft im Glauben ist wie eine Familie. Und noch eine Überzeugung vertritt sie: Wer nicht fähig ist, sein Leben zu meistern, der werde es auch hinter Klostermauern nicht schaffen. Beim Alltag in der Abtei denken viele an eine Rückkehr ins Mittelalter. Doch die 43-jährige Leiterin widerlegt alle Klischees: In ihrem Büro steht ein Computer mit Internet-Anschluss, auf Reisen nimmt sie ein Handy mit. Äbtissin Laetitia sieht den Fortschritt gelassen: Ich nutze die Technik, aber ich bin nicht abhängig davon. Wenn man materielle Dinge im Kloster vermisse, sei man ohnehin fehl am Platz, sagt sie. Auch zum Feiern ist Zeit Um fünf Uhr beginnt der streng eingeteilte Tag für die Schwestern. Um 5.25 Uhr erfolgt das Morgengebet, um 6.10 Uhr die Tagesweihe. Nach der Eucharistiefeier um 6.30 Uhr gibt es das gemeinsame Frühstück. Um acht Uhr gehen die Schwestern ihrer Arbeit in der Bibliothek, der Mädchenrealschule oder beim Sticken nach. Um 11.45 Uhr ist Zeit für das Chorgebet. Das anschließende Mittagessen wird schweigend eingenommen. Zweimal in der Woche gibt es Fleisch, sonst ist die Küche vegetarisch. Am Freitag ist Fasttag. Um 12.30 Uhr wird gebetet, von 14 bis 16.45 Uhr ist wieder Arbeitszeit. Um 16.45 Uhr erfolgt eine geistliche Lesung, um 17 Uhr die Vesper und der Abendtisch. Um 18.20 Uhr ist das Beten der Vigilien, um 19 Uhr Rekreation. Um 19.30 Uhr wird der Tag mit der Komplet und dem Salve Regina beendet. Nachts ist es den Schwestern, die in Einzelzimmern wohnen, nicht erlaubt miteinander zu sprechen. Die Äbtissin erklärt: Es soll dann Zeit für Gott gefunden werden. Ich erzähle Gott alles. Bei aller Ruhe und Besinnung darf im Kloster auch gefeiert werden. Und dann richtig, schmunzelt die Äbtissin und erzählt vom gemütlichen Bratwurst-Grillen im Klostergarten oder der Faschingsfeier. Die Meister-Stickerin (Goldmedaille als Landessiegerin 1988) strickt seit ihrem Antritt an der Zukunft des Kloster-Gebäudes. Der zweite Sanierungsabschnitt läuft, die Pläne für Teil drei sind fertig. Gesamtkosten: 52 Millionen Mark. In gut zehn Jahren soll das Schmuckstück fertig renoviert sein. Kompetente Fachleute beraten sie, die Entscheidungen über das Projekt kann ihr natürlich niemand abnehmen. Der Freundeskreis (520 Mitglieder) hat ihr viel geholfen: Die Identifikation mit dem Kloster ist hier schon sehr groß. Es sei auch Gottes Fügung gewesen, dass sie Kultusministerin Monika Hohlmeier für das Projekt begeistern konnte: Die Chemie zwischen uns hat gleich gestimmt. Wir haben gemerkt, dass wird es in die Hand nehmen können, auch wenn wir zwei Frauen sind. |
#151 ddddddd12.04.2006 - 16:41 |
Ob fesselnder Krimi, spannender Roman oder eine Biografie einer bedeutenden Persönlichkeit der Zeitgeschichte: Den Ordensfrauen im Zisterzienserinnenkloster genügt ein Griff in den entsprechenden Bücherschrank in der neuen Hausbibliothek. Schon früher stand den Schwestern im Konvent ein breit gefächertes Literaturangebot zur Verfügung. Allerdings waren die räumlichen Verhältnisse in der bisherigen Bibliothek sehr beengt. Mit der Sanierung des Ostflügels, die den Ordensfrauen wesentliche Verbesserungen in ihrem Lebens- und Wohnbereich gebracht hat, entstand eine neue Lösung. "Ich bin ganz glücklich drüber", lässt Äbtissin Laeitita Fech ihre Erleichterung durchblicken, dass die Sanierung des Ostflügels mit dem Umzug der Bibliothek nunmehr komplett abgeschlossen ist. Erst vergangene Woche wurde der Raum neben dem Kreuzgang eingerichtet. Ein echtes Kleinod ist die private Bibliothek der Schwestern. Sie liegt im Klausurbereich und ist damit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. "Das ist nur für den Hausgebrauch", so die Äbtissin. Etwa 10000 Bände "Das war eine unheimliche Arbeit", sagt Äbtissin Laetitia Fech. "Den ganzen Buchbestand haben wir sortiert und katalogisiert." Schätzungsweise 10000 Bände umfasst das Sortiment, und alle Sparten sind vertreten: "Hier drüben der Orden, geistliche Literatur, Biografien von Heiligen", sagt die Äbtissin, während sie durch die Reihen zwischen den Bücherschränken schreitet. Weiter im Literaturangebot sind theologische Bände, Philosophie, Marianische Schriften, Papstgeschichte, Völkerkunde und Geschichtliches. Selbst wenn den Schwestern nach Trivialliteratur ist, so ist das in der Kloster-Hausbibliothek kein Problem. Dort findet sich ein ganzes Regal mit Krimis und Romanen. Gleich nebenan - dort war vor der Sanierung die Stickereiwerkstatt untergebracht - ist das neue Rekreationszimmer der Schwestern eingerichtet. "Dort sitzen wir abends zusammen", verrät die Äbtissin und ist stolz auf die Ausstattung - etwa mit dem alten, noch funktionsfähigen Kachelofen. Er entstammt dem alten Bestand des Klosters, ebenso die Leuchten und die Bücherschränke in der Bibliothek. "Die lagerten am Dachboden", weiß die Äbtissin über die wertvoll gearbeiteten, in dunklem Holz gehaltenen Möbel aus den 40er Jahren. Lediglich etwas aufpoliert seien sie, ansonsten seien die guten Stücke noch alle intakt gewesen. "Prachtraum" Von einem "echten Prachtraum" spricht die Äbtissin über die neue Bibliothek, das ehemals Bügelzimmer war. Zwischen den Bücherschränken und unter der mit reichlich Stuck verzierten Decke wird Spiritual Pater Dr. Gabriel Lobendanz in Zukunft für den Konvent regelmäßig Exerzitienvorträge halten. Somit dient die Bibliothek auch als so genanntes Parlatorium - also jener Raum, in dem gesprochen wird und Sitzungen abgehalten werden, während die Zisterzienserinnen tagsüber schweigen sollen. Die räumliche Anordnung wird auch der klassischen Konzeption in Zisterzienserklöstern gerecht: Alle Gemeinschaftsräume sind im Erdgeschoss untergebracht - Kapitelsaal, Refetorium (Speisesaal), Parlatorium, Rekreationsraum, Archiv und Bibliothek. |
#150 ggggggg12.04.2006 - 16:38 |
hre Sorge gilt dem leiblichen Wohl Schwester Maria Theresia Weiß feiert goldenes Professjubiläum - Dienst in der Klosterküche Waldsassen. (kgg) Für den Konvent der Zisterzienserinnenabtei war es ein besonderer Tag. Schwester Maria Theresia Weiß feierte "Goldenes Profess". Bei einem Gottesdienst in der Klosterkirche erneuerte sie ihre vor 50 Jahren abgelegte Profess in die Hände von Äbtissin Laetitia Fech. Schwester Maria Theresia Weiß ist seit Jahren in der Klosterküche für das leibliche Wohl ihrer Mitschwestern besorgt. Sie wurde am 21. Januar 1931 als siebtes von 13 Kindern in Immenstetten bei Amberg, Pfarrei Aschach/Raigering geboren. Als 20-Jährige trat die junge Frau in den Zisterzienserinnen-Orden ein, wo sie vor 50 Jahren ihre erste Profess ablegte. Der Festgottesdienst feierte Spritual Pater Dr. Gabriel Lobendanz in der Klosterkirche - in Konzelebration mit dem ehemaligen Mitschüler der Jubilarin, Studiendirektor Albert Schaffa, dem ehemaligem Heimatpfarrer Geistlichen Rat Franz Reich und Kaplan Markus Brunner gefeiert. Zum Festtag gekommen waren auch die Verwandten der Jubilarin sowie die Bediensteten des Klosters und die Mitschwestern. Die Arbeit in der Klosterküche und die Sorge um das leibliche Wohle erfordere die Kraft der Jubilarin bis zum heutigen Tage, sagte Pater Gabriel. "Die Liebe geht aber nicht nur durch den Magen, wie dies ein Sprichwort sagt, sondern auch mit Gottes Gnade durch Herz und Geist." Von Liebe zu Gott geprägt Der ehemalige Mitschüler der Volksschule und heutige Studiendirektor Pfarrer Albert Schaffa erinnerte an den Eintritt der Schwester in den Orden vor 50 Jahren. "Ein derartig wichtiger Schritt muss überlegt und von der Liebe zu Gott geprägt sein", sagte der Prediger. Man könne im Leben aber nicht alles vorausplanen und bestimmen. "Denn Gott hat mit dem Menschen seine eigenen Pläne." In der Tiefe und Stille begegne man Gott und diese Begegnung sollte man immer wieder suchen - im stillen Gebet mit dem Herrn, so Prediger. Gehorsam gelobt Anschließend erneuerte Schwester Maria Theresia ihre vor 50 Jahren abgelegte Profess in die Hände von Äbtissin Laetitia Fech und gelobte von neuem Gehorsam nach den Regeln des heiligen Benedikt bis zu ihrem Tode. Nach weiteren Gebeten und Gesängen des Konvents überreichte die Äbtissin der Jubilarin den "Altersstab" und steckte ihr den Myrtenkranz auf ihren Schleier, ehe die Glückwünsche der Mitschwestern, der Priester, der Verwandten und der Bekannten der Jubilarin folgten. Nach dem Gottesdienst trafen sich alle in der neuen Aula zur "weltlichen Feier". Äbtissin Laetitia Fech überreichte namens der Klostergemeinschaft einen Strauß mit 50 roten Rosen sowie einen Gutschein für Exerzitien mit freier Ortswahl. Im Namen aller Mitschwestern bekam die Jubilarin einen kleinen Myrtenstock mit goldenen Schächtelchen. Darin hatte jede Mitschwester auf einem Zettel persönlichen Wünsche hineingelegt. |
#149 dddddddddd12.04.2006 - 16:37 |
Zum Thema "Der Heilige Geist wirkt auch heute noch - wir Cistercienserinnen heute" referierte in der Wernberger Pfarrkirche die Äbtissin des Klosters Waldsassen, Laetitia Fech. Sie folgte einer Einladung des Wernberger Frauenbundes. Nach dem Vortrag überreichte der Frauenbund eine Spende in Gesamthöhe von 708 Euro. Der Betrag soll der Renovierung des Klosters Waldsassen zugute kommen. "Für viele Jugendliche sind heute die Heilsbewegungen der Jugendreligionen beim ersten flüchtigen Hinsehen die Alternativen zu den religiösen Defiziten unseres gutbürgerlich-deformierten Glaubensleben", betonte die Äbtissin. Es sei klar, dass ein junger Mensch in der Not zugreife, wenn ihm vermeintlich der Weg zum Sinn des Lebens gezeigt werde. Zu spät würden die Betroffenen erkennen, dass sie kein absolutes Heil finden. Dann breche für sie alles zusammen. "Wenn unsere Kirche lebendig ist und wäre, dann kann und könnte sie auf diese brennenden Fragen der Jugend wirklich die Alternative anbieten, und zwar Jesus Christus", so die Äbtissin. Als Impuls und Chance zur Selbstbesinnung unserer Klöster, unserer Kirche und zu einer konsequenten Umkehr "von allem Schlaf der Sicherheit" wertete Fech die Jugendsekten. Jesus Christus habe die Welt bewegt. Deshalb müssten die Klöster als Urzellen wieder die Welt bewegen. Nur dann würden sie auch wieder glaubwürdig. Man müsse nicht fremdgehen bei Zen oder Yoga, denn wie ein großer Zen-Meister schon sagte: "Ihr habt alles. Lebt es!" Zum Ordensleben merkte sie an, dass die moderne Zeit und auch viele Christen dem hilflos gegenüberstünden: "Es wird einfach zu wenig transparent gemacht!" Man verbinde damit sehr schnell Gedanken wie veraltet, nicht mehr verständlich, altmodisch oder Flucht vor der Welt. Es sei nicht zu leugnen, dass sich eine enorme Spannung auftue zwischen jeder echten christlichen Spiritualität und den vorherrschenden Geistesströmungen unserer Zeit. Die Cistercienserinnen leben nach den Regeln des hl. Benedikt. Dessen Denken und Weisheit habe seit dem 6. Jahrhundert die Entwicklung des Abendlandes geprägt. Seine Regeln würden sich bis heute auszeichnen durch weise Mäßigung, klare Hilfestellungen für Menschen auf der Suche nach Gott, durchwirkt von dem goldenen Faden der Barmherzigkeit. Wie aktuell dies auch heute sei, würde die kürzlich neuaufgelegte Regel St. Benedikts für Manager zeigen. Was sind heute die Kernmerkmale unseres geistlichen Lebens? Dazu würden laut Fech die Ehrfurcht vor Gott und allem, was Gott geschaffen habe, zählen. Ein weiteres Kennwort seien Hören und Gehorchen. Die Ehrfurcht vor dem Anderen führe zum Hören aufeinander. Wie notwendig wären in unserer heutigen Zeit hörende Menschen für die Nöte unserer Zeit? Zum Kloster Waldsassen informierte die Äbtissin, dass der heutige Konvent aus zehn Schwestern bestünde und langsam wieder neu anfange aufzublühen. Auch betriebswirtschaftlich sei man dabei, weitere Einkommensquellen zum Erhalt des Klosters aufzubauen. Das Kostergebäude selbst erlebe im Moment die erste Gesamtsanierung seit der Barockzeit in einem Kostenumfang von 48 Millionen Euro. Ein "Klosterfreundeskreis" verhelfe der Abtei zur Stärkung der Eigenmittel. |
#148 wwwwwwwwww12.04.2006 - 16:33 |
"In unserer Klosterküche wird das ganze Jahr über sehr gesund gekocht", sagt Äbtissin Laetitia Fech. "Wir essen viel frisches Gemüse aus dem eigenen Garten und nur zwei Mal die Woche Fleisch." Im Rahmen unserer Fitness-Aktion "Besser essen - mehr bewegen" und passend zum Beginn der Fastenzeit haben wir einige Fragen an die geistliche Mutter der Cistercienserinnen-Abtei gestellt. Was bedeutet die Fastenzeit für Sie? Was ist Ihnen wichtig in den nächsten Wochen? Äbtissin Laetitia: Fastenzeit bedeutet für mich Reinigung von Leib, Seele und Geist. In diesen Wochen möchte ich mich auf das Wesentliche besinnen. Ganz wichtig dabei ist die praktizierte Nächstenliebe, die Liebe zu den Menschen und zu Gott zu überdenken und zu erneuern. Dazu gehören auch Werke der Barmherzigkeit. Waldsassens äbtissin Laetitia Fech Gebote wie das, am Freitag kein Fleisch zu essen, gelten für Katholiken ja das ganze Jahr. Wie streng wird im Kloster gefastet? Äbtissin: In den nächsten 40 Tagen ist jeder Mittwoch und Freitag ein Fasttag. Das bedeutet für unsere Kommunität Tee, Wasser und Brot. Mittags gibt es auch eine Suppe. Strenge Fast- und Abstinenztage mit einmaliger Sättigung am Tag sind Aschermittwoch und Karfreitag. Alkohol trinken wir normalerweise höchstens mal am Sonntag bei Tisch. Dieses Glas Bier oder Wein fällt in der Fastenzeit auch weg. Fällt Ihnen das Fasten schwer? Äbtissin: Man kann sich auch an Brot satt essen. Fasten bedeutet ja nicht Hungern. Wenn ich ganz bewusst ein Stück Brot kaue, ist das gut für die Geschmacksnerven; ich mache mir Gedanken darüber, wie viel Arbeit dahinter steckt und danke für das Geschenk, genug zu essen zu haben. Ganz zu schweigen davon, dass es den Körper entschlackt und gesund ist, führt das Fasten vor Augen, mit wie wenig Essen man eigentlich klarkommt und auch nicht umfällt. Ist die Kirche leibfeindlich, wie manche Kritiker meinen? Äbtissin: Ein glattes Nein! Der Leib ist der Tempel des heiligen Geistes, wie es im Korintherbrief steht. Ein maßvolles Leben ist die Lösung. Alles Extreme ist leibfeindlich - zu viel zu essen genauso wie zu wenig zu essen. Gibt es tatsächlich "Ess-Sünden"? Äbtissin: Ja. Dazu zähle ich Völlerei, Trunksucht, Maßlosigkeit ebenso wie Magersucht. Wer seinen Körper nicht hütet und achtet, sündigt gegen den Leib. Was halten Sie davon, wenn die Fastenzeit ohne religiösen Hintergrund zum Anlass fürs Abnehmen genommen wird? Äbtissin: Ablehnen würde ich das nicht. Allerdings ist es ohne religiösen Glauben viel schwieriger, das innere Gleichgewicht zu finden. Was verändert sich in den nächsten 40 Tagen im Klosterleben? Äbtissin: Fasten ist bei uns wirklich ganzheitlich, bezieht sich nicht nur auf Essen und Trinken. Es bedeutet auch, mehr Zeit dem intensiven Gebet zu widmen, Nachlässigkeiten zu tilgen, auf Geschwätz und Albernheiten zu verzichten. An Fasttagen wird bewusster geschwiegen. Welche Rolle spielt sportliche Betätigung für Sie und Ihre Mitschwestern? Äbtissin: Das kann jede Schwester halten, wie sie möchte. Mir ist nur wichtig, dass es nicht um Körperkult geht. Wir haben auch einen Heimtrainer hier, es besteht Gelegenheit zum Joggen oder Schwimmen. Körperliche Ertüchtigung im richtigen Maß ist schon wichtig. Ich persönlich mache täglich Gymnastik, schwimme gern und fahre im Urlaub auch Rad. |