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#87   iiiiiiiii08.06.2005 - 20:10
Lettera scritta dal Gruppo Giovani al Card. Martini

(vai alla risposta del Cardinal Martini)



Milano, 30 agosto 2002



Caro Arcivescovo,

come gruppo giovani di S. Maria del Suffragio siamo felicissimi di questa occasione che – inaspettata – ci si è presentata per poterLe scrivere e consegnare personalmente questa lettera di augurio e di ringraziamento.

Già la semplice intestazione dice tutto: “Caro Arcivescovo”… è così che ci era stato suggerito di iniziare la regola di vita da consegnare alla Redditio Symboli. È così che qualcuno ha intestato la lettera di fruttificazione al termine del Gruppo Samuele. E ancora, è con questa espressione che probabilmente tante Sentinelle del Mattino hanno iniziato le loro e-mail durante il cammino dello scorso anno. E tutto questo, sempre con la certezza di essere ascoltati, e spesso con la gioia di vedersi rispondere.

In altre parole, con la consapevolezza che il nostro Arcivescovo ci è sempre stato vicino con affetto e attenzione. E anche con la fantasia di trovare modi sempre nuovi per alimentare il dialogo. Per questo vorremmo ancora una volta esprimere il nostro grazie.

Detto questo, ci rendiamo conto che ogni parola di elogio e di gratitudine in questo momento può suonare scontata o – peggio – retorica. Dai giornali al mondo della politica, è un continuo risuonare di parole di lode e di commiato… tutte ben motivate, ma così tante e amplificate che ci viene da chiederci: e la nostra “letterina”, a tutto questo, cosa può aggiungere?

Siamo però perfettamente consapevoli che Lei, da buon ascoltatore della Parola con la P maiuscola, saprà leggere e discernere anche nelle nostre parole con la p minuscola il sentimento vero che ci sta dietro. Sentimento di stima e di affetto filiale, che sconfineranno forse in qualche ombra di nostalgia, al vederLa partire dopo tanti anni (per molti di noi, nati alla fine degli anni ’70, l’Arcivescovo di Milano è sempre stato Carlo Maria Martini e nessun altro).

In questi anni con Lei abbiamo camminato insieme anche noi: certe occasioni sono diventate fondamento di esperienze che stanno costruendo qualcosa di grande in ognuno di noi. Ricordiamo le sue semplici parole durante la Visita Pastorale nel mese di gennaio del 1999, eravamo appena tornati dall’Incontro Europeo di Taizé svoltosi a Varsavia: “tenete sempre viva la preghiera semplice di Taizé”. E così è stato, ora questa preghiera addirittura cittadina si svolge qua al Suffragio ogni terzo sabato del mese e raccoglie centinaia di giovani di tutta Milano. Ecco, proprio nel giorno del sabato – magari il terzo di ogni mese – mentre a Gerusalemme si vive la Festa, pensi un poco anche a noi con le nostre grandi speranze, sogni e attese.

Sappiamo bene che ricorderà ciascuno di noi nella preghiera, così come noi ci ricorderemo di Lei. Anche con un po’ di orgoglio, sapendo che il nostro Arcivescovo sarà là, in “prima linea”, in quella città “centro di tutto il mondo” – come disse Gad Lerner ai ragazzi del nostro Oratorio Estivo incontrandoli nell’estate di Shalom Jerusalem – a intercedere per la pace a Gerusalemme, e a studiare ancora, anche per noi, la Parola che in tanti anni ci ha trasmesso.

La salutiamo con un abbraccio, sussurrando nel cuore “l’anno prossimo a Gerusalemme”


#86   gggggg07.06.2005 - 19:24
Keine klaren Definitionen

In dem Titel: Was sagt die Bibel zum Thema Sex vor der Ehe sind mir eigentlich nur zwei Begriffe richtig klar: das Wort Bibel und das Wörtchen ???vor". Was mit Sex gemeint ist, vor allen Dingen, wann man nun ???eigentlich" von Sex sprechen kann, ist ja nicht erst seit Bill Clinton und seiner ???Oral Office" Affäre mit Monica Lewinsky umstritten. Ich hatte wirklich ein Mädchen in meiner Jugendgruppe, die fest davon überzeugt war, dass ein Zigarrenjob kein Sex sei.

Auch der Begriff Ehe scheint zwar sehr klar, aber auch nur daher, weil wir seit Bismarck die sogenannte bürgerliche Ehe (mit Standesamt und Schein) haben. In der Bibel gab es das alles noch nicht und so wird ja im Zusammenhang mit dem heißen Eisen "eheähnliche Lebensgemeinschaften" daran gezweifelt, dass das bürgerliche Modell sich mit dem deckt, was die Bibel meint (bzw. was zu Zeiten der Bibel praktiziert wurde).

Allein durch diese zwei Definitionsprobleme wird deutlich, dass wir beim Thema Sex vor der Ehe nicht darauf hoffen können, eine eindeutige Antwort im Sinne einer Bibelstelle zu finden. Zumal es – wir werden es gleich deutlicher ins Auge fassen – so eine Stelle wirklich nicht gibt. In der Theologie nennt man den Bereich, in dem es um die Frage, ob etwas richtig oder falsch sei Ethik.

Ethisch denken lernen

Ethisch denken und handeln heißt etwas anderes, als nur die Frage zu stellen: nenne mir einen Bibeltext, der es verbietet oder erlaubt. Wir halten es für gute Ethik, keine Sklaverei zu betreiben, obwohl sie in der Bibel nicht verpönt wird und wir halten es als Adventisten für eine sinnvolle Regel, nicht zu rauchen, weil wir uns einfach nicht vorstellen können, dass ein derartiger Umgang mit unserem Körper im Sinne Gottes sei. Es ist unsere Überzeugung, dass beides nicht in Übereinstimmung mit der Botschaft Jesu zu bringen ist.

Wer den Schluss zieht, nur weil die Bibel nichts zum Thema Sex vor der Ehe sage, habe man nun gewissermassen eine rosige sexuelle Zukunft der ausschweifenden geschlechtlichen Betätigung vor sich, der fragt eben nur nach der Bibel ( nach dem Buchstaben), aber nicht nach dem Gott der Bibel (dem Geist), der sich in Jesus offenbart hat.

Die Welt der Bibel kennen lernen

In vielen ethischen Fragen, zu denen es keine eindeutigen Bibelstellen gibt (beispielhaft sei hier der ganze Bereich der Bioethik erwähnt: Abtreibung, Sterbehilfe, Gentechnik und -manipulation etc.) hilft es, nicht nur nach Bibelstellen zu fahnden, sondern die Welt der zu begreifen, um in dem Text und im Handeln Gottes mit den Menschen übertragbare Prinzipien zu finden.

Beim Thema Sex vor der Ehe gibt es Interessantes zu entdecken: obschon die Mischna (Bibelauslegung der Rabbiner) empfiehlt, nicht vor dem Alter von 18 Jahren zu heiraten, war doch die gängige Praxis, mit Eintreten der Geschlechtsreife zumindest die Mädchen mit einem guten Brautpreis als Jungfrau unter die Haube zu bringen (da – auch im AT – ein Junge "wertvoller" war als ein Mädchen, versuchte man das, bei der Heirat dadurch zu kompensieren, dass dem Vater eines Mädchens Geld als Ausgleich gezahlt wurde). Weil zwischen Pubertät und Heirat nur wenig Zeit lag, die noch dazu bestimmt war durch die Konventionen einer vom Patriarchen streng dirigierten Stammesgemeinschaft, wird klar, warum die Texte der Bibel für unsere Zeit so schweigsam scheinen. Das erklärt auch, warum umso mehr vom Ehebruch die Rede ist.

Im Alten Testament war die Ehe keine romantische Beziehung zwischen zwei Liebenden, die sich aus freien Stücken für ein Zusammenleben entschieden hatten. Die meisten Ehen waren arrangiert und Frauen zählten zum Besitz des Stammesoberhaupts. Daher sind die (oft in diesem Zusammenhang zitierten) Regelungen aus den Gesetzestexten von 2. und 5. Mose wirklich nicht als Aussagen im Bezug auf den vorehelichen Geschlechtsverkehr tauglich, denn sie regeln Eigentumsverhältnisse. Schon in den zehn Geboten findet sich die Frau in der Aufzählung der Besitztümer (Frau, Sklaven, Tiere). War ein Mädchen unverheiratet, so zählte sie zum Besitz des Vaters, des Patriarchen. Wer ihr die Jungfräulichkeit nahm, der beging ein Eigentumsdelikt an dem Vater, denn der Brautpreis, den er für das Mädchen bekommen hätte, war z.B. durch eine Vergewaltigung (5. Mose 22,13-29) stark gemindert und die Familienehre beschädigt worden. In dem Fall mussten Ersatzleistungen gezahlt werden. Das für uns unbegreifliche an den Texten (neben 5. Mose 22,13-29 noch 2. Mose 22, 15-16) ist ja, dass die Handlung an keiner Stelle einer moralischen Bewertung oder Verurteilung unterzogen wird. Für ihre Zeit jedenfalls waren diese Regelungen sinnvoll und im Vergleich zu anderen Völkern auch immer wieder fortschrittlich.

Eines kommt uns dabei aus heutiger Sicht ungerecht vor: dass man als Mann immer besser dran war. Jungfräulichkeit galt nämlich nur für die Mädchen. Das ist ja heute noch in vielen Kulturen so. Männer durften – jedenfalls was die Gesetzgebung anbetraf – im Alten Testament, ob verheiratet oder nicht, so viele weibliche Geschlechtspartnerinnen haben wie sie wollten (auch nebeneinander), Hauptsache, es wurde keine andere Ehe (das Eigentum eines anderen Mannes) verletzt.

Dazu kommt noch die theologische Schwierigkeit, dass wir bei Verwendung von Gesetzestexten aus den fünf Büchern Mose immer erst legitimieren müssen, mit welchem Recht wir sie auf unsere Zeit beziehen, denn im selben Kapitel 5. Mose 22, 11 steht zum Beispiel, dass man keine Kleidung mit Mischgewebe tragen darf. Aber danach fragt ja heute keiner (nicht mal der Youngsta).

Lust und Leidenschaft im Alten Testament: das Buch der Bücher (Hohelied)

Weil so unverblümt in diesem schön(st)en Buch (dem Buch der Bücher, wie es eigentlich heißt) der Bibel von Lust und Leidenschaft die Rede ist, ist es nur dem Durchsetzungsvermögen des Heiligen Geistes zu verdanken, der gegen viele Widerstände dafür gesorgt hat, dass es in die Bibel gelangte. Über Jahrhunderte hat die Kirche (und auch die Synagoge) den Text dadurch enterotisiert, dass sie behauptete, hier läge eine reine Allegorie vor, nämlich die Beschreibung der Beziehung zwischen Gemeinde (Braut) und Jesus (Geliebter). Ehrlich gesagt ist das zwar sehr fromm, aber meiner Ansicht nach Quatsch. Wer beim Lesen des Hoheliedes nicht wirklich an zwei junge Menschen bei der Liebe denkt, der sollte einen Psychiater konsultieren. Deutlicher (und gleichzeitig ästhetischer) kann man gar nicht werden.

Streiten tun sich die Gelehrten natürlich – und das ist für uns interessant – darum, ob diese beiden liebestrunken taumelnden Turteltauben die verheiratet sind oder nicht. Meistens wird einfach behauptet, dass sie es waren (z.B. Handbook auf SDA Theology, S. 697). Zwei Anfragen müssen aber biblisch erlaubt sein. 1. Warum ist diese Frage dem Hohelied so egal? Hätte es nicht den Rahmen, in dem hier der Geschlechtsakt vollzogen wird, besser aufzeigen müssen, damit die Jugend Israels nicht auf die Idee kommt, biblische Bücher nachzuspielen? 2. Warum treffen die beiden sich dann immer wieder in aller Heimlichkeit (1,4.16.17; 2,9.10; 3,1; 5,2-8; 7,12.13; 8,1.2)? Das Hohelied kann nicht als normativer Text herangezogen werden (also mit einer festen Regel, einem Gesetz), weil es eine Beschreibung der körperlichen Liebe, Schönheit und Leidenschaft ist, die eben nur das beschreiben will, was Menschen fühlen und praktizieren. Hier wird die Liebe um der Liebe willen gefeiert, nicht deren Rahmenbedingungen erörtert. Wir werden weitgehend im Dunkeln darüber gelassen, was für Menschen die beiden Liebenden genau waren und in welchem Lebensabschnitt sie sich gerade befanden.



Das Neue Testament ist uns näher

Schon im Neuen Testament ändert sich der Ton. Durch die Botschaft von Jesus Christus, die ja in den restlichen Schriften des Neuen Testaments reflektiert wird, deutet sich ein neuer Umgang zwischenmenschlicher Beziehungen an. Zwar schweigt das Neue Testament auch zum Thema Sex vor der Ehe, wenn es darum geht, einen eindeutigen Bibeltext zu benennen, aber im Lichte der Botschaft Jesu (z.B. Bergpredigt), lernen wir, was es heißt, im Geiste Gottes zu handeln, Gerechtigkeit auszuüben, den Nächsten als ganzen Menschen (und nicht als Eigentum) zu sehen.

Vielfach wird der im Neuen Testament häufig benutzte Begriff Unzucht (griechisch porneia) so ausgelegt, dass damit vorehelicher Geschlechtsverkehr gemeint sei. Wer den Begriff in einem Lexikon studiert, muss aber feststellen, dass damit Prostitution, Ehebruch und ein paar andere Dinge gemeint waren.

Stichwort Jungfräulichkeit und Reinheit

Jungfräulichkeit war eine Tugend, wenn auch nur für die Frauen, was sich schon daran zeigt, dass der Begriff sowohl im hebräischen wie im griechischen – und auch im deutschen – weiblich ist. Sie war ein Ausdruck von Reinheit (vgl. Off 14,4). Vielfach wird von diesem Gedanken aus auf die Wichtigkeit geschlossen, unbefleckt, also jungfräulich, in die Ehe zu gehen. Nun stellt sich wie bei vielen anderen Dingen die Frage, was zuerst war? Die kulturelle Vorstellung der Jungfräulichkeit als Reinheitssymbol, die die Bibel zur Illustration aufgreift? Oder ist es umgekehrt: Jungfräulichkeit ist deshalb wichtig, weil es die Bibel so will, und daher wird sie in der Kultur (besser: den Kulturen) der Bibel so betont? Ich plädiere für Ersteres und zwar in diesem Fall auf Grund der einfachen Beobachtung, dass Jungfräulichkeit nur für Mädchen wichtig war. Ich halte das für einen sicheren Indikator dafür, dass wir es hier mit einem kulturellen Phänomen zu tun haben, dass sich sowohl unserem heutigen Empfinden und unseren Werten entzieht wie auch der Botschaft Jesu von der Gleichheit aller Menschen vor Gott entzieht, ja ihr sogar entgegensteht. Unser Kulturempfinden legt keinen Wert mehr auf Jungfräulichkeit, ja sieht den Anspruch eines Mannes auf eine Jungfrau (ohne ihn auf sich selbst zu beziehen) eher als Symptom eines abzulehnenden Machotums. Auch setzen wir fehlende Jungfräulichkeit nicht mehr mit Unreinheit gleich.

Damals im Paradies

Nochmal zurück ins Alte Testament. Nach jüdischer Auffassung schließt sich in 1. Mose 2,24 der Kreis zu dem, was vorausgeht, nämlich die Erschaffung der Frau. Entgegen unserer Sichtweise, die rein chronologisch denkt, dass Adam erst allein war und Gott dann die Eva erschuf, sieht das Judentum es eher so, dass das Wort Adam in den ersten zwei Kapiteln der Bibel nur ???Mensch" bedeutet, also kein Eigenname für einen Mann ist. Dieser Mensch ist von Gott sehr gut erschaffen und in sich androgyn (männlich und weiblich). Als er aber entdeckt, dass er kein leibliches Gegenüber hat, teilt Gott ihn quasi in der Hälfte durch (das Wort Rippe wird an anderer Stelle im Sinne von Hälfte gebraucht). Vers 24 will nun sagen, dass durch die Ehe der Mensch wieder ein Ganzer wird. Damit ist natürlich auch Sex gemeint (wie der nächste Vers deutlich macht). Dieser Text ist deshalb wichtig, weil er den zwei einzigen Kapiteln in der Bibel entstammt, die den Zustand vor dem Sündenfall beschreiben. Es geht hier um den Ideal- oder Urtyp der Beziehung zwischen Mann und Frau: dass sie eigenständig (Vater und Mutter verlassen) und dauerhaft (seiner Frau) als sexuell Aktive in einer monogamen Lebensgemeinschaft stehen. Der Text ist elementar im doppelten Sinne von grundlegend aber auch in dem Sinne, dass hier nur ganz wenige Bausteine – Elemente – dargestellt werden. Uns muss heute zumindest befremden, dass hier die Liebe zwar impliziert erscheint, aber nicht einmal erwähnt wird. Streng genommen spricht dieser Vers von dem, was eine Ehe ausmacht. Über Sex vor der Ehe wird auch hier nicht gesprochen. So wird ja wegen dieses Textes manchmal behauptet, dass eben durch den Geschlechtsakt die Ehe vollzogen werde. Natürlich stimmt das auch. Aber im Rückschluss zu sagen, dass man durch Geschlechtsverkehr vor den Augen Gottes verheiratet sei ist unsinnig und auch unbiblisch, denn sonst hätte Jesus der Frau am Jakobsbrunnen in Joh 4,17.18 bestimmt nicht gesagt: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt. Er hätte dann eher sagen müssen: du bist mit allen verheiratet oder zumindest mit dem Ersten.

Sex (6) Prinzipien

Wir hatten es am Anfang von der Ethik. Dann habe ich mit euch einen kleinen Streifzug durch die Bibel gemacht (der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhob), um meine Behauptung zu untermauern, dass das Thema Sex vor der Ehe in der Bibel nicht ausdrücklich thematisiert wird und woran das liegt. Nun müssen wir wieder den ethischen Faden aufgreifen.

Immer wenn es keine klaren Bibeltexte zu einem ethischen Thema gibt, tun wir gut daran, biblische Prinzipien zu beachten und sie auf unser Verhalten zu übertragen. Ich habe hier ein paar Prinzipien zusammen getragen, die ich für unser Thema wichtig finde. Anhand dieser Prinzipien kannst du – wie ich meine – eine für dich angemessene Entscheidung treffen, ob du mit deiner Freundin oder deinem Freund Sex hast oder nicht.

1. Prinzip Vorbild: Immer wieder betont das Neue Testament, dass wir uns als Christen positiv von unserer Umgebung abheben sollen (Röm 12,2; 1. Joh 2,15). So mahnt Paulus in 1. Kor 5,1 eine sexuelle Sünde an mit dem Vermerk, dass nicht einmal die Heiden so etwas gut finden würden. Paulus sagt: sei dir immer klar, dass du als Christ beobachtet wirst und nicht die guten Sitten deiner Gesellschaft verletzen sollst. Deswegen ist er zum Beispiel auch gegen lange Haare bei Männern ... . Man könnte das im 200. Todesjahr des Philosophen Immanuel Kant auch kantisch formulieren: handle so, dass dein Handeln zu einem allgemeinen Gesetz werden könnte.

2. Prinzip Gemeinschaft: Unsere Gesellschaft hat eine starke Tendenz zum Individualismus. Bei Jugendlichen ist das besonders ausgeprägt. Sie sagen: mein Privatleben geht die Gemeinde nichts an, oder: ob ich mal ein Bierchen trinke oder nicht, hat nur was mit mir und Gott zu tun. Falsch, jedenfalls nach der Bibel! Du bist immer Teil eines Stammes! Dieser Stamm heißt seit Jesus Gemeinde. Und ob es dir passt oder nicht (meistens nicht): dein Privatleben geht die Gemeinde auch etwas an. Du bist ihr verantwortlich, genauso wie sie dir gegenüber verantwortlich bist. Du kannst beim Thema Sex auch nicht sagen, dass es nur um dich und deinen Freund oder deine Freundin geht. Im Partner bist du auch immer seiner Familie gegenüber Rechenschaft schuldig. Ihr beide mit eurer Lust und Leidenschaft lebt also nicht unter einer Käseglocke.

3. Prinzip Verantwortung: Verantwortung zu übernehmen heißt, ein wirklich mündiger Christ zu sein. Wer nur seine Prediger oder seine Predigerin fragt, was er darf und was nicht, der geht zwar erste Schritte des Glaubens, aber er oder sie ist weit entfernt von einem mündigen Christsein. Im Anschluss an das Prinzip Gemeinschaft heißt das, dass du bereit sein musst, die Folgen, die dein Handeln für die Gemeinschaft hat (z.B. Schwangerschaft für die Familie; AIDS für den Partner; Streitereien in der Gemeinde) abzuwägen und zu verantworten. So halte ich es zum Beispiel nach wie vor beim Thema Sex vor der Ehe für sehr wichtig, dass man sich klar macht, dass durch Sex Kinder gemacht werden können (es gibt ja keinen 100%igen Schutz). Verantwortliches Handeln heißt dann: ich bin mir darüber im Klaren und sollte eine Schwangerschaft sich ergeben, dann wäre das keine Katastrophe. Du bist dafür mitverantwortlich, dass das Recht des potentiellen (auch ungeplanten) Kindes auf eine Familie gewahrt wird.

4. Prinzip Treue: Gottes Treue ist das beste, was dir in deinem Leben passiert. Deswegen sollst du als Nachfolgerin und Nachfolger diese Treue in allen deinen zwischenmenschlichen Beziehungen nachahmen. Natürlich gilt das auch für die Sexualität, die nach der Bibel (diese Texte hatten wir nicht angeschaut) ein Erkennen, eine tiefe Beziehung zwischen Mann und Frau ist. Dieses Prinzip schließt für mich Promiskuität (häufig wechselnde Geschlechtspartner) oder One-Night-Stands aus.

5. Prinzip Glauben: In einem anderen Zusammenhang (dem Essen von Opferfleisch) sagt Paulus (Röm 14,23): Was nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde. Ein starker Satz. Paulus hatte hier in Römer 14 auch ein Thema am Wickel, bei dem es keinen klaren Bibeltext gab, ähnlich wie beim Thema Sex vor der Ehe. Das Interessante ist, dass Paulus sagt: ob du den Götzen geweihtes Opferfleisch isst oder nicht, musst du selber entscheiden. Aber lass es eine Entscheidung sein, die deinen Glauben ausdrückt. Das gilt meiner Ansicht nach auch für den Sex vor der Ehe.

6. Prinzip Nachfolge: Die Radikalität des Prinzips, das Paulus in Römer 14 aufstellt, ist ja nur darauf zurück zu führen, dass er begriffen hat, wie radikal Jesus das einfordert, was wir heute Nachfolge nennen. Du bist vielleicht als Adventistenkind groß geworden, mit einem bestimmten Regelkatalog. Irgendwann hast du begonnen, die Grenzen auszuloten und zu fragen: Was darf ich denn? Oder: was die Bibel nicht ausdrücklich verbietet, das ist erlaubt. Das sind unreife Fragen, die zeigen, dass du noch nicht in die Nachfolge getreten bist. Wieder ist es Paulus der begriffen hat: Nachfolge ist so radikal, dass selbst dein Körper Gott gehört (1. Kor 6,19). Wir sagen oft: ich übergebe mein Leben an Gott. Dann lebe auch wie einer, der das meint.

Schlussstrich

Ich hoffe, du siehst nun ein wenig deutlicher, auch wenn du enttäuscht sein magst, dass du wirklich selber nachdenken musst, was du tust und was du lässt. Du bist nicht der einzige, der das lernen muss. Die Gemeinde muss das auch. Sie muss lernen zu akzeptieren, dass Jugendliche beim Thema Sex vor der Ehe und bei Beachtung der dargelegten Prinzipien heute zu einem anderen Schluss kommen können als früher und dies als Nachfolger Christi in voller Verantwortung tun. Eigentlich akzeptiert sie das schon längst, sie hat nur noch nicht den Mut gefunden, sich das einzugestehen (siehe Artikel von Andreas).

Was mich am Ende dieser Erörterungen viel mehr interessiert ist die Frage danach, mit wem ich eigentlich zusammen bin (Sex oder nicht). Zu der Frage nämlich, ob ich als NachfolgerIn Jesu mit einem Nichtchristen eine Partnerschaft eingehen sollte, ist die Bibel im Gegensatz zum Thema Sex vor der Ehe alles andere als schweigsam. Das ist das eigentliche Tabuthema, über das der Youngsta eine Ausgabe machen sollte.



#85   iiiiiiii07.06.2005 - 17:43
Io mi rifarei alla prima Enciclica "Redemptor hominis", cioè la dignità dell\uomo redento da Cristo. In tale principio, collocato nell\orizzonte del Vangelo, sta il punto più alto del pontificato di Papa Wojtyla.

E le difficoltà che invece sono emerse?

Non riguardano tanto la persona del Pontefice, riguardano il cammino della Chiesa nella storia. La Chiesa deve sempre affrontare nuove situazioni. E oggi si tratta di rispondere alla domanda: come convivere fra diversi senza farsi del male, senza confondersi e magari quando si condivide lo stesso territorio. Già S. Paolo ammoniva: "Se vi mordete e divorate a vicenda, guardate almeno di non distruggervi gli uni con gli altri". E ancora: "Non vi fate illusioni: non ci si può prendere gioco di Dio. Ciascuno raccoglierà quello che ha seminato".

Collegialità. Sinodi. Centralismo e partecipazione. Un bilancio in chiaro e scuro.

Il bilancio è complesso. Certamente il Vaticano II e poi papa Paolo VI istituendo nel 1965 il Sinodo avevano in mente uno strumento significativo, una specie di "Consiglio permanente di reggenza" della Chiesa insieme al Papa. Questa intuizione si è sviluppata solo in parte. I Sinodi hanno avuto il grande merito di mettere insieme i vescovi, di farli conoscere, di permettere loro di scambiarsi pareri. Ma non sono diventati quel Consiglio permanente della Chiesa che si era proposto il Concilio, quindi c\è ancora della strada da fare.

Per mesi i principali giornali hanno parlato di lei. Hanno scritto che il cardinale Martini voleva o proponeva un Concilio Vaticano III! E\ stato un abbaglio giornalistico o questa esigenza è e rimane un\esigenza dell\intero episcopato mondiale?

Io non ho mai parlato di Vaticano III perche\ l\espressione può essere fraintesa e può confondere. Vaticano III significa rimettere in questione tutti i problemi così come ha fatto il Vaticano II. La mia proposta andava in una direzione diversa. Convocare, di tanto in tanto, delle assemblee sinodiali veramente rappresentative di tutto l\episcopato e - perchè no - universali (Sinodi e Concilio sono la stessa parola) per affrontare questioni in agenda nella vita della Chiesa. Un\esperienza che valga a sciogliere qualcuno di quei nodi disciplinari e dottrinali che riappaiono periodicamente come punti caldi sul cammino della Chiesa.

Se ho ben capito, i Sinodi degli ultimi anni sono serviti a poco. Lei, il 7 ottobre 1999, raccontava nell\Aula Paolo VI davanti al Papa il suo "sogno", quello di affrontare temi come la carenza di ministri ordinati, la posizione della donna nella Chiesa, la sessualità, la disciplina del matrimonio, l\ecumenismo. Orbene, i Sinodi non sono certo nella linea da lei indicata?

Sì, i Sinodi, sin dall\inizio hanno mostrato difficoltà a fondere il rispetto delle opinioni di tutti i vescovi con una capacità decisionale reale. La dimensione decisionale, teorizzata, non è stata esercitata. Non vedo perché tale capacità decisionale non possa comprendere l\intero episcopato...

Lei si riferisce a più di 4500 vescovi. Sono un numero imponente.

Io credo che oggi, con i mezzi di comunicazione e di trasmissione del pensiero, è facilissimo mettere insieme le persone. Ciò sarebbe utile ed eviterebbe che le culture diverse in cui è immersa la Chiesa vadano un po’ per conto loro. Dal confronto dei diversi linguaggi e dalla condivisione degli stessi problemi possono venire decisioni che aiutano la Chiesa ad affrontare con più forza il futuro.

La grandezza di un pontificato si giudica anche dal meccanismo di reclutamento dei vescovi. E\ un meccanismo che soddisfa o c\è qualcosa da rivedere? E poi non c\è solo collegialità, partecipazione dall\alto, c\è partecipazione dal basso.

I sistemi possono essere perfezionati così da tenere sempre più in considerazione anche i pareri della gente. Importante è acquisire un ventaglio il più ampio possibile di pareri sui candidati. Partecipazione dal basso? Io ho sperimentato nella mia Chiesa locale una forte presenza del popolo di Dio. Anche a riguardo della successione episcopale questo popolo si è espresso, ha fatto conoscere i suoi desideri. La categoria di "popolo di Dio" va approfondita, coltivata ma essa è ormai acquisita nella storia della teologia e nella storia della dottrina cristiana.

Lei vede solo cardinali in Conclave o il Conclave potrebbe essere arricchito da altre presenze?

Le proposte sono state tante. Potrebbe essere ragionevole rappresentare meglio le Conferenze Episcopali con la presenza, in Conclave, dei Presidenti delle stesse Conferenze. Non nego che il Collegio dei Cardinali abbia già una sua rappresentatività, però un Conclave allargato terrebbe maggiormente conto della articolazione della Chiesa che guarda al Papa come momento fondante della propria unità.

"Ingravescentem aetatem". Un cardinale compie 80 anni ed è "out", fuori dal Conclave. E\ d\accordo?

E\ bene mettere dei limiti di età anche nella Chiesa. Ci possono essere casi di persone estremamente vitali, ma è meglio seguire le prudenze umane biologiche e dare spazio ai giovani. Compiuto il proprio dovere ci si fa da parte. Nella Chiesa ci sono persone sagge che possono far sentire la loro opinione anche al di là di un semplice ballottaggio.

Diaconato femminile. Rimane sempre un terreno minato. Lei e\ un biblista. I teologi, o la maggior parte di essi, lo ritengono un tema improponibile.

Non saprei dare una soluzione teorica. Sicuramente assistiamo al fiorire di nuovi ministeri. E per quanto riguarda la loro efficacia i ministeri femminili nella Chiesa sono di primaria importanza. Penso al tema della carità, assistenza ai disabili, pace, ambiente, vita, ecologia, famiglia. Tutto ciò va riconosciuto e promosso.

Siamo di fronte ad una vera e propria "diaconia femminile"?

E\ così. Una diaconia che merita un riconoscimento maggiore di quello che viene attualmente reso possibile dalla legislazione canonica.

Nel conflittuale rapporto fra cristiani, mi riferisco in specie a quello fra cattolici e ortodossi, chi deve fare un passo indietro?

Ognuno deve fare un passo verso il Vangelo, non so dire se avanti o indietro. Il Vangelo è libertà, purezza di cuore, assenza di pretese, desiderio di valorizzare l\altro, rinuncia ai privilegi. Nessuno è esente dal fare passi decisi verso un Vangelo più vissuto.

La ripetuta richiesta di perdono di Papa Wojtyla ha provocato più di un malumore. Alcuni suoi colleghi vescovi hanno trovato imbarazzo nel tradurla in linea pastorale. E lei?

Io ho accolto con gioia questa richiesta di perdono. Il Papa ha fatto una scelta "conciliare" e ha interpretato bene il momento ecclesiale di grande sincerità, fiducia, onestà. Chi riconosce i propri errori si sente forte della forza dello Spirito. Se lette nel contesto del Vangelo le richieste di perdono non presentano difficoltà. Anzi. Sono un atto di coraggio e di onestà.

A proposito delle radici cristiane d\Europa e della Costituzione europea, che ne pensa?

C\è un problema di etichetta e un problema di sostanza. La sostanza è che la nuova Costituzione europea riporti nella pratica delle sue leggi quei valori del primato della persona e della sua relazionalità che sono lo specifico cristiano dato al continente. Se poi c\è un accenno esplicito alle radici cristiane con una formulazione condivisa da tutti, bene. L\essenziale però è che i valori cristiani siano nei fatti, non semplicemente una etichetta.

Non ha l\impressione che il "sale della Chiesa" sia diventato insipido?

La Chiesa passa continuamente da periodi di progresso a periodi di crisi e declino. Ciò non è un fenomeno generalizzato. Il pericolo che lei denuncia però esiste. Ogni qualvolta la Chiesa vuole conformarsi o piacere al mondo e non segue più il Vangelo rischia di diventare sale scipito. La Chiesa ha il dovere di rifarsi continuamente alla parola di Dio e al Vangelo. Questo è ciò che io ho sempre sostenuto come principio di fondo della vita ecclesiale.

Riesce a individuare nella Bibbia, nel "Primo o Secondo Testamento" come li definisce lei, una frase che sostenga la Chiesa nel suo cammino, che la renda piu\ fiduciosa e credibile?

La parola che ripete Gesù tre volte nel capitolo VI del Vangelo di Matteo: "Il Padre che vede nel segreto ti ricompenserà". Il che vuol dire non tanto esteriorità, apparenze, vita mediatica, bensì la realtà nascosta della vita quotidiana vissuta con fedeltà al Vangelo. E\ qui l\essenziale per ogni esistenza cristiana.


#84   iiiiiiiiiiii31.05.2005 - 17:32
Begegnungen mit Papst Johannes Paul II.

35 Autoren hat der Historiker, Publizist und ehemalige polnische Außenminister Bartoszewski in einem Band versammelt, prominente Deutsche, Italiener, Fran-zosen, Polen, Ägypter, Amerika-ner, Mexikaner, Russen, Österrei-cher, Tschechen, Litauer, Israeli, Peruaner, Weißrussen. Politiker von Gorbatschow bis Bush sen., von Weizsäcker bis Peres; Kardi-näle von Lustiger bis König, Dip-lomaten von Boutros Boutros-Ghali bis Genscher, ehemalige Kanzler von Schmidt bis Kohl, Minister von Vogel (Hans Jochen) bis Blüm. Alle berichten von Jo-hannes Paul II. und wie sie ihm begegnet sind. Wahrscheinlich ergibt das ein buntes Bild. Ist es authentisch?

Norbert Blüm ist sprachlos: „Johannes Paul nähert sich immer mehr dem Bild dessen an, den er auf Erden vertritt: Jesus von Nazareth, der ans Kreuz geschlagen worden war“ (15), beeindruckt von Begegnungen in Rom, bei der Seligsprechung von Adolf Kolping. Czeslaw Milosz sieht Johannes Paul II. in der geistigen Nachfolge des polnischen Romantikers Nor-wid (+ 1883) und in der Tradition der „alten Rzeczpospolita, (dem) einträchtigen Zusammenleben von Konfessionen und ethnischen Gruppen (21): für den slawischen Papst dürfte kein Zweifel darüber bestanden haben, dass es ein Irrtum war, das Europäische allein auf den Westen zu beziehen“ – Europa atmet mit zwei Lungen (22), damit meinte er auch die beiden Konfessionen, Katholizis-mus und Orthodoxie. – Der deut-sche Leser fragt hier natürlich, wo denn da der Protestantismus geblieben ist. – Marek Skwarni-cki hat ein Buch über den Papst geschrieben; Johannes Paul II. hat es gelesen und sich brieflich bedankt. Karel Woityla und Marek Skwarnicki sind seit vielen Jahren literarisch einander verbunden, sie sprechen über die Poesie. Zuletzt lud ihn der Papst im Herbst 2002 nach Rom ein: Wer ist Gott ? ist die Frage, der die beiden („nach Auschwitz, Mauthausen und Da-chau, aber auch nach Hiroshima und den mörderischen Hekatom-ben des Genozids in Kambod-scha“) nachgehen. – Marek Skwarnicki ediert Woitylas frühe und späte Gedichte; und obwohl er mehrfach mit dem Papst isst und trinkt, bei ihm wohnt und aus- und eingeht – ständig nennt er ihn in nerviger Ergebenheit nur seinen Heiligen Vater. – Der Kar-dinal Poupard erinnert sich leb-haft an ein römisches Abendessen vor vierzig Jahren, mit dem jun-gen Bischof Woityla von Krakau, dann an ein Essen mit Kardinal Garrone, Kardinal Woityla (u.a); an eine Diskussion in der Universität Lublin - und begeistert sich über Bildung, Glauben, hei-ligmäßiges Leben, klares Denken, Dichtkunst, auch: Güte, Zärtlich-keit, Langmut, Beharrlichkeit und wer weiß was sonst noch - dieses „geistlichen Gipfelstürmers“ (41) und nennt schließlich Johannes Paul II. den Großen. Muss man das gelesen haben?

Viel mehr Seiten als alle anderen schreibt Kardinal Ratzinger; immerhin hatte Woityla schon ein Ratzinger-Opus gelesen, als die beiden sich zum ersten Mal (im Konklave!) trafen. Ratzinger: „Ich habe ein wenig darauf geachtet, wie dieser Mann betete… ich dachte an unsere Kirchenkritiker in Deutschland, die sprungbereit darauf warteten, alles Negative an einem neuen Papst zu entdecken und … freute mich im Stillen dar-auf, wie es ihnen bei dieser Wahl die Sprache verschlagen würde… (46) Ratzinger bewundert seine Enzykliken, macht weite theolo-giegeschichtliche Ausflüge zu Bernhard von Clairvaux und Franz von Assisi; erinnert sich daran, „dass der Heilige Vater mich zu einem Gespräch nach Rom rief“ (Ratzinger sollte Präfekt der Kongregation für das katholi-sche Erziehungswesen werden, aber er hatte doch gerade erst „einige heiße Eisen angefasst“, zum Beispiel verfügt, dass „die Erstbeichte der Erstkommunion vorangehen müsse“ (Ratzinger: „Wachwerden für die Gnade der Vergebung“); und Sorge bereitete ihm schon 1979, dass das Ver-hältnis zwischen Priestertum und Laientheologen „unklar geworden war, die beiden Wege vermischten sich und das Eigentliche der pries-terlichen Berufung… konnte kaum noch erscheinen“): Ratzinger setz-te dem Papst also auseinander, „warum er in diesem Augenblick (sein) Bistum nicht verlassen kön-ne“. (53f). Noch einmal gab der Papst nach, aber 1981 nicht mehr. Ratzinger wurde Präfekt der Glaubenskongregation. Er preist den Papst so wie der Römerbrief die heiligste Dreifaltigkeit: „Durch seine Tiefe, den Reichtum seiner Einsichten… hat er mir geholfen“. Bedenkt man, wie JP2 die deutschen Bischöfe in Konfliktfällen antanzen ließ, dann wirken Rat-zingers Sätze umso falscher: Der Papst „lebt in einer Vielfalt von Begegnungen … mit den Bischö-fen des Erdenrunds … mit Men-schen in verschiedenen Verant-wortungen in dieser Welt. Ich wundere mich immer neu, wie er die Namen der Bischöfe aus der ganzen Welt kennt, weiß, wo sie sind und was sie bewegt … wie er aufmerksam auf die Reden der einzelnen Väter hört … sich ein Bild der Hoffnungen und Leiden der Kirche im ganzen zusammen-fügt“ (57).


#83   ßßßßßßßßßßß31.05.2005 - 15:33
Habemus Beelzebub
Von Karin Eckert

Eigentlich könnte es mir als Atheistin völlig egal sein, dass dieser verbohrte alte Mann gestorben ist, wären nicht sämtliche Zeitungen zugepflastert mit seinem Konterfei: Karol Wojtyla. Sein Leben in Bildern, sein Sterben in detailreichen Worten. Fotos weinender Schäfchen. Kein Entkommen dieser letzten Show des Patriarchen. Salbungsvoll formulierte (aber recht simpel gestrickte) Nachrufe à la "der gute Mensch vom Vatikan" diverser Staatsoberhäupter (war eigentlich eine Frau darunter?) lassen in mir die Frage wachsen: Warum in Teufels Namen soll frau über Verstorbene eigentlich nichts schlechtes sagen? Dabei gäbe es jede Menge über Wojtyla zu berichten. Gefeiert wurde Karol Wojtyla unter anderem für seinen Beitrag am Fall des bösen, bösen Kommunismus. Der allerdings ließ Schwangerschaftsabbrüche zu, während im postkommunistischen, erzkatholischen Polen Abtreibungen mittlerweile verboten sind. Wojtylas Aversion gegen alles, was nach Kommunismus riecht, hatte auch weitreichende Folgen für die Menschen in Lateinamerika.
Der in den 1980er-Jahren erstarkten Theologie der Befreiung, die sich nicht nur für ein seliges Leben im Jenseits einsetzte, sondern einen engagierten Kampf gegen Armut im Diesseits führte, schaufelte er ein Grab: Unliebsame Priester sollten dem Irrglauben Befreiungstheologie abschwören. Er versetzte sie und bedrohte sie mit Ausschluss. An ihre Stelle setzte er erzkonservative Hüter des Glaubens, die Waffen segneten und mit dem CIA gemeinsame Sache gegen revolutionäre Befreiungsbewegungen machten. 1988 besuchte er Diktator Pinochet und spendete ihm höchstpersönlich die Kommunion. Der Marienanbeter erhob den umstrittenen Opus-Dei-Begründer Josémaria Escriva de Balaguer in den Rang eines Heiligen, während er dem wegen seines Einsatzes gegen Ausbeutung und Armut ermordeten Oscar Romero diese Ehre nicht erwiesen. Die Doppelbödigkeit des Wojtylas war unerträglich: nach außen trat er eisig lächelnd für Menschlichkeit und Demokratie ein. Hinter den Kulissen und innerkirchlich hingegen agierte er völlig konträr. Insofern wäre ich auch der Wahl eines außereuropäischen Kardinals zum neuen Papst skeptisch gegenüber gestanden: Der Kolumbianer Dario Castrillon Hoyos, der Inder Ivan Dias oder der Peruaner Juan Luis Cipriano sind Kinder der Politik Karol Wojtylas und konservativ bis in die Knochen. Und auch die Wahl eines liberaleren Kandidaten wie Francis Arinze aus Nigeria hätte nur verschleiert, was die katholische Kirche im Grunde ist: eine sexistische, politische und wirtschaftliche Macht, geleitet von einer handvoll alter Männer, deren Oberzampano als unfehlbar angesehen wird. Vielleicht wären wir vom 16. ins 17. Jahrhundert katapultiert worden. Dem modrigen Geruch des Mittelalters wären wir auch durch sogenannte Reformer kaum entkommen. Das zeigten auch die Diskussionen rund um die Wahl des Neuen: Nicht über Priesterinnen, Homosexualität und Zölibat wurde ernsthaft debattiert, sondern ob Pille und Kondom erlaubt werden sollen. Welch ein Fortschritt! Letztlich wurde nicht der Teufel gewählt, sondern der Beelzebub Joseph Ratzinger, der euphemistisch meinte, die "Einheit der Christen" forcieren zu wollen, was wohl nichts anderes heißt, als die Ausschaltung jeglicher unliebsamer Strömungen. Zu dieser Annahme verleitet zumindest sein bisheriges Demokratieverständnis als Leiter der Glaubenskongregation (die sich bis 1965 noch "Heilige Inquisition" nannte): So verdonnerte er 1985 den Befreiungstheologen Leonardo Boff zu einjährigem Schweigen. Den Willen von 2,3 Millionen Deutschen und ÖsterreicherInnen, die in den 1990ern das Kirchenvolksbegehren unterzeichneten, wies er als "unannehmbares, demokratisches Kirchen-modell" scharf zurück. Er sprach sich 1999 vehement gegen Schwangerschaftsberatung durch deutsche Bischöfe aus, und unter seiner Ägide wurden im selben Jahr die US-Ordensleute Jeannine Gramick und Robert Nugent von allen Ämtern ausgeschlossen, weil sie für eine positive Einstellung gegenüber Homosexualität eintraten. Nicht zu vergessen auch Ratzingers Reaktion auf die Priesterinnenweihe: wie so oft zückte er auch in diesem Fall die gelbe Karte mit der Aufschrift "Exkommunizierung". Maledikt XVI. bringt verschüttetes prä-atheistischen Wissen in mir an die Oberfläche: Ohh Maria (Magdalena?) hilf!


#82   fffff31.05.2005 - 15:29
JOSEPH KARDINAL RATZINGER

Monolog von Thomas Meinecke


(Mobiles Telefon, Freisprechanlage)

Ganz im Gegenteil.

Glaube kommt von Hören, er ist nicht das Produkt eigener Entschlüsse oder Reflexionen. Wir nennen diese Struktur des Empfangens, des Begegnens, Sakrament.

Natürlich. Durch das Gehör empfing Maria, die Prophetin, den lebendigen Gott. Der Engel sprach: Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade gefunden vor dem Allmächtigen und wirst aus seinem Wort empfangen.

Hörend auf den Gruß des Engels, nimmt sie den Heiligen Geist in sich auf. Ganz zum Hören geworden, empfängt sie das Wort so ganz, daß es Fleisch wird in ihr.

Das Wort ist Fleisch geworden und hat sein Zelt aufgeschlagen unter uns. Der Logos wird Fleisch.

Das haben Sie doch von Zizek. Slavoj Zizek spricht von unserem suspendierten, geleugneten, verschobenen Glauben. Nichts sei uns heute peinlicher als die Frage: Glauben Sie an Gott?

Nein, weil wir an Gott glauben und dies nicht eingestehen können. Es scheint das Privateste, Intimste, das denkbar Obszönste zu sein, einem anderen zu eröffnen, man glaube an Gott.

Richtig. Nicht mehr von Kirche, sondern von Kultur ist die Rede. Im Sinn von Kulturen interessieren wir uns für alle möglichen Religionen, adaptieren einzelne ihrer Elemente, pflegen auch als Nichtgläubige diverse Bräuche des Christentums weiter, und zwar aus einem diffusen Traditionsbewußtsein für kulturelle Überlieferungen heraus. Kultur erscheint hier als Begriff für all jene Dinge, die wir tun, ohne wirklich an sie zu glauben.

Dabei ist die Religion der Grundakt der Kreatur: Das Sich-Zurückziehen auf das Absolute, das ich nicht bin, das ich auch nicht kenne und erst recht nicht beherrsche, dem ich mich aber verdanke.

Gibt ja auch viele Leute, die sagen, sie glauben an Gott, aber nicht an die Kirche.

Ich glaube an die Heilige Katholische Kirche.

Christus hat sich einen Leib gebaut, und in ihn muß ich mich einfügen als demütiges Glied. Anders ist er nicht zu finden und zu haben. Die Idee, Jesus sei interessant, die Kirche aber eine mißglückte Angelegenheit, scheidet mit dieser Erkenntnis von selber aus. Christus gibt es nur in seinem Leib, nie bloß ideell. Das heißt: mit den anderen, mit der beständigen, die Zeit durchschreitenden Gemeinschaft, die dieser sein Leib ist. Die Kirche ist nicht Idee, sondern Leib, und das Ärgernis der Fleischwerdung, an dem so viele der Zeitgenossen Jesu zerbrachen, geht weiter in den Ärgerlichkeiten der Kirche, aber auch hier gilt: Selig, wer sich an mir nicht ärgert.

Der Gedanke der Kirche als Leib Christi ist untrennbar mit dem Gedanken der Eucharistie verbunden, in der der Herr leibhaftig da ist und uns seinen Leib zur Speise gibt. Und das eucharistisch-christologische Mysterium der Kirche, das sich in dem Wort vom Leib Christi ansagt, bliebt nur dann in seinem rechten Maß, wenn es das marianische Geheimnis einschließt: die hörende Magd, die, in der Gnade frei geworden, ihr Fiat spricht und darin Braut und so Leib wird.

Maria, die Glaubende. Die unbefleckte Empfängnis logisch durch das Ohr.

Bedenken Sie die Einheit von Mutter und Sohn im Neuen Testament.

Die Gebete vor der Mariensäule im Herzen der bayerischen Hauptstadt.

Nein. Ein Sakrament ist ein körperliches oder materielles, in der sichtbaren Welt vorgestelltes Ding oder Geschehen, das durch seinen Bildcharakter etwas vergegenwärtigt, durch seine Einsetzung auf etwas hinweist und kraft seiner Weihe unsichtbare und geistgeschenkte Gnade enthält. Es ist nicht nur ein Symbol oder Sinnbild für heilige Dinge und Geschehnisse an sich, wie etwa das Kreuzzeichen oder das Symbol des Fisches, sondern es empfängt seinen Zeichen-Charakter gerade durch menschliches Handeln in Tat und Wort.

Der primäre Spender des Sakraments ist Gott der Vater durch Christus im Heiligen Geist. Der sekundäre, im Raum dieser sichtbaren Welt alleinige Spender der Sakramente ist der Mensch als Minister Christi.

Richtig. Auch Todsünder können Sakramente gültig spenden. Spender und der Empfänger des Sakraments müssen allerdings zwei verschiedene Personen sein. Kein Mensch kann sich selbst ein Sakrament spenden. Die Taufe kann jeder Mensch spenden. Das Sakrament der Ehe spenden sich die Brautleute selbst kraft ihres allgemeinen Priestertums, allerdings in der Kirche mit Christus als dem primären Spender. Daß bei der Eucharistie der Priester sich selber die heilige Gabe reichen darf, weist auf das mysterium tremendum hin, dem er sich bei der Eucharistie ausgesetzt findet: in persona Christi zu handeln und so gleichzeitig ihn zu vertreten und ein sündiger Mensch zu sein, der ganz vom Empfangen Seiner Gabe lebt.

Schon der Zusammenhang von Wort und Sakrament macht verständlich, daß das Sakrament nicht aus sich wirkt, sondern nur durch unseren Glauben an das Sakrament wirksam wird.

Sieben. Die Siebenzahl. Die Kirche hält daran fest, daß Christus nicht mehr und nicht weniger als sieben Sakramente, Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Krankenölung, Priesterweihe und Ehe, eingesetzt hat.

Da der Herr am Kreuz im Tode schlief, wurde seine Seite mit der Lanze durchbohrt, und herausströmten die Sakramente, daraus die Kirche geschaffen wurde.

Betrachten Sie die Kirche als die Christus angetraute Braut, die ihm zugeführt wird, von ihm gereinigt wird, sehnsüchtig nach ihm ruft, als die Gattin des Lammes, die ihm endzeitlich angetraut wird als das Fleisch von seinem Fleische, als jene aus und in ihm bestehende Einheit, die durch die Einheit seines hingegebenen Fleisches und Blutes in Gestalt von Brot und Wein erbaut und zusammengehalten wird.

Wie in Maria Jungfräulichkeit und Mutterschaft unlöslich vereint sind und sich gegenseitig bedingen und beleuchten, so auch in der Kirche.

Dem maskulinen, aktivistisch-soziologischen Ansatz vom Volk Gottes tritt die Tatsache entgegen, daß Kirche, Ecclesia, feminin ist. Das heißt: Es öffnet sich die über das Soziologische hinausweisende Dimension des Mysteriums, in der erst der wirkliche Grund und die einheitgebende Kraft in Erscheinung tritt, worauf Kirche beruht. Kirche ist mehr als Volk, mehr als Struktur und Aktion: In ihr lebt das Geheimnis der Mutterschaft und der bräutlichen Liebe, die die Mutterschaft ermöglicht. Wo Kirche nur noch maskulin, strukturell, institutionentheoretisch gesehen wird, da ist das Eigentliche von Ecclesia ausgefallen.

Die Kirche muß von Maria neu ihr Kirchesein lernen. Nur in einer Zuwendung zum Zeichen der Frau, zur recht verstandenen fraulichen Dimension der Kirche, geschieht die neue Öffnung zur schöpferischen Kraft des Geistes und damit Gestaltwerden Christi, dessen Gegenwart allein der Geschichte Mitte und Hoffnung geben kann.

Die Kirche ist in ihrem vollkommenen Kern weiblich zu nennen, was niemanden verwundern kann, der die Bibel Alten und Neuen Testaments kennt. Schon die Synagoge war Jahwe gegenüber vorab als weiblich, als Braut oder Gattin, beschrieben worden, desgleichen die Kirche des Neuen Bundes in ihrem Verhältnis zu Christus, bis hin zur endzeitlichen Hochzeit zwischen dem Lamm und seiner für die Einigung geschmückten Frau. Diese Weiblichkeit der Kirche ist das Umgreifende, während das von den Aposteln und ihren männlichen Nachfolgern versehene Dienstamt eine bloße Funktion innerhalb dieses Umgreifenden ist. Dieses Verhältnis müßte viel mehr im Auge behalten werden, wenn heute Diskussionen über eine eventuelle Teilhabe der Frau am Dienstamt geführt werden.

Ja. Von daher ist das Amt des Priesters gleichsam weiblich kodiert.

In Maria ist die Kirche schon leibhaft, bevor sie in Petrus organisiert ist. Die Kirche ist zuerst weiblich, ehe sie im kirchlichen Amt die ergänzende männliche Seite erhält. Weiblich ist die Kirche zuerst, weil ihr Erstes und Umfassendes ihr Sich-Verdanken ist, empfangend wie weitergebend. Und nur damit sie diese ihre primäre Weiblichkeit nicht vergißt, nur damit sie immer eine Empfangende, nie eine Besitzende und Selbstverfügende wird, ist ihr das männliche Amt eingestiftet, das den spendenden Herrn der Kirche, aber innerhalb ihres weiblichen Empfangens, zu repräsentieren hat. In einer bestimmten Sicht ist die Kirche primär matriarchalisch, und nur sekundär patriarchalisch strukturiert.

Unsere Gewänder? Eher Kleider? Finden Sie?

Natürlich bedeutete unsere Marienenzyklika, unser Marianisches Jahr, eine Belastung des ökumenischen Klimas.

Wenn Sie so wollen. Im Zölibat läßt der Priester aus, was normalerweise eine Existenz erst erwachsen und zukunftsträchtig macht.

Natürlich ist es eine Tragödie für eine Kirche, wenn viele mehr oder weniger ein Doppelleben führen. Das ist ja leider nicht das erste Mal so. Wir haben im Spätmittelalter eine ähnliche Situation gehabt, die dann auch für die Reformation mitbedingend war. Machen Sie sich aber auch klar, daß Krisenzeiten des Zölibats zugleich Krisenzeiten der Ehe sind.

Wie gesagt: Da Christus selbst immer der eigentliche Spender des Sakraments ist, ist die Unheiligkeit des irdischen Spenders oder Dieners des Sakraments für die Wirkung des Sakraments ohne Bedeutung.

Des Papstes Enzyklika Ecclesia de Eucharistia. Das momentane Jahr der Eucharistie.

Eucharistie als sakramentale Wirklichkeit lebt ganz aus ihrem Zeichencharakter. Die im Glauben erfaßte Realität des eucharistischen Mysteriums mußte nach dem Verlust der unmittelbar auf der Schrift fußenden heilsgeschichtlichen Methode gegenüber der im Mittelalter an ihre Stelle getretenen allegorisch-symbolischen Methode durch eine neue philosophisch-metaphysische Methode, die Transsubstantiationslehre des 12. Jahrhunderts, gesichert werden. Wobei die Lehre von der Transsubstantiation zuweilen sehr stark in philosophische Spekulationen über das Verhältnis von Substanz und Akzidenz ausartete.

Allgemein werden drei Existenzweisen Christi unterschieden: Christus in Palästina und auf Erden, der verklärte Christus sowie Christus in der Eucharistie und im Meßopfer. Die hier entscheidende Lehre lautet: In der Eucharistie ist der lebendige Christus mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, mit Gottheit und Menschheit gegenwärtig. Der ganze Christus ist in jedem materiellen Teil von Hostie oder Wein ganz zugegen. Wie in Christus nur der Mensch zu sehen ist und doch der Gottmensch und Erlöser vor uns steht, so ist in der Eucharistie nur Brot und Wein zu sehen, und doch sind Christus und sein Erlösungsopfer vor uns Wirklichkeit.

Der Leib Christi im Abendmahlssaal ist wahrhaft mit der Gottheit geeint, jener aus der heiligen Jungfrau stammende Leib, nicht etwa, weil der aufgefahrene Leib aus dem Himmel wieder herabkäme, sondern weil das Brot und der Wein in Gottes Leib und Blut verwandelt werden.

Wie dies geschieht? Durch den Heiligen Geist, wie der Herr auch eine Fleischexistenz aus der heiligen Jungfrau durch den Heiligen Geist für sich und in sich angenommen hat. Mehr wissen wir nicht, als daß der Logos Gottes wahr ist und wirksam und allvermögend, jene Weise aber unerforschlich.

Jacques Lacan wußte: Der Heilige Geist ist der Eintritt des Signifikanten in die Welt.

Luther hielt ja zunächst an der realen Gegenwart des Herrn im Sakrament der Eucharistie fest, Zwingli deutete die Gegenwart Christi nur mehr symbolisch. Die heutigen evangelischen Kirchen in Deutschland lehnen die Transsubstantiationslehre grundsätzlich ab.

Sie meinen mit dem Brot und dem Wein den Leib und das Blut Christi, wir aber glauben: Brot und Wein sind der Leib und das Blut Christi. Dort die Meinung, hier der Glaube.

Protestanten sollten davon ablassen, von ihrem Abendmahlsverständnis her die katholische Kirche zur Interkommunion zu drängen, da nun einmal für uns das doppelte Geheimnis des Leibes Christi, Leib Christi als Kirche und Leib Christi als sakramentale Gabe, ein einziges Sakrament ist, und die Leibhaftigkeit des Sakraments aus der Leibhaftigkeit der Kirche herauszureißen das Zertreten der Kirche und des Sakraments in einem bedeutet.

Wer leugnet, daß im Sakrament der heiligsten Eucharistie wahrhaft, wirklich und wesentlich der Leib und das Blut zugleich mit der Seele und der Gottheit unseres Herrn Jesus Christus und folglich der ganze Christus enthalten sei, dagegen behauptet, er sei in ihm nur wie im Zeichen oder im Bilde oder nur der Wirksamkeit nach, sei ausgeschlossen.

Dieses Brot wird in den Leib Christi verwandelt werden; es wird hinübergehen; sooft die Wandlungsworte vernommen werden, besonders aber wenn gesagt wird, jenes Brot wird transsubstantiiert in den Leib Christi, weil kein Wort so treffend hier verwendet wird als das Wort transsubstantiari, weil Substanz in Substanz übergeht, wobei die Eigentümlichkeiten erhalten bleiben.

Für den modernen, naturwissenschaftlich denkenden Menschen ist der hier vorgeführte metaphysische Substanzbegriff eine okkulte Qualität; der moderne, naturwissenschaftlich denkende Katholik wird sich im Namen seines natürlichen Denkens und seines wissenschaftlichen Weltbilds das durch Transsubstantiation Ausgesagte als objektiven Sinnwandel verständlich zu machen suchen. Mag diese Denkweise das Verlangen unserer Zeit nach rationaler Deutung befriedigen, das Mysterium der Eucharistie kann darin nicht gut seinen vollen Ausdruck finden. Solange kein besserer Terminus gefunden wird, muß wohl der Begriff Transsubstantiation trotz seiner Paradoxie immer wieder neu bedacht werden, weil eben diese Paradoxie das Glaubensgeheimnis für unser Denken am besten festhält.

Echtes Denken ist immer gegenstandsbezogen, und darum hat physikalisch-chemisches, anthropologisches und theologisches Denken seinen je eigenen Gegenstandsraum und seine eigenen Methoden, und eines kann durch das andere nicht ersetzt oder erläutert werden.

Der metaphysische Terminus der Transsubstantiation bringt in einmaliger Weise zum Ausdruck, daß die sakramentale Gegenwärtigkeit Christi und seines Erlösungswerks in der heiligen Eucharistie nicht bloß eine subjektive Glaubenssache, nicht bloß eine objektive Sinnwirklichkeit, sondern eine geschichtliche Wahrheit ist, die zu unserer physischen Raum-Zeitlichkeit realen und unmittelbaren Bezug hat, auch wenn sie nur im Glauben erfaßbar bleibt. Die Gegenwart Christi muß nicht physikalisch, sondern im echten Sinne pneumatisch, im Sinne der Mysteriengegenwart verstanden werden.

Eine Chiffre im doppelten Sinn, wußte Pascal, der eine klar, und in ihm ist gesagt, daß der andere Sinn verborgen sei.

Gegenwärtig, aber verborgen.

Fürwahr, du bist ein verborgener Gott.

Zum Beispiel Andy Warhol. Martin Scorsese. Madonna Ciccone. Katholische Amerikaner.

Pascal schrieb: So sind denn diejenigen, die Jesus Christus, der ihnen ein Ärgernis war, verworfen und gekreuzigt haben, auch diejenigen, die eben jene Bücher bewahren, die von ihm zeugen und sagen, daß er verworfen und ein Ärgernis sein werde; also ist durch sie erwiesen, daß er es war, indem sie ihn ablehnten, und er ist sowohl von den gerechten Juden, die ihn aufgenommen, wie auch von den ungerechten Juden, die ihn verworfen haben, zugleich bezeugt worden, denn das eine ist ja wie das andere vorausgesagt worden. Ebendeshalb haben die Prophezeiungen einen verborgenen Sinn, den geistlichen, den dieses Volk haßte und der unter dem fleischlichen, den es liebte, verhüllt war. Dieser Sinn wird in unzählig vielen Stellen von einem anderen verhüllt und nur selten, in einigen Stellen, enthüllt, dies aber gleichwohl in einer solchen Art, daß die Stellen, wo er verborgen ist, doppelsinnig sind und zu beidem passen, während die Stellen, wo er enthüllt ist, eindeutig sind und nur im geistlichen Sinn aufgefaßt werden können.

Bei Barbara Vinken können Sie dazu lesen: Die Eucharistie veranschaulicht nicht nur die Zeichenfunktion, sondern enthüllt auch unsere grundsätzlich beschränkte Erkenntnisfähigkeit; sie enthüllt die Struktur der Enthüllung als verhüllt. Christus verhüllt sich im Brot, aber er enthüllt sich als versteckt und notwendigerweise verhüllt, als verborgener Gott, dessen Verborgenheit durch seine Menschwerdung enthüllt wird. Durch das Verbergen des Leibes Christi verbirgt das Brot der Hostie, was es als Zeichen enthüllt. Doch die Enthüllung dieses Zeichens kann nicht in der Sache, das heißt, dem Brot, gelesen oder gesehen werden; sie wird allein durch die Einsetzung der Eucharistie, durch den performativen Akt eines Zitats, das jedesmal wieder neu zitiert werden muß, garantiert: Dies ist mein Leib.

Pascals Zeichen ist nicht durchsichtig auf das Bezeichnete; es ist ein Hindernis, das bezeichnet, daß das Bezeichnete nicht gekannt werden kann. In der Eucharistie wird die Figur der Figur, die Struktur des Geheimnisses der Enthüllung, zur ewigen Anbetung ausgestellt.

Auch für den glaubenden, ganz auf Gott hin geöffneten Menschen sind Gottes Worte nicht vom ersten Augenblick an verständlich und einsichtig. Wer von der christlichen Botschaft die Sofort-Verständlichkeit des Banalen verlangt, versperrt Gott den Weg. Wo es nicht die Demut des angenommenen Geheimnisses gibt, die Geduld, die das Unverstandene in sich hineinnimmt, es trägt und sich langsam öffnen läßt, da ist der Same des Wortes auf Stein gefallen; er hat kein Erdreich gefunden.

Denken Sie an den produktiven Umgang mit Widersprüchen als eine Errungenschaft des Christentums. Insbesondere des Katholizismus. Denken Sie an die jüdisch-messianische Wurzel des Marxismus, an seine biblischen Motive. Slavoj Zizek bekannte, daß er zu dem, was er den subversiven Kern des Christentums nennt, gerade mittels eines materialistischen Zugangs finde. Er sagt: Um ein wahrer dialektischer Materialist zu werden, müsse man die christliche Erfahrung durchlaufen.

Theologie ist zunächst einmal eine intellektuelle Beschäftigung, vor allem, wenn sie wissenschaftlich streng und ernst betrieben wird.

Mitarbeiter der Wahrheit: mein bischöflicher Wahlspruch. Der doppelte Mohr in meinem Wappen: Ausdruck der Universalität der Kirche. Der Bär mit dem Packsattel: Lastträger Gottes. Die Jakobsmuschel: Unerschöpflichkeit des Geheimnisses Gottes.

Als die Erde erbebte und die Sonne am Himmel erlosch, geschah es, schrieb Chesterton, nicht wegen der Kreuzigung, sondern wegen des Schreis, der vom Kreuz kam und der bekannte, daß Gott von Gott verlassen war. Und nun mögen sich die Anhänger der Revolution unter den Religionen einen Glauben und unter den Göttern der Welt einen Gott aussuchen, sie mögen alle Götter, deren Wiederkehr unausweichlich und deren Macht unwandelbar ist, sorgsam vergleichen. Sie werden, schließt Chesterton, keinen zweiten Gott finden, der selbst ein Rebell war. Mehr noch, und hier wird es zu schwer für die menschliche Sprache, auch die Atheisten mögen sich einen Gott aussuchen. Sie werden nur einen einzigen finden, der ihre Einsamkeit in Worte gefaßt hat, nur eine einzige Religion, in der Gott eine Sekunde lang Atheist zu sein schien.

Chesterton.

Hitchcock? Ebenfalls ein katholischer Engländer.

Und Zizek geht noch weiter, indem er fragt: Ist Judas daher nicht der eigentliche Held des Neuen Testaments, derjenige, der bereit war, seine Seele zu verlieren und der ewigen Verdammnis anheimzufallen, damit der göttliche Plan in Erfüllung ging? In allen anderen Religionen verlangt Gott von seinen Anhängern, ihm treu zu blieben, nur Christus forderte seine Jünger auf, ihn zu verraten, damit er seine Mission erfüllen kann. Nur durch Judas’ Verrat und den Tod Christi konnte sich die universelle Kirche etablieren. Zizek meint sogar, jeder echte Führer, ob auf dem Gebiet der Religion, der Politik oder der Theorie, müsse unter seinen engsten Anhängern einen solchen Verrat provozieren.

Was geschehen wäre, wenn Jesus einen Staat begründet hätte? Entweder müßte dieser Staat seine Grenzen akzeptieren, dann käme er nur wenigen zugute. Oder aber er würde versuchen, sich auszudehnen, dann wäre er gezwungen, zur Gewalt zu greifen und würde schnell allen anderen Staaten ähneln. Umgekehrt könnten seine Grenzen von neidischen Nachbarn bedroht werden, dann wäre er wiederum auf den Weg der Gewalt verwiesen. Nein, ein Erlöser mußte etwas ganz anderes tun. Er mußte eine Gesellschaft gründen, die überall leben kann. Er mußte eine Weise des Zusammenlebens, einen Raum der Wahrheit und der Freiheit schaffen, der an keine bestimmte staatliche Ordnung gebunden, sondern überall möglich ist. Mit einem Wort: Er mußte eine Kirche gründen, und genau das hat er getan.

Der biblische Glaube ist einer: von Abraham bis Jesus und Paulus. Wußten Sie, daß die Nazis in der Reichskristallnacht auch das Münchner Erzbischöfliche Palais stürmten? Es gibt nicht zwei Glaubensweisen. Abraham ist der Archetyp, den sich Israel über seine Geschichte setzte: Auszug aus dem Eigenen, in blindem Trauen dem Gott nach, der Ungeheures verheißt, aber nichts davon zeigt.

Der Sinai, transformiert durch die Gestalt Jesu Christi, wird allen Völkern zugeeignet, die nun in die Befreiungsgeschichte Israels eintreten und Erben dieser Geschichte werden. Wenn Sinai, Thora, Bund und Exodus ihrem Kern nach dasselbe sind, so können wir auch sagen: Der bisher auf Israel beschränkte und hier allerdings immer unfertig gebliebene Exodus wird nun Bestandteil aller Geschichte, die damit als ganze die Schwelle einer grundlegenden Befreiung überschreitet und Freiheitsgeschichte wird.

Ich komme gern noch einmal darauf zurück. Das Ägypter-Evangelium schreibt Jesus das Wort zu: Ich bin gekommen, die Werke des Weiblichen aufzulösen. Und im Thomas-Evangelium finden wir das Wort: Wenn ihr die zwei zu eins macht und das Obere wie das Untere und wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem Einzigen macht, damit das Männliche nicht männlich und das Weibliche nicht weiblich ist, dann werdet ihr ins Reich eingehen.

Romano Guardini. Er schrieb, die Gestalt, in welche sich die erlöste Welt endgültig verfasse, sei die der Braut.

Nur wenn wir in unserem Leben jetzt schon dem Reich zugehören, werden wir ihm auch dann zugehören. Nicht der Glaube an das Leben nach dem Tod entrückt das Reich in die Zukunft, sondern die Utopie tut es, denn ihre Zukunft hat keine Gegenwart und ihre Stunde kommt nie.




#81   dddddd28.05.2005 - 16:01

“Die Herausforderung des Dialogs mit Nichtgläubigen"
von Peter Fleetwood

Viele Leute fragen, wie die Arbeit des Heiligen Stuhls mit Nichtgläubigen aussieht, und die Antwort darauf befriedigt sehr wenige von ihnen, auch wenn sie zu höflich sind, es zu sagen. Ich hatte direkt manchmal Lust, den Spieß umzudrehen und einmal Priester, bei denen es eher auf der Hand liegt, dass sie einen pastoralen Auftrag haben, zu fragen, was für Kontakte sie mit Nichtgläubigen haben. Dieser Artikel ist dazu gedacht, Gemeindepriestern zu helfen, unsere Arbeit zu verstehen und zu schauen, ob sie auf irgendeine Weise für ihre Arbeit nutzbar gemacht werden könnte. Wenn Sie einer von diesen Priestern sind, möchte ich Ihnen einige Informationen über die Arbeit geben, die wir hier tun, und einige Hinweise, die, wie ich hoffe, für Ihre Arbeit hilfreich und, vielleicht auch herausfordernd sind. Wenn Sie kein Priester sind, so hoffe ich, dass die Informationen Ihnen dennoch von Nutzen sind, indem sie Ihnen zeigen, was der Päpstliche Rat für Kultur tut.

Als Papst Paul VI diesen Rat einsetzte, war unsere “Zielgruppe" sehr leicht zu identifizieren. Jetzt ist das Bild komplex. Ein Schlüsselereignis für die wachsende Sensibilität der Kirche in Europa (für dieses Thema) war die außerordentliche Synode der Bischöfe für Europa 1991, an der ich teilnehmen durfte. Es alarmierte mich zu sehen, wie tief die Unterschiede zwischen katholischen Einstellungen auf beiden Seiten des so genannten Eisernen Vorhanges waren.

Gespräche mit einem lettischen Erzbischof (in Latein, der einzigen Sprache, die wir gemeinsam hatten), ließen erkennen, dass mein Unwissen über das Leben in diesem Land von den eigenartigen Vorstellungen, die er über das meine hatte, durchaus aufgewogen wurde. Solche Vorurteile machen die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Kulturen schwer, wenn nicht unmöglich.

Die reine Tatsache, dass wir den Feind nicht sehen, bedeutet nicht, dass es keinen Feind gibt

Aber ein tieferes Problem ergab sich für mich aus der Tatsache, dass so viele Menschen aus dem ehemaligen Sowjetreich überzeugt waren, dass der Totalitarismus vollkommen verschwunden sei. Mich befiel eine merkwürdige Vorahnung, dass die Macht des Druckes durch den Hedonismus und Konsumismus westlichen Stils noch an den Tag werde kommen müssen. Ich fühlte das dringende Bedürfnis, aber hatte nicht das Recht dazu, darauf hinzuweisen, dass die reine Tatsache, dass wir unseren Feind nicht sehen können, nicht bedeutet, dass es keinen Feind gibt.

Es ist so oft gesagt worden, dass die Christen im Westen in einer müden, alternden Kirche lebten, einfach weil sie lau seien und weil sie keiner Verfolgung die Stirn hätten bieten müssen.

Schleichende Einflüsse im Innern unserer Kultur

Aber hier liegt das ganze Paradox, das, wie ich meine, das Herzstück der Vision des gegenwärtigen Papstes für diesen Rat ist: Schleichende Einflüsse im Inneren unserer Kultur sind so sehr Teil unserer Kultur, dass es schwer ist, sie zu sehen. Sie haben solch eine potentiell zerstörerische Wirkung auf den Glauben, angesichts deren es von Seiten der Kirche ein Pflichtversäumnis wäre, wenn sie keine Anstrengung machte, die Institutionen, die unsere Kultur formen, zu verstehen und für sich zu gewinnen, um der Sauerteig zu sein, der einen Unterschied macht.

Es ist leicht, das Versagen unserer Brüder und Schwestern und sogar unser eigenes innerhalb der Kirche zu erspähen, aber es ist naiv, die Einflüsse von außerhalb der Kirche zu vergessen, die an unserem Selbstvertrauen und an unserer Überzeugung und unserem Stolz nagen, indem sie die Katholiken oft davon überzeugen, dass sie sich dafür entschuldigen müssten, da zu sein. Ich bin überzeugt, dass wir zu einem anderen Stil der Verteidigung gerufen sind!

Wie fängt es der Päpstliche Rat für Kultur an, die Kultur zu verstehen und für sich zu gewinnen? Er befasst sich, um dies zuerst zu betonen, nicht allein mit der westlichen Kultur. Sein Auftrag ist, die Kulturen in der ganzen Welt in Betracht zu ziehen. Das hat dazu geführt, jeweils die verschiedenen Kontinente ins Visier zu nehmen. Dies erlaubt und begünstigt eine differenzierte Annäherung an die stark variierenden Milieus.

Es regt auch die Kirche vor Ort an, sich einzubringen, und wir hoffen, dass dieser wechselseitige Austausch von Informationen und Ideen sich weiter entwickeln wird.

Welche Ziele hat der Dialog?

Das erste Ziel beim Dialog ist zu verstehen. Dies erfordert, dass man zuhört, um den Dialogpartner so gut wie möglich zu kennen. Folglich wendet der Rat sehr viel Energie auf für das Sammeln und Bearbeiten von Informationen über meinungsbildende Institutionen: Parlamente, Universitäten, Kulturpolitik, die Künste (besonders die äußerst einflussreiche Welt des Films, aber auch Literatur und die bildenden Künste), pädagogische Trends und so weiter.

Viele Regierungen erleichtern uns diese Arbeit, indem sie uns Informationen über ihre Politik schicken, aber in anderen Fällen kommen umfangreiche Dokumentationen von vielfältigen Quellen. Darum gibt es sehr viel Lesestoff, allein, um informiert zu sein.

Viele der Berichte, welche die Bischöfe über ihre Diözesen vorlegen, sind äußerst nützlich, obwohl die Frage der Kultur in einigen Regionen keine hohe Priorität hat, oft aus sehr guten Gründen. Besuche von Gruppen von Bischöfen oder Vertretern katholischer Organisationen und Institutionen führen in der Regel zu einem hilfreichen Austausch.

Wir bekommen auch Veröffentlichungen von genau den Leuten, mit denen wir gerne ins Gespräch kommen würden, besonders weltliche, humanistische Organisationen, die ihren Sitz hauptsächlich in den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Indien und Skandinavien haben. Sie enthalten oft gehässige Anprangerungen der Exzesse und des Versagens des Christentums und anderer Religionen, (wobei aber gesagt werden muss, dass die meiste Kritik antichristlich und besonders antikatholisch ist).

Die Veröffentlichungen, von denen hier die Rede ist, werden alle mit unserer eigenen Vierteljahreszeitschrift ‚Kulturen und Glaube‘ ausgetauscht, die jetzt mit verschiedenen Texten in vier Sprachen veröffentlicht wird. Der “Nachrichten"-Abschnitt der Zeitschrift berichtet häufig über atheistische und humanistische Literatur, sodass diese Gruppen nur allzu gut merken, dass wir ihre Veröffentlichungen lesen. Und gelegentlich erwähnen sie unsere.

Unsere Kommentare tendieren dazu, nüchtern und sachlich zu sein, während wir ab und zu in den Genuss ziemlich unfreundlicher Berichte von unseren Dialogpartnern kommen. Es tröstet mich, dass, auch wenn ein solcher Austausch nicht positiv im Ton sein mag, doch noch eine Art von Dialog stattfindet. Vor kürzerer Zeit haben wir, auf einen sehr positiven Brief hin, Besuche von Leitern einiger dieser Gruppen gehabt.

Der Kardinal und die meisten der offiziellen Mitglieder des Rates sind periodisch verreist, um an Konferenzen, Seminaren und anderen Versammlungen überall in der Welt teilzunehmen. Der Rat fördert Seminare ... mit dem ausdrücklichen Ziel, das Engagement der Kirchen vor Ort für die Kultur als ein berechtigtes pastorales Thema zu stärken. Eine äußerst wichtige Frage, mit der wir uns in Afrika befassen und die in anderer Form im nördlichen Europa 2002 zur Sprache kommen wird, ist die dringende Notwendigkeit, völlig Teil unserer Kultur aber auch völlig christlich zu sein.

Andere Konferenzen finden in Rom, oft an einer der kirchlichen Universitäten oder Akademien, statt. Die Themen wechseln von Philosophie und Theologie zu Musik und Film. In den letzten drei Jahren fanden die Seminare, die sich mit dem Film befassten, großen Anklang und haben den Rat in Kontakt zu einigen berühmten Produzenten und Darstellern gebracht, deren Begeisterung für geistliche Themen und deren Freude, als sie feststellten, dass der Vatikan an diesem Medium interessiert ist, eine angenehme Überraschung war.

In einem Gespräch anlässlich des Jubeljahrs der Frauen im März 2000, sprach Pater David O\Connell, der Direktor der katholischen Universität von Amerika in Washington, D.C., über den Film als ein wirksames Barometer für aktuelle kulturelle Strömungen.

Für ihn spiegeln Literatur, Film und Medien “oft die vorherrschenden Meinungen innerhalb unserer Kultur und Gesellschaft wider. Sie zeichnen ein Bild davon, was die Leute glauben oder glauben wollen; was sie hoch schätzen oder hoch schätzen wollen." Sie sind, sagt er, “erschreckend genau"; für junge Leute sind sie “meinungsprägend” und spielen eine große Rolle bei der Entwicklung ihrer kulturellen Einstellungen.

Seine Einschätzung entspricht genau dem, was der Rat auf jeder Ebene vieler Gesellschaften in Bezug auf die kulturelle Bedeutung des Films festgestellt hat. Die Beurteilung des Heiligen Vaters, dass die Kultur ein gemeinsames Spielfeld für alle Männer und Frauen ist, ungeachtet ihrer Überzeugungen und ihrer Herkunft, erweist sich mir wieder einmal als ganz und gar zutreffend.

Weltweites Netz katholischer kultureller Zentren

Der Rat ist dabei, ein weltweites Netz katholischer kultureller Zentren auszubauen. Das Konzept mag schwer genau zu bestimmen sein, vor allem in angelsächsischen oder gar keltischen Kategorien, aber es ist sehr flexibel. Einige Zentren haben Gebäude mit hoch entwickelten personellen und materiellen Hilfsmitteln, aber am entgegengesetzten Ende haben wir einige, die aus einer kleinen Gruppe oder sogar nur aus einer einzelnen Person bestehen, die kulturelle Veranstaltungen organisiert im Bemühen, ein Wechselgespräch zwischen Glauben und Kultur zu ermöglichen. Dies gewährt einen enormen Spielraum für die Entwicklung von Veranstaltungen und Programmen.

Der Rat hat ein Handbuch über die Zentren herausgegeben, dessen größter Nutzen darin besteht, dass es den an dieser Arbeit Beteiligten Mut macht, da sie jetzt sehen, dass sie durchaus nicht allein stehen. Das Handbuch muss aktualisiert werden und wird, wenn es überarbeitet ist, vollständigere Informationen bringen. Es haben Treffen der Leiter der Zentren in Chantilly, München, Barcelona, Bologna, Fatqa (im Libanon) und Rumänien stattgefunden. Ein weiteres Treffen ist für das Jahr 2003 in Barcelona geplant. ... Auf der Ebene der Pfarrgemeinden

So viel über die Arbeit, die hier bei uns getan wird. Aber wie steht es mit den Priestern (und überhaupt mit allen Katholiken), die weit weg von Rom inmitten katholischen Lebens arbeiten? Können sie in einen Dialog mit Nichtgläubigen treten? Ist dies denn wirklich ein pastorales Betätigungsfeld? Kann es funktionieren?

Meine Antwort auf alle diese Fragen ist ein klares Ja. Es wäre in der Tat fahrlässig, diesem Bereich keine Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn die Jugendkultur (oder die Distanz der Jugend zur Institution) uns Sorgen macht, ist es dann besser einfach zu kritisieren, oder sollten nicht eher wir die Initiative ergreifen?

Ich will meine Antwort darauf mit einem weiteren Zitat von Pater O\Connell beginnen: “Die Freiheit des Denkens oder vielmehr die Freiheit vom Denken und die Freiheit sich auszudrücken werden als die zentralen, unaufgebbaren Werte präsentiert, welche die Kultur, in der wir leben, formen und stützen, eine Kultur ohne Gewissen, die keinerlei Grenze kennt und als legitim akzeptiert. Eine Kultur ohne Gewissen ist überhaupt keine Kultur. Das Gewissen ist es, das den Menschen vom Tier unterscheidet.”

Es wird mir ganz deutlich, dass wir gerade auf diesem Gebiet ganz viel für die jungen Leute tun müssen. Nun war es so, dass Pater O\Connell diese Bemerkungen im Zusammenhang mit einem erfolgreichen Film machte, der ebenso beunruhigend war, wie es für viele andere Filme gilt. Was wäre also falsch daran, mit Gruppen von jungen Leuten Filme anzusehen und danach über diese zu diskutieren? Dasselbe könnte mit Kunstausstellungen oder Vergnügungsparks geschehen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, junge Menschen dazu zu gewinnen, sich mit den Erfahrungen und Erlebnissen auseinander zu setzen, die ihnen als hochwichtig “verkauft" werden.

Gibt es irgend eine Aktivität in einer Pfarrei, einem Dekanat oder einer Diözese, die als ein organisierter Dialog zwischen Glauben und Kultur eingestuft werden könnte? Es könnte von Wert sein, wenn solche Veranstaltungen als die Arbeit eines katholischen kulturellen Zentrums angesehen werden, auch wenn dieser Name nicht erscheint. Es kommt gewissermaßen gar nicht darauf an, wie diese Initiativen genannt werden, die Hauptsache ist, dass der Nichtgläubige sich genauso willkommen fühlt wie der Gläubige.

Wo können wir Nichtgläubige treffen?

Wo können wir Nichtgläubige treffen? Im westlichen Kulturkreis braucht man auf jeden Fall in der Regel nicht sehr weit zu gehen. Selbst unter den regelmäßigen Sonntagsgottesdienstbesuchern werden wir einige finden, die verwirrt sind und die sich sehr darüber wundern, was die Kirche von ihnen zu glauben verlangt.

Aber, was noch wichtiger ist, es wird auch Leute geben, die an eine veränderte Version der christlichen Doktrin glauben, die von Prinzipien aus einem fremden System durchdrungen ist. Besonders sind es jene, die, oft ohne es zu merken, dem New Age-Denken ausgesetzt worden sind. In diesen Fällen, könnten sorgfältig und geschickt formulierte, informative Artikel in Pfarrblättchen oder Einladungen zu Diskussionen über den Glauben den Menschen helfen, die bereits in der Kirche sind aber de facto nicht glauben, was die Kirche lehrt.

Der in uns selbst verborgene Nichtgläubige

Es gibt alle Arten von Möglichkeiten für Aktivitäten und Wege des Gedankenaustauschs, und es wäre traurig und sogar eine Sünde, sie zu ignorieren. Aber ich habe am Schluss noch eine Herausforderung an uns selbst: Wir sollten in einen Dialog eintreten mit dem Nichtgläubigen, der sich in jedem von uns versteckt hält, wie Kardinal Martini von Mailand oft anregt.

Keiner von uns ist immun gegen die Kultur, die unser Nährboden ist, und auf viele Arten schließen wir Kompromisse zwischen den Forderungen des Evangeliums und den verführerischen Werten unserer Kulturen. Teil unserer angeborenen Schwäche ist ein Unvermögen, uns selbst objektiv zu sehen. Das ist zwar ganz normal, und daran ist nichts Schlechtes, aber wir müssen uns immer unserer Beschränkungen bewusst sein, um nicht der Versuchung zu erliegen, Splitter im Auge unseres Mitmenschen zu finden, während wir die ganze Zeit einen riesigen Balken in unserem eigenen haben.

Eine gewisse kritische Distanz von den Werten, die uns teuer sind und von denen wir im Innersten unseres Herzens wissen, dass sie nicht im Einklang mit dem Evangelium stehen, wird uns offen machen dafür, mitfühlender mit denen zu sein, die ihren Nichtglauben offen erklären.

ZGP01071402

#80   ffffff28.05.2005 - 15:37
OXFORD, England -- Most of the early British comments on the papal letter were marked by an attempt to clutch at straws. Theologians insisted that "infallibility" is not involved. Canon 749 [section]3 says that "no doctrine is to be understood as infallibly defined unless this is manifestly demonstrated."

A mere letter to bishops does not meet this condition. The pope does not say he is putting forward this teaching "as chief shepherd and teacher of all Christ\s faithful," as Canon 749 [section]1 requires.

So there is a tiny gap there. Cardinal Basil Hume, archbishop of Westminster, said: "Although this is not an infallible statement as such, it is nonetheless an authoritative confirmation by the pope of the position held by the church on priestly ordination since the time of Christ."

Other theologians point out, however, that although the formal conditions for infallibility are not given,the dominant "Roman school" does not require them. A Vatican "note" explains that "it is not a question of a new dogmatic formulation but of a doctrine taught by the ordinary magisterium in a definitive way."

In any case, the language of the letter echoes the language of Canon 749 [section]1 when it says: "In virtue of my ministry in confirming the faith of the brethren I declare ... this judgment to be definitively held by all the church\s faithful." The only way to oppose this is to attack the presuppositions of the Roman school. Hans Kung did this in his 1970 book, Infallible? An Inquiry.

So Kung feels free to declare the letter "a disastrous mistake." It is, he claims, the same mistake made in Humanae Vitae in 1968, which was partly motivated by the need to reject the 1931 Lambeth Conference\s cautious acceptance of birth control.

In this theology, to accept women priests now would be to admit, once again, that "the Holy Spirit was with the Anglican Communion and not with the Catholic church." In both cases the effect is "that the church\s teaching authority has become more and more incredible, something deeply to be deplored."

But bishops and pastors, embedded within the Roman system, having taken an oath on the profession of faith, cannot take this radical option. The best they can hope to do is to engage in damage limitation.

Hume points to the passage in the letter that says that "the presence and role of women in the life and mission of the church, although not linked to the ministerial priesthood, remain absolutely necessary and irreplaceable." He pledges himself "to discover and develop further ways of making the role of women even more effective than it already is."

Cardinal Carlo Maria Martini, archbishop of Milan, adopts the same approach, but has perceived a loophole. "The pope has said nothing about the ordination of women to the diaconate," he told a Eucharistic Congress in Siena three days after the papal leter, which he accepts as "decisive."

He went on: "But I think our real task when faced with this letter is not to provide an exegesis from a theological point of view but to see how, despite the difficulties the letter gives rise to, a path of ecumenical dialogue remains possible, a path in which one can show the presence and mission of women in every field."

One way to do this is to rethink the question of the diaconate for women which certainly existed in the early church, especially in the East.

It has happened in the past and can happen again, that a document which "closes down one way may lead to a theological and practical rethinking of another, enabling us to overcome certain difficulties and appreciate better the nature and strength of women in the church."

Concludes Martini, "I think that a certain space remains open." Just how much space is a matter for conjecture.

COPYRIGHT 1994 National Catholic Reporter

#79   martini28.05.2005 - 15:34
Obscure archbishop, living in his people, still causes mighty to tremble.(COMMENTARY)(Cover Story) Research our free archive of 2 million free full-text articles.

National Catholic Reporter National Catholic Reporter; 4/15/2005; Colorado, Carlos X.

Search for more information on HighBeam Research for cardinal martini.

As we commemorate the 25th anniversary of Archbishop Oscar Romero\s death, let\s take a moment to indulge the cynic (maybe within ourselves) who might ask, Why should the life (or death) of the shortest-serving archbishop of one of the smallest countries in the world a quarter century ago matter to us at all? Why should we take time from our busy lives to reflect on a footnote to somebody else\s past?

The answer--the reason why I think the mythos of Romero endures and should endure--can be digested into 10 easy components of his legacy that are palpable and urgent to the world.

1) He told the marginalized, "You are important."

When I was in San Salvador on March 24, 2000, for the 20th anniversary celebration, a reporter who was roving through the crowd asked me why I cared enough about this man to have flown from Los Angeles to be there, and I told him that, in my childhood, Romero was the first authority figure to address me (indirectly) to say: "You matter; you are important." This encapsulates Romero\s love for the poor and the marginalized exactly.

Here was a clergyman who had reached the pinnacle of his career. He had reached the archbishop\s palace and was, as far as anyone could tell, headed straight for a cardinal\s hat. If he had dedicated his energies to diplomats and presidents, to wine and cheese affairs in the house of the papal nuncio, no one would have batted an eye or thought any less of him. Yet he was choosing to spend his time with the mothers of the disappeared, and consoling persecuted peasants. That message--love--might not get you very far in this day and age. But, for an idealistic little boy growing up in the outskirts of San Salvador, it was priceless.

2) He was a Christian martyr.

Even though the church has not completed its glacial machinations about the question of Romero\s martyrdom, which is muddied by political considerations and Vatican intrigue, the Christian world sees Romero as one of the premier martyrs of the 20th century, and the delay in his beatification only underscores his martyr\s suffering. Cardinal Carlo Maria Martini of Milan, Italy, was asked to name the three most important cardinals, and he included Romero because, he reasoned, his blood had earned him the scarlet colors of a cardinal. Cardinal Oscar Rodriguez of Tegucigalpa, Honduras, has called him "the most beloved martyr" of the 20th century, and the Anglican church gave him a central position in the western facade of Westminster Abbey. Pope John Paul II himself repeatedly said, "He was a martyr."

Tertullian famously declared, "The blood of the martyrs is the seed of the church," and Romero\s blood is shoring up the church where sex abuse scandals are eating away at its lacy garments. From a theological standpoint, martyrs are given such force that they are even invoked to scare away the devil in the Roman ritual for exorcisms. Martyrs echo and renew the sacrifice of Christ and, for that reason, Romero\s martyrdom is a revelation to our world of modernity.

3) He was a prophet.

In his famous poem, "San Romero de America," Brazilian Bishop Pedro Casaldaliga says of Romero: "You knew how to drink from the double chalice of the Altar and of the People, with one single hand, consecrated to service." Casaldaliga encapsulates in that one phrase more than I could say about Romero\s prophetic ministry in an entire book, but I will try to add just a little hue.

Prophetic preaching could be defined as preaching that converts the ordinary time of our daily, mundane lives to Gospel time. Cardinal Rodriguez also says that Romero made his church an "Easter church," and this is part of the prophetic process to which I am referring. Romero took the history unfolding around him and used it to preach the same message that is revealed in the Bible. Just like the parables and the psalms, the day\s headlines became the medium by which he preached the Gospel, leaving us mesmerized with the grandiose feeling that God walked right along with us, in our valleys, in our troughs and in our bitter places. That is a prophetic ministry if there ever was one! Romero\s awakening the moral righteousness of the Old Testament was a much-needed challenge to the sleepy, dormant role to which religion had been relegated.

4) His "conversion" makes him a compelling hero.

Romero\s biographic profile presents a puzzle to people of conscience, the essence of which is, "Did Romero undergo a Paul on the road to Damascus-style conversion, and if so, what is its meaning for us?"

Romero was 60 when he became archbishop of San Salvador in 1977. He had been a conservative, bookish cleric up to that point, and he was chosen, in fact, to quash a church style emerging in Latin America at the time that made the hierarchy squirm. It was a time of military dictatorships in Latin America, and of social movements striving to topple these tyrants, with brutal oppression and civil wars as the reaction. Whether or not the "conversion" model of Romero\s life fits with the salient facts, it makes a compelling narrative that forces us to answer: What would we do? What would we do if it paid to go with the flow, and it could mean your death to do the right thing? It is the stuff that myths are made of, and it is at the heart of this hero\s tale.

5) He gave hope to his people.

Romero was a leader in Salvadoran life who rose to the occasion and the exigencies of his time. As a matter of fact, Romero was the only leader in El Salvador\s history who has ever done so. People outside El Salvador don\t appreciate this, but Romero first appeared on the national radar for his powerful eulogies. He had to give quite a few. Six of his own priests were killed during his tenure as archbishop, and he set the tone for their funeral Masses after the assassination of Jesuit Fr. Rutilio Grande a month into his term. Romero canceled all Masses in the archdiocese and led one single Mass that everyone followed on the radio.

Thereafter, Romero\s sermon broadcasts became a powerful, transforming phenomenon. People say that you could walk across San Salvador to the cathedral and Romero\s voice would always be within earshot, from radios in people\s homes and in grocery store windows, taxis, buses, and even people sitting outside with little transistor radios. Romero was a voice of consolation, a voice of denunciation, "a voice that cried out in the wilderness" and "the voice of the voiceless." By showing that ministry is a profession of hope, Romero became a model for other pastors.

6) His assassination tainted the dictatorship.

When King Henry II ordered the assassination of St. Thomas Becket in 1171, his infamous words ("Who will rid me of this meddlesome priest?" came back to haunt him and led to political reforms that culminated in the Magna Carta. Likewise, the assassination of Romero shocked the conscience of the world and revealed that the lambs had fangs: that the governments of Central America were vicious killers who did not hesitate to kill a 62-year-old bishop in a chapel in a cancer hospital presiding over the Eucharist.

"Old men forget," wrote Shakespeare, "yet all shall be forgot"--especially by revisionists who would try to recast history in rosier colors, but they will have a hard time explaining away or rationalizing the dead archbishop being carried out by nuns; the casket fired on at the funeral; the bullet hole through the archbishop\s portrait nine years later at the scene of the massacre at the University of Central America. The Romero assassination was the last straw for a government accustomed to slaughtering its own people. U.N. Truth Commission, investigations of the Organization of American States, and now a U.S. federal court have all identified the blood on the hands of the killers.

7) He preached a torrent of Gospel truth.

Once again, Casaldaliga has said it, in San Salvador in March 2000: Romero announced "the word of God in a raging torrent" ("chorro fuerte". That is absolutely so, and if you ever doubt it, then take a look at the texts of Romero\s speeches. You don\t even need to understand Spanish to see the sheer volume. He was an indefatigable preacher.

Romero was a dynamic orator, speaking about urgent themes with urgent and colorful language, speaking powerfully, from the heart, and with great eloquence and clarity. His outspokenness was a firebrand that streaked the firmament of an increasingly noisy world to focus world attention on an overlooked and neglected corner of the globe, "whose laments rose to heaven each day more tumultuously."

8) He energized ecumenism and solidarity.

In order to focus world attention on persecutions and oppression, Romero invited religious figures from abroad to visit El Salvador, engaging and inspiring young missionaries like Jean Donovan and countless others to come to El Salvador to serve. Romero even opened the podium to Protestant ministers (a leap of faith, given his previous stern outlook on the subject), paving the way to the broad community of conscience and solidarity today.

9) He rose in the Salvadoran people.

Romero said, "If they kill me, I shall arise in the Salvadoran people." It is hard to talk about the insignificance of a long-dead bishop if he is not really dead. A tribute song by Yolocamba Yta questions, "If you are dead, why haven\t they buried you? If you are dead, why are you screaming in my ear?" Travel around El Salvador and Romero\s image is ubiquitous. Travel around the world and the countless institutions and groups bearing his name proclaim his relevance.

10) He appeals to us to humanize globalization.

Finally, even though the conflict that caused Romero to rise to challenge the state of the world he knew is gone, we are faced with a landscape that continues to call for Romero\s message of solidarity and conscience. The globalization of markets, as Bishop Gregorio Rosa of San Salvador likes to say, calls for the globalization of hope, of love and of solidarity. Whether we are talking about Third World debt, enforcing humane labor standards, or the old challenge of simply eradicating hunger and poverty, Romero\s appeal to each of us is even more urgent today than it was when he was here. It is more urgent because he isn\t here to bear the burden, and now we have to do it in his memory.

[Carlos X. Colorado is an attorney living in California. A native Salvadoran who emigrated to the United States in 1978 at age 10, as a child he met Romero. He is currently the moderator of an online discussion group about the archbishop.]

COPYRIGHT 2005 National Catholic Reporter

#78   eeeeee28.05.2005 - 15:33
Enigmatic Martini makes bold ecumenical moves.

OXFORD, England - Next year in Jerusalem!\ was the cry at the end of an interfaith meeting at the Catholic University of Milan last month. The invitation came from Jerusalem\s Ashkenazy chief rabbi, Israel Meir Lau.

Later Rabbi Meir Lau met Pope John Paul II in Rome and invited him, too. But, he reported, "the pope just smiled and said the time of the visit was drawing near.\

His hosts in Milan were more forthcoming. They will be in Jerusalem next year: Cardinal Carlo Maria Martini archbishop of Milan, who wearies of being tipped as John Paul\s successor, and the Rome-based Sant\Egidio Community. The Sant\Egidio Community is a lay organization that grew out of a modest Catholic Worker-type soup kitchen in the dolce vita Rome of the 1970s. Its lay leader is Andrea Riccardi, professor of the history of Christianity in Rome University.

Its chaplain is Don Matteo Zuppi, a priest famed throughout Italy for his help to immigrants and AIDS sufferers. Part prayer group, part voluntary organization, it counts 8,000 members in Rome and almost as many in Belgium, San Salvador, Argentina, Mozambique and Lithuania.

Among Rome\s homeless were many refugees from the southern Sudan, Somalia and Mozambique. These contacts led Sant\Egidio - named after the ancient church in Rome\s Trastevere quarter where they meet every evening - to broker peace in Mozambique between the Marxist government and Renamo rebels. They brought an end to the civil war through fax messages sent by satellite to the bush.

Remarkably, this freelance, unofficial peacemaking succeeded - in great measure because it was unofficial. The business of the Sant\egidio Community, says Riccardi, is dialogue, and dialogue leads to reconciliation.

After Martini was named archbishop of Milan in 1980 - an astonishing and unprecedented appointment for a Jesuit - he worked with the homeless cared for by the Sant\Egidio Community. He admitted that as rector of the Biblical Institute and then the Gregorian University he had been cut off from life. He needed this exposure to the underworld of the homeless.

That explains why Martini welcomed the Sant\Egidio Community in Milan. He also secured a star attraction, Mikhail Gorbachev, who spoke in Milan\s prestigious opera house, La Scala.

Gorbachev\s title was better than his speech: "Religion, Peace and Justice in the New World Disorder.\ And he cut short his stay because of the crisis in Moscow.

Less obviously "religious" in the churchgoing sense than his successor, Boris Yeltsin, Gorbachev now admits to being baptized as a child and takes a broad and somewhat lofty view of the importance of religion.

His peroration: "The union of politics, science, religion and ethics holds the key to the solution for the future problems of modem man. Only a reasonable, responsible, ethical man can open the way to a peaceful future for humanity.\

Gorbachev had to represent Russia, the Russian Orthodox Church still sulking in its corner. But up on the stage at La Scala sat Martini, flanked by the patriarch of the Syrian Orthodox Church, Zakka Iwas, Rabbi Meir Lau and Habib Belkhodja, a senior Muslim cleric from Saudi Arabia. Transport that group to Jerusalem next year and something dramatic will have been achieved.

Back in December 1991, when he was offered Cardinal Joseph Ratzinger\s job at the Congregation for the Doctrine of the Faith, his 10-year term having expired, Martini declined. In interviews he declared that if be ever left Milan, it would be to go to Jerusalem where, as a biblical scholar, be hoped to die.

Almost as enigmatic as John Paul.

COPYRIGHT 1993 National Catholic Reporter

#77   ffffff28.05.2005 - 15:30
Italian Cardinal Carlo Maria Martini, a progressive frequently mentioned as a candidate to be the next pope, has advocated the creation of a "democratic and planetary" system of government that would transcend the powers of presently existing nation-states.

Martini\s proposal came in a July issue of the Roman daily newspaper La Repubblica. In an essay on human rights, Martini wrote that nations have the right to manage their own affairs, but in view of the universal nature of human rights, an absolute notion of sovereignty that prevents the international community from policing abuses is "anachronistic and unhistorical."

Martini, 73, is the archbishop of Milan.

The cardinal supported "humanitarian intervention" in defense of suffering populations such as refugees, including the use of troops when other means have failed. Though "humanitarian intervention" was most recently invoked by NATO in defense of its bombing campaign against Serbia, Martini did not expressly approve or condemn that action.

Instead, quoting from Pope John Paul II, Martini said such interventions must be precise in their objectives, must be authorized at a supra-national level, and must never depend on "the mere logic of force."

Martini wrote that effective protection of human rights "obviously demands a true reconsideration of the present international order." In his most controversial statement, he said that international tribunals of human rights should have enforcement powers within nation-states.

Ultimately, Martini argued, it will be necessary to rethink the concept of the nation "to ensure a more just and true cohabitation" among peoples. This will mean, he said, distinguishing between a "state" and a "nation," so that national identity does not necessarily rest upon the existence of a political entity.

"Before national interests, there are individual persons with their inalienable dignity," Martini wrote, "and before the particular interests of individual groups is the universal human community and its obligation to work for justice, solidarity and peace."

To that end, Martini wrote, it will be necessary to build a planetary system of government, for which the present European Union is one possible model. Martini called transcending national sovereignty "the roadmap to a more just and stable order."

This order, Martini writes, must be based on an "exchange of gifts" in which the well-being of all groups, especially the weak, is protected.

"For this it will be necessary to overcome not only waging actual wars, but also cold wars, and not merely to ensure the equality of rights of all people, but also their access to assets for the construction of a better future," Martini wrote in the July 13 La Repubblica.

The concept of a planetary political order that would supercede the power of nation-states is anathema to many U.S. political conservatives.

"There are people who genuinely believe that our interests are best served if we become weaker and weaker," Republican Congressman Roscoe Bartlett said in 1998, "and the U.N. becomes stronger and stronger, so they ultimately have a bigger army than we do so they can keep the world peace. These people are called globalists, new-world-order, one-world-government people."

COPYRIGHT 2000 National Catholic Reporter

#76   199927.05.2005 - 17:01
30/10/1999
My dreams for the Church
An interview with Cardinal Martini

Cardinal Martini, the Jesuit Archbishop of Milan, expounded three dreams to the bishops gathered in Rome for the recent Synod for Europe. In an interview with the editor and the Rome correspondent of The Tablet, he developed his vision for the new evangelisation, the parish and the movements, and the college of bishops.

CARDINAL Martini is 72, and he goes on thinking. Of all the speeches of the bishops during the second Synod for Europe which has just ended in Rome, none attracted more attention from the media than his. He began it with a tribute to the late Cardinal Hume, with whom he was close friends. Then, like Cardinal Hume in a previous synod speech, he said he had been dreaming; his dreams, like that of Cardinal Hume, concerned signposts for the future. There were three dreams, and in his Tablet interview he said more about each of them. He is fluent in English, precisely enunciated with a strong accent, but switches to Italian for greater facility when his thought is complex.

In his cathedral in Milan the cardinal has been developing themes of biblical spirituality to packed congregations, often of young people. His first synod dream was about the Bible, that it should become "the book of the future for the European continent, especially for the young". "The Bible is the book from which we are born as Christians", he told us. "It’s a beautiful work from a literary point of view. It appeals to the modern conscience because it speaks through stories and narratives. It therefore has all the characteristics to speak to the people of today."

How does he think the Bible relates to the catechism?

"Ordinarily I prefer to start from the Scriptures but I recognise that a catechism is necessary because the New Testament itself, every so often, seeks to give an organic synthesis of its message. This effort at synthesis over the centuries has little by little been condensed in the catechism. But I would not entrust myself to the formula that the catechism is the instrument for a new evangelisation. That instrument is the Bible."

A biblical spirituality also enables Christians to cross ecumenical bridges. "We have found in the Bible a very broad terrain of understanding with the Churches of the Reformation", he testifies. For dialogue with the Eastern Churches, however, Cardinal Martini recommends a different approach, through the Fathers of the Church and the liturgy. "During these days in the synod, a bishop from a Greek Catholic Church in Eastern Europe said, ‘We give you the icons and you give us the lectio divina’. We can help the Eastern Churches with a spirituality that starts from a prayerful reading of the Scriptures, and they give us the icons through which to contemplate the mystery."

He turns also to the Bible, he says, because he sees the situation of Christians today as reflecting that of the communities whose story is recounted in the New Testament. Practising Christians are now a minority in society, as in the early centuries. Like them, he explains, "we are faced with an indifferent and partly hostile world. This clarifies our language. We have to make our proposals clear and convincing. Every one of our interventions has to be argued. The only power we now have is that of the Holy Spirit."

He stresses that "the whole process of modernity makes the adhesion to Christianity a free personal choice". How does he evaluate modern pluralistic societies, then, which are no longer founded on any sole ideological or religious story? Are they sapped by relativism, or upheld by an absolute respect for neighbour? How does Cardinal Martini judge them?

He cuts in, courteously, but his words have a punch. "These societies are very ambiguous. Certainly they have many values: respect for the person, tolerance, the sense of freedom. But they have difficulty in observing fidelity, perseverance in the marriage commitment, and often they are confused about the great absolute values. So there are two sides. But it is not for me to judge society as a whole; we have to meet people face to face to find common ground on which to reflect."

There is common ground with unbelievers in concern for human rights, he goes on, and in the beauty of Christian art, architecture and music, but above all in the search for meaning. "As a bishop, I organise meetings with non-believers, letting them speak about their search. People who don’t attend church or have abandoned religious practice share this quest for meaning. They want to make sense of their lives and discover the foundation of the moral values in which in some way they believe. As Christians, we should meet them not in the abstract – society as described by sociologists – but as persons living in that society with many desires, hopes, and expectations as well as scepticism. In this sense we have to find common ground."

His second synod dream was about the parish, that it should become a sign of communion and hope for the world, offering a credible alternative to a fragmented society and ethics. But for this to be achieved, he added in his synod speech, the new Catholic movements and communities had to be integrated into the mainstream of the Church. It is well known that Cardinal Martini has always had reservations about these movements, and that in his own diocese his relations with Communion and Liberation in particular, which was born in Milan, have often been strained. Does he really think that his proposal for integration is practical? The many supporters of the movements expect them to continue as independent groupings, just as the religious orders did.

He explains. "Paradoxically, the movements as such are made to disappear. They have to bring the values they represent to the centre of the Church; after that their task is done to some extent. It’s like the liturgical and biblical movements of 50 years ago: they are not vigorous today because the Church has absorbed their values, which have become the possession of everyone."

In the movements he sees "a ferment of ideas and experiences which do not have a precise shape. At a certain point, this divides into two parts: one part is assimilated into the Church, and the other part will constitute itself as a society, as a religious order, and continue as a canonical reality in the Church which should be well defined so that there is no confusion". He compares this trajectory to that of the original Franciscan movement, "at first a great flowering of ideas on poverty and the simple life", which "became also a number of religious orders with a precise canonical form". He reflects: "We need both the one and the other. At present we are in a time of transition, so it’s a rather difficult moment."

Yet it is precisely when movements get to work in a parish, as the cardinal is advising, that friction can be greatest. The Neo-Cat- echumenate is the only one that habitually bases itself in parishes – and in England it caused such division in one diocese that the bishop concerned banned it from taking any new initiatives.

The cardinal pays tribute to the Neo-Catechumenate: "I admire it very much." He describes the "way" in which it trains its adherents to walk as a "treasure", though he thinks the steps of this way are "a bit too rigorous perhaps". This training goes on for years – too long, he says. "I tell the Neo-Catechumenate: you should copy the African missions, which have a catechumenate for two or three years, and then send the catechumens into the parish."

The Easter vigil is a particular focus of contention, we suggest. Particularly if the parish priest is himself a member of the Neo-Catechumenate, there are regularly two Masses: one for the general body of the parishioners, and another afterwards for the Neo-Catechumenate, which continues till dawn and ends with feasting on the paschal lamb. What does he think of this double celebration? "I would be ready to accept a Neo-Catechumenate group having their own vigil for two or three years", he replies. "Then the parish can learn from them and make the vigil more vivid. But after that the Neo-Catechumenate should join the parish. What I don’t accept is that they should have a special liturgy for years and years."

The last of Cardinal Martini’s three dreams in his synod speech was widely interpreted as a call for a new council of the Church, though he did not say so explicitly. He listed, for the bishops in the hall, a series of "knotty problems", disciplinary and doctrinal, which had developed over the 40 years since the Second Vatican Council was held: the deepening and development of the council’s doctrine of the Church as communion; the lack of ordained ministers; the position of women in society and the Church; the participation of the laity in ministerial responsibilities; sexuality; marriage discipline; penitential practice; relations with the Orthodox Churches, and the need to revive ecumenical hopes; the relationship between democracy and values, and between civil law and the moral law (see The Tablet, 16 October, p. 1409). These challenges, he told the synod, could not be met "by sociological surveys, the collection of signatures, or pressure groups, and perhaps not even by a synod". He envisaged the use of "a more universal and authoritative instrument" to tackle them, "in the full exercise of episcopal collegiality". There was applause in the hall as he ended.

He confirmed to us in his Tablet interview that he expected the Church in the next millennium to recover its first-century practice of holding large gatherings periodically. "These could be a council", he told us, "or they could be an enlarged synod of bishops. I am not thinking of new structures."

He picked up a phrase he had used in the synod to discuss the Church today. It was "becoming ever more diverse in its languages", he had told the bishops. He now developed his thought to explain why this required meetings of the whole Church.

He had just been in Taiwan, and had been struck by the different ways that people there expressed and reasoned about the faith. "Think of the Churches growing in China. They have a way of thinking which is very far from the European way, and we need to listen to them, to have occasions to mix together.

"Theology started in the twelfth century as an expression of intelligent reasoning on religious experience, conditioned by an Aristotelian mentality. It is clear that this is not identical with the expression of a Chinese or Japanese or Indonesian mentality, which works with a different background. As the Pope has said many times on his journeys, we have to encourage the people of Asia and elsewhere to express their richness of religious experience in their own terms. But we have also to compare the languages, because we must reach a common understanding. Sometimes the words may be similar, sometimes different, but the most important thing is to know that we are saying the same thing, otherwise the Church will be divided."

The comparison of languages is already happening in the synods, but can only be partial, he points out, because their representation is not wide enough. "Out of 260 Italian bishops, eight have attended the second European Synod. So in these gatherings only a few bishops can make this comparison. In the third millennium, therefore, we need to develop our tradition of the collegiality of all bishops. In my speech I was looking ahead, not making a request for the present moment." Which is perhaps just as well. Many people feel that the conditions for any sort of council are simply not in place at present. But Martini is a man of Christian hope, and this is the note on which he concludes, referring to the story of the disciples on the road to Emmaus which was a "biblical icon" of this synod.

"Hope is a gift of the Spirit", he reflects, "which fills our hearts with the joy and optimism that come from above. The two disciples on the road to Emmaus had lost hope. They did not regain it by being told, ‘You have to hope’, but by having the Scriptures explained to them. They came to understand that there was sense in what had happened, an opening, a calling: that what they had thought was a failure was really a victory. And that\s the gift of hope: to be able to see revealed in things, the plan of God."

#75   199927.05.2005 - 16:56
"Der Mut zur Mission ist unserer Kirche abhanden gekommen"
Der Protestantismus ist in der Krise. Vieles spricht dafür, daß die bisherigen Formen der Volkskirche ihrem Ende entgegengehen. Angesichts der fortschreitenden Säkularisierung und eines sich ausbreitenden Atheismus rät der Tübinger Theologe Eberhard Jüngel seiner evangelischen Kirche, Mission wieder als etwas Positives zu begreifen. Im WELT-Gespräch warnt er zugleich vor der Tendenz, das Evangelium auf Moral zu reduzieren: "Wer die Kirche zu einer moralischen Anstalt machen will, der wird die Kirche zerstören." Mit Eberhard Jüngel sprachen Gernot Facius und Knut Teske.

DIE WELT: Herr Professor Jüngel, ein Sammelband trug vor Jahren den Titel "Von der Lust katholisch zu sein". Könnten Sie sich vorstellen, daß auch protestantische Autoren zu einem solchen Bekenntnis kommen?Jüngel: Von der Lust, ein Christenmensch zu sein, hat schon Martin Luther geredet. Schlagen Sie doch einmal das evangelische Gesangbuch auf: Wie oft singt da der angeblich so lustlose Protestant seine Freude und seine Lust aus vollem Herzen heraus, seine Freude an Gott und seine Lust, mit diesem Gott für immer und ewig zusammen zu sein. Geht es um die Lust, ein Christ zu sein, so sind Katholiken und Protestanten schwerlich voneinander zu unterscheiden. Sollte es dennoch einen speziellen Unterschied geben, dann würde ich im Blick auf uns Protestanten statt von der Lust , evangelisch zu sein, eher von dem Stolz, evangelisch zu sein, reden. Denn zur evangelischen Christenheit gehört das herrliche Bewußtsein, daß ein glaubender Mensch ein freier, ein von Gott befreiter Mensch ist. Der Protestantismus ist die Religion der Freiheit. Das hat sogar Karl Marx gemerkt. Der evangelische Christ verteidigt die Freiheit gegen alle Machtansprüche, auch gegen kirchliche. DIE WELT: Konkret: Woran erkennt man heute evangelisches Profil?Jüngel: Evangelisch nennen wir uns, weil uns das Evangelium über alles geht. Es versichert mir, daß ich mich um meine Anerkennung nicht mehr zu sorgen brauche, weil ich bereits eine von Gott definitiv anerkannte Person bin. Darauf vertraut ein evangelischer Christ im Leben und im Sterben. Und das hat Folgen. Man muß dann aus sich selber nichts mehr machen. Man ist ja schon etwas. DIE WELT: In unserer Sprache: Man muß sich nicht selbst verwirklichen.Jüngel: Genau. Denn das Evangelium macht mich dessen gewiß, daß Gott für mich einsteht, und zwar auch dann, wenn meine Taten gegen mich sprechen. Der evangelische Christ weiß, daß die Person mehr ist als die Summe ihrer Taten, der guten, aber auch der bösen, verwerflichen Taten. Er weiß auch: Gott gegenüber ist der Mensch nur ein Empfangender. Hierin liegt der Unterschied zur katholischen Kirche, wie sich jetzt auch am Beispiel der Diskussion um die Rechtfertigungslehre zeigt.DIE WELT: An der Schwelle zum Dritten Jahrtausend werden viele Menschen von Zweifeln geplagt, sehen der Zeitenwende mit Bangen entgegen. Was sagen Sie den Beunruhigten?Jüngel: Dasselbe, was Dietrich Bonhoeffer, als er verhaftet war und mit seinem Tode rechnen mußte, gesagt hat: "Von guten Mächten wunderbar geboren, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag." Wenn die Weltgeschichte allein unserer Hände Werk wäre, dann wäre es durchaus begründet, dem neuen Jahrtausend mit Zweifeln und Bangen entgegenzugehen. DIE WELT: Sie hoffen auf ein "intensiv betendes Säkulum". Ist das nur Hoffnung oder schon etwas Gewißheit, weil der Mensch vielleicht des "Zeitgeistes" überdrüssig wird?Jüngel: Die Zeichen der Zeit sprechen in der Tat dafür, daß der europäische Leistungsmensch des Zeitgeistes überdrüssig wird. Deshalb sind ja die östlichen Religionen für den Europäer auf einmal so interessant. Aber auch das mag nur eine neue Mode sein, der dannn wieder andere Moden folgen. Und deshalb kann man darauf, daß der Mensch des jeweiligen Zeitgeistes überdrüssig wird, keine Gewißheit bauen. Auf ein "intensiv betendes Säkulum" hoffe ich deshalb, weil das Gebet den Menschen über sich hinaus führt. Der betende Mensch ist ein im besten Sinne des Wortes selbstvergessener Mensch. Und genau das muß der neuzeitliche, der moderne und postmoderne Mensch lernen: statt unentwegt mit sich selbst beschäftigt zu sein, muß er von sich selber absehen können, muß er sich selbst in einem sehr präzisen Sinn vergessen können. Dann wird er sich auch finden. Deshalb gibt es die gottesdienstliche Feier, die den mit sich selbst beschäftigten Menschen so elementar unterbricht, daß er frei wird: frei sogar von sich selbst. Der Mensch braucht solche institutionalisierten elelementaren Unterbrechungen seines geschäftigen Tuns.DIE WELT: Eine schöne Forderung. Aber wie soll sie realisiert werden?Jüngel: Das kann man nicht fordern. Das muß dem Menschen ermöglicht werden. Im übrigen: Forderungen haben mit dem Evangelium nichts zu tun. Es sagt nämlich nicht: du sollst. Das Evangelium sagt: du bist. Die vielen moralischen, pseudomoralischen und pseudopolitischen Appelle, die wir in unserer Kirche hören, haben mit dem Evangelium nichts gemein.DIE WELT: In der Tat ist in kirchlichen Stellungnahmen von vielem die Rede, von Politik und Einflußnahme auf die Gesellschaft, aber weniger von der Kraft des Gebetes. Ist das Gebet auf der Skala der christlichen Tätigkeiten ganz nach hinten abgerutscht?Jüngel: Das Gebet ist ein Gespräch des Menschen mit Gott. Eine sehr intime Angelegenheit. Die stellt man nicht zur Schau. Deshalb läßt sich schwer entscheiden, ob das Gebet derzeit "ganz nach hinten abgerutscht" ist. Es gibt aber neben dem Gebet des Einzelnen auch das Gebet der Gemeinde. Und da kann man genau das Gegenteil beobachten. Die Gebete in den Gottesdiensten werden wieder in ganz neuer Weise ernst genommen. Oft werden sie gemeinsam formuliert. Von ihnen geht Kraft aus.DIE WELT: Der Christ in der Zukunft wird Mystiker sein, oder er wird überhaupt nicht sein. Sie kennen das Zitat. Können Sie sich damit befreunden?Jüngel: Das hängt davon ab, was man unter Mystik versteht. Für mich ist eine gute mystische Erfahrung die, daß Gott mir näher kommt, als ich mir selber nahe zu sein vermag. Der Mystiker, der wahre Mystiker hört auf, sich selber der Nächste zu sein. Er ist im Verhältnis zu sich selber ein gelassener Mensch. DIE WELT:: Ist das gleichzusetzen mit "Weltfremdheit"?Jüngel: Um Gottes willen, nein. Eine Mystik, die vor der Welt die Augen verschließt, wäre eine schlechte Mystik. Der wahre Mystiker blickt die Welt mit offenen Augen an, mit den Augen der Liebe. Und er weiß, daß die Liebe bis zum äußersten geht. In diesem Sinne kann ich mich mit dem Satz Karl Rahners, den Sie zitierten, durchaus befreunden.DIE WELT: Die befreiende Kraft des Evangeliums, von der Sie sprechen, ist immer wieder der Gefahr ausgesetzt, mit einer verrechtlichten "Moral" konkurrieren zu müssen.Jüngel: Institutionen neigen dazu, so viel wie möglich zu regeln. Auch die Institution Kirche hat diese Tendenz. Gesetze aber fordern den Menschen. Das Gesetz sagt immer: du sollst. Das Evangelium hingegen sagt: nimm hin und iß. Das Gesetz fordert, das Evangelium schenkt. Und deshalb kann dem Evangelium gar nichts Schlimmeres passieren, als verrechtlicht und in ein Gesetz, eine Forderung verwandelt zu werden. Daß ein Christ ein halbwegs moralisches Leben führt oder doch führen sollte, das ist wohl wahr. Aber das Evangelium auf Moral zu reduzieren - das liefe auf eine Kastration des Evangeliums hinaus. Und wer die Kirche zu einer moralischen Anstalt machen will, der würde die Kirche zerstören.DIE WELT: Aber die Gesellschaft artikuliert doch moralische Bedürfnisse - oder?Jüngel: Gewiß, sie hat moralische Bedürfnisse. Die müssen auch befriedigt werden. Doch das ist nicht in erster Linie die Aufgabe der christlichen Kirche. Die Kirche ist keine moralische Bedürfnisbefriedigungsanstalt . Sie befriedigt überhaupt keine Bedürfnisse, sondern sie feiert Geheimnisse - hat der Erzbischof von Mailand, Kardinal Carlo Maria Martini, gegenüber Umberto Eco geäußert. Recht hat er. Die Kirche feiert vor allem das eine große Geheimnis, daß Gott sich des sündigen und schuldigen Menschen erbarmt und daß da, wo unsere Sünde mächtig wird, Gottes Gnade noch sehr viel mächtiger ist.DIE WELT: Ökumene bleibt die große Herausforderung für alle Christen. Kann sich das Christentum diese, sagen wir "Atomisierung" in unterschiedlichste Denominationen überhaupt noch leisten?Jüngel: Nein, das kann es sich nicht leisten, das konnte es sich noch nie leisten. Die konfessionelle Spaltung der Christenheit in mehrere Kirchen, die sich gegenseitig nicht als Kirchen anerkennen, ist ein theologischer Skandal. Er muß beendet werden. Deshalb ist Ökumene notwendig.DIE WELT: Aber Ökumene nur um der Ökumene wegen kann es sicherlich nicht geben, eher eine versöhnte Verschiedenheit. Wo liegen die Grenzen der Ökumene?Jüngel: Die Grenzen der Ökumene liegen da, wo die Wahrheit des Evangeliums Schaden nimmt. Wahrheit darf deshalb niemals Gegenstand von Diplomatie und von Kompromissen sein. Was dabei herauskäme, wäre so etwas wie eine Schummelökumene. Davor bewahre uns, lieber Herre Gott! Doch je mehr sich die Konfessionen kompromißlos auf die in der Bibel bezeugte Wahrheit zurückbesinnen, desto eher kommen sie voran auf dem Weg zur Einheit aller Christen.DIE WELT: Die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, vorgelegt vom Lutherischen Weltbund und vom Vatikan, hat zu teilweise scharfer Kritik geführt - auch von Ihrer Seite.Wie weit ist die Annäherung in dieser zentralen reformatorischen Frage gediehen? Jüngel: Diese Erklärung ist allenfalls ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aber nur ein erster Schritt. An mehreren Punkten wird jedoch ein Einverständnis vorgetäuscht, wo in Wahrheit noch tiefe Gegensätze bestehen. Man kann und darf also nicht so tun, als ob es diese Differenzen nicht mehr gäbe. Das haben die evangelischen Kritiker sehr frühzeitig betont. Und das hat auch der Vatikan in seiner Reaktion deutlich ausgesprochen. Ich habe sehr früh "Um Gottes Willen - Klarheit" gefordert. Rom hat auf seine Weise für Klarheit gesorgt. Das ist eine solide Basis.DIE WELT: Sie meinen, es lassen sich "Nachbesserungen" erreichen?Jüngel: Auf dem Fundament, das wir haben, kann man jedenfalls bauen. Ich bin fest davon überzeugt, daß wir, wenn wir nur einen langen Atem haben, in der Ökumene vorankommen. Mit Kurzatmigkeit freilich erreicht man nichts. Lassen Sie mich in aller Deutlichkeit klarstellen: Meine Kritik und die meiner Fachkollegen hat nichts, aber auch gar nichts mit einem antiökumenischen Geist zu tun. Ganz im Gegenteil. Man braucht aber in dieser Frage ein festes Fundament, auf das man dann das gemeinsame Haus bauen kann. Im übrigen meine ich sagen zu dürfen: Auch der jetzige Papst verrät etwas von einer gesunden ökumenischen Ungeduld.DIE WELT: Bleiben wir bei der Sprache der Bauleute. Wie könnte dieses Haus denn aussehen, das dann Stein für Stein hochgezogen wird?Jüngel: Wenn es uns tatsächlich gelingt, in der Frage der Rechtfertigung zu einer Einigung zu kommen, dann lassen sich rasch auch alle anderen Fragen lösen. Sie sind zweitrangig, denn mit dem Rechtfertigungsartikel steht und fällt nach Martin Luther unser Glaube, steht und fällt die Kirche. Dann ist auch die Abendmahlsgemeinschaft nicht mehr fern. Ich weiß, die Bischöfe hören das nicht gerne: Ich hielte es aber für gut, wenn an der "Basis", in den Gemeinden, im Vorgriff auf diese Einigung Christen gemeinsam das Abendmahl feiern würden. Denn auch diese Gemeinsamkeit kann zur Einheit beitragen. Natürlich, und auch das sage ich in aller Klarheit: Für wilde, spektakuläre Vorgänge bin ich nicht zu haben. In dieser sensiblen Frage ist eine hohe seelsorgliche Verantwortung gefragt. Wenn ich aber mit den anderen, die mit am Tisch sitzen, derselben Gewißheit bin, daß Jesus Christus anwesend ist, dann gibt es gar keine Probleme. DIE WELT: Glauben Sie denn, daß das Hin und Her um die Rechtfertigungslehre den Menschen überhaupt etwas sagt? Vielen erscheint das eine abgehobene, abstrakte Theologendiskussion zu sein - ohne einen Bezug zur Lebenswirklichkeit.Jüngel: Also, da muß ich doch entschieden Widerspruch anmelden. Ich meine sogar, der Rechtfertigungsartikel dürfte gerade in unserer Leistungsgesellschaft hochaktuell sein - aus den schon geschilderten Gründen, daß der Mensch nicht gezwungen ist, für seine Selbstverwirklichung zu sorgen. Der Leistungsdruck wird hier elementar unterbrochen. Es tritt kreative Ruhe ein. Es ist etwas Sabbatliches, was von der Rechtfertigung ausgeht. Insoweit paßt diese Diskussion haargenau in unsere Lebenswirklichkeit.DIE WELT: Nun könnte das ja bestimmte Gemüter zu der Annahme verführen: Ich bin gerechtfertigt, und weil das so ist, kann ich mich bequem zurücklehnen.Jüngel: Auch hier müßte ich entschieden widersprechen, wenn so gedacht würde. Der Mensch wird ja frei, befreit, um sich als Christ seinen Aufgaben in dieser Welt zu stellen. Je geistlicher, desto weltlicher! Die Hingabe an das göttliche Geheimnis entmündigt ja nicht. Im Gegenteil, sie macht erst mündig. So wächst mit der Lebendigkeit des geistlichen Lebens die Bereitschaft zum verantwortlichen eigenen Handeln, zum Eintreten für den Anderen, zum echten politischen Engagegement. Nicht umsonst ist uns die strenge protestantische Arbeitsethik so wichtig. Ich möchte das gerne auf eine plakative Formel bringen: Arbeitsscheue Beter sind überhaupt keine rechten Beter. Umgekehrt verkümmern gebetsvergessene Leistungsmenschen zu seelenlosen Robotern. Sie drohen, die ursprünglichen Farben der Schöpfung auf das Grau in Grau einer unmenschlichen Welt zu reduzieren, in der schließlich auch der Mensch nur noch zu bearbeitendes Material ist. DIE WELT: Sie stammen aus Magdeburg, kennen die ehemalige DDR wie die neuen Bundesländer und verfügen über eine reiche Erfahrung im Westen. Ist Deutschland mit der staatlichen Vereinigung protestantischer geworden?Jüngel: Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland sind zwar die protestantischen Stammlande mit der alten Bundesrepublik vereinigt worden. Aber protestantischer ist Deutschland dadurch nicht geworden. Die marxistische atheistische Propaganda war erfolgreich. Sie ist allerdings auf einen bereits vorbereiteten Boden gefallen. Und es ist nicht unwahrscheinlich, daß von den neuen Bundesländern ausgehend sich der Atheismus auch in den alten Bundesländern stärker bemerkbar machen wird. Man sollte jedenfalls darauf vorbereitet sein.DIE WELT: Können die Christen dem etwas entgegenhalten?Jüngel: Was wir dem Atheismus entgegenhalten können ist einzig und allein das Zeugnis unseres Glaubens. Die Christen müssen durch ihre Existenz zeigen, welche Lust es bedeutet, ein Christenmensch zu sein; da komme ich auf unsere Eingangsdiskussion zurück.Wenn doch diese Lust ansteckend wirkte! Wenn sie doch so missionarisch auszustrahlen vermöchte! Unserer Kirche fehlt es leider an missionarischem Geist. Das Beste, was in dieser Hinsicht in den neuen Bundesländern geschieht, ist die Gründung christlicher Schulen. Ich habe als Schüler in der DDR die Kirche als einen Ort kennengelernt, an dem man die Wahrheit sagen konnte und zu hören bekam. Und ich habe damals auch in politischer Hinsicht begriffen, was das Johannesevangelium auf die kurze Formel bringt: Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen! Diese Erfahrung können christliche Schulen der Jugend vermitteln. DIE WELT: Der Atheismus ist ja meist kein aggressiver Atheismus. Wäre es nicht sogar besser, wir hätten einen kämpferischen Atheismus? Würde dann nicht das christliche Profil deutlicher hervortreten?Jüngel: In der Tat tritt uns der Atheiswmus nicht überall kämpferisch entgegen. Oft ist er müde, ja ermüdend. Das bestimmt dann auch die geistige beziehungsweise geistliche Auseinandersetzung. Sie erscheint uns gleichfalls müde, ermüdend. Gäbe es einen bekennenden Atheismus, dann könnten wir ihm leichter ein bekennendes Christentum entgegensetzen. Und wir würden "Mission" wieder als etwas Positives begreifen. Der Mut zur Mission, ich wiederhole das, ist uns leider weithin abhanden gekommen. "Mission" darf freilich nicht als steriles Konkurrenzdenken gegenüber anderen Religionen verstanden werden, auch nicht als "Abwerbung". Mission heißt, die christliche Botschaft so zu bezeugen, daß sie im besten Sinne des Wortes attraktiv wird.DIE WELT: Herr Professor Jüngel, ist die Idee der Volkskirche begraben? Werden wir es im nächsten Jahrtausend nicht eher mit einer Minderheitenkirche zu tun haben? Wenn dieser Befund stimmt - trauern Sie der Volkskirche nach?Jüngel: Es spricht vieles dafür, daß die bisherigen Formen der Volkskirche ihrem Ende entgegengehen. Das kann freilich nicht bedeuten, daß die christliche Kirche aufhören wird, Kirche für das Volk zu sein. Hat sie doch, wie es im Weihnachtsevangelium heißt, die große Freude zu verkünden, die allem Volk widerfahren soll. Die Volkskirche in ihrer bisherigen Gestalt hat den großen Vorteil, daß sie flächendeckend präsent ist. In der ehemaligen DDR war das gar nicht hoch genug zu veranschlagen: daß überall eine Kirche da war, die so etwas wie eine Gegenöffentlichkeit gegenüber der vom System erzwungenen Öffentlichkeit darstellte. Ich gehöre deshalb nicht zu denjenigen Theologen, die über die volkskirchlichen Strukturen die Nase rümpfen. Zur Zeit sieht es freilich eher so aus, als sei die Volkskirche nur noch eine Kirche für das Volk, das nicht zur Kirche geht. Doch die Kirche Jesu Christi existiert auch da, wo nur zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Diese aber werden sich nicht mit sich selbst beschäftigen, sondern das Evangelium weitersagen und aller Welt bezeugen, welche Lust es ist, ein Christ zu sein.

#74   fffffffff27.05.2005 - 16:38
Der tolerante Papst
Kolumne

von Lord Weidenfeld

Die hämischen Schlagzeilen zur Papstwahl ("Hitlerjunge Ratzinger" sind ein intellektuelles Armutszeugnis, wenn nicht zynische Geschmacklosigkeit. Selbst ein flüchtig Informierter müßte wissen, daß im Dritten Reich eine bescheidene Polizistenfamilie, deren zwei Söhne katholische Priester werden wollten, ein gewisses Maß an Zivilcourage besessen haben muß.

Wer das Werk von Johannes Paul II. bewundert, muß dem bayerischen Kardinal für seinen großen Einfluß danken. Durch den Polen Wojtyla und den Deutschen Ratzinger wurde für die Versöhnung mit anderen Religionen mehr bewirkt als je zuvor. Kardinal Ratzinger kämpfte jahrzehntelang für die Anerkennung des Juden als des älteren Bruders der Kirche und befürwortete diplomatische Beziehungen mit Israel. Kurz nach dem Sechstagekrieg begegnete ich dem einflußreichen französischen Kardinal Tisserand, der durch Missionsarbeit profunde Kenntnisse über den Nahen Osten besaß und mich auf die wissenschaftliche Arbeit eines jungen Priesters, Joseph Ratzinger, aufmerksam machte. Er bezeichnete ihn als einen der besten Köpfe in der Kirche.

Daß Benedikt XVI. sich der Mitte zuneigt, geht aus seinen ersten Gesten hervor. Arm in Arm soll er vor der letzten Wahlrunde mit dem sich auf einen Stock stützenden Kardinal Martini, einem führenden Reformer, in die Sixtinische Kapelle eingetreten sein. Seine ersten Amtshandlungen demonstrieren eine neue Kollegialität mit den Bischöfen in aller Herren Länder. Den Oberrabbiner von Rom, mit dem er sich vor kurzer Zeit beim Abendbrot länger aussprach, lud er zur Einführungsmesse ein. In seinen Predigten vor und nach der Wahl setzte der Papst Zeichen von verstärktem Einsatz gegen Intoleranz und gegen die Beschränkung christlicher Missionsarbeit in der Dritten Welt.

In der Tat, selten war eine gewichtige Kampfansage gegen Rassenhaß und brutale Intoleranz auch mitten in Europa so nötig wie heute. Antisemitismus in einer krassen Form, in der sich Antiamerikanismus und antiisraelische Gefühle vermengen, hält Einzug in die Tagespolitik mehrerer europäischer Länder. Im britischen Wahlkampf intervenieren derzeit islamistische Extremisten und Verbündete der weltweiten Terrorführung durch Druck auf die Kandidaten, durch Todesdrohungen und Hetzliteratur. Diese Tendenzen sind auch in Studentenvereinigungen an Englands hohen Schulen eingedrungen. Auf der SOAS, der Schule für Orientalische und Afrikanische Studien, Teil der Londoner Universität, kam es zu Ausschreitungen. Unflätige Beschimpfungen jüdischer Studenten und ein Boykottbeschluß gegen zwei israelische Universitäten, Bar-Ilan und Haifa, verstoßen gegen das hehre Prinzip der Freiheit der Lehre. Professor Colin Bundy, der Direktor der SOAS, demissionierte. Daß es unter den akademischen Lehrern Englands auch jüdische Gelehrte gibt, von denen einige sich als Gegner des Judenstaats profilierten, ist sehr bedauernswert. Oft vermischen sich hier ehrlich gemeinte Kritik an der Politik der israelischen Regierung und eine bedenkliche Dosis von Selbsthaß. Dies wird von Islamisten ausgenutzt und dürfte Gelächter in den Höhlen von Vasiristan, oder wo Bin Laden haust, auslösen.

Wo sind die Stimmen, die dagegen protestieren? Viele Akademiker sind besorgt über die Radikalisierung an den Universitäten, wagen es jedoch nicht, sich zu wehren. Für zu viele ist die Korrektheit, die Haltung, die im Terror nicht einen totalen Krieg, sondern verständliche Reflexe gegen das herrschende System sieht, ein Mantel, der ihre Zweifel und Unschlüssigkeit verhüllen soll. Für andere ist diese Korrektheit eine Form von unverhüllter Ignoranz, die Uniform der Uninformierten.

Artikel erschienen am Do, 28. April 2005

#73   rrrrrrrr27.05.2005 - 16:29
Gaudium Magnum
Das hat es Jahrhunderte nicht gegeben: der klügste Kopf Europas auf dem vornehmsten Sessel des Abendlands, nachdem Generationen von Intellektuellen der Kirche den Rücken gekehrt haben

von Paul Badde

Vatikanstadt - Ungeheure Erleichterung ist das Erste in den Zügen Papst Benedikts XVI. - Er reißt die Arme über dem Petersplatz hoch wie ein Boxer. Alle Erdenschwere, die Joseph Kardinal Ratzinger bis gestern noch oft gedrückt und gefesselt zu haben schien, ist plötzlich von ihm abgefallen.

Noch einmal reißt er die Arme hoch, und noch einmal! So hat ihn noch nie jemand gesehen und er sich auch selber nicht. Nichts ist ihm zu groß, die purpurrote Prachtstola nicht, nicht das weiße Käppi, nicht einmal die Schuhe seines Vorgängers, dessen Nachbar und engster Vertrauter er über zwei Jahrzehnte war.

Gestern noch ist er unbemerkt mit seinem Sekretär in einen kleinen Golf eingestiegen, ab heute ist er umgezogen, keine hundert Meter weiter, nur über die Straße hinweg, von der Piazza della Città Leonina in den Apostolischen Palast. Doch jetzt sieht es aus, als hätte er am Himmel eine Wohnung genommen, als könne er gleich fliegen. Die alte Wohnung wird er nie wieder sehen.

Unbeschreiblicher Jubel empfängt ihn auf dem Sessel Petri, zuerst von den Massen auf dem Petersplatz, dann von den Römern, dann den Italienern und endlich von der verblüfften Welt und mehr noch von der Weltkirche, die plötzlich von einem der brillantesten und profiliertesten Köpfe des Erdballs geleitet und geführt wird. Das ist wahrhaftig ein Epochenwandel.

Seit dem Zeitalter Descartes\ und Voltaires hat es das nicht mehr gegeben: der klügste Kopf Europas auf dem vornehmsten Sessel des Abendlands, nachdem Generationen von Intellektuellen der Kirche den Rücken gekehrt haben. Eine dünne weiße Rauchfahne hat diesen Wandel eingeleitet, um 17.45 Uhr, der skeptisch von Millionen Augenpaaren beobachtet wird.

Ist sie weiß, ist sie nicht doch wieder grau? Ändert sich die Farbe nicht wieder? Nein, endgültig, es ist weiß, nur der Himmel ist grau. Und da ist auch schon klar: So schnell kann die Wahl nur Joseph Ratzinger unter allen Kardinälen gewonnen haben, der erste Deutsche seit Jahrhunderten in den Schuhen des Fischers Simon vom See Genezareth. Augenblicklich bricht das Telefonnetz zusammen.

Freude wirbelt hoch, Lachen und Rufen aus tausend Kehlen. Sie weht wie ein Sturm über die tausend Köpfe hinweg der Peterskuppel entgegen. Sie steigert sich, als die Glocken einsetzen: zuerst langsam, bedächtig, bis sie zu einem letzten tobenden Crescendo anwachsen, für fast zwanzig Minuten. Jetzt erst löst sich vollends alles Zögern und jeder Zweifel in letztem Jubel.

Kein Fußballstadion hat dieses Toben je gesehen. Es fängt schon an, bevor der neue Papst vor die Menge tritt. Leichter Regen setzt ein, tropfenweise, wie Tränen. Alle Scheinwerfer springen um den Platz an, über den Säulen Berninis, über den Häusern in der Nachbarschaft, vom Platz Pius XII her, auf den Hügeln des Gianicolo, gleißend hell im Licht dieses Spätnachmittags.

Die Sonne kommt hervor. Es regnet weiter. Irgendwo müsste gleich ein Regenbogen über dem Platz aufleuchten. In den Kolonnaden nähern sich Trommelwirbel. Die Schweizer Garde zieht ein, in ihren prächtigsten Uniformen. Hinter ihnen Kapellen der Carabinieri, des italienischen Heers, der Marine, der Luftwaffe.

Plötzlich werden die Vorhänge hinter der gläsernen Tür über der Loggia zurück gezogen. Der rote Samt fällt zusammen, als Kardinal Estévez vortritt und ruft: "Annuntio vobis gaudium magnum; habemus Papam: Eminentissimum ac Reverendissimum Dominum, Dominum Josephum Sanctae Romanae Ecclesiae Cardinalem Ratzinger qui sibi nomen imposuit Benedictum XVI. - Ich verkünde euch eine große Freude: Wir haben einen Papst.

Es ist der ehrwürdigste Herr Joseph Kardinal Ratzinger, der sich den Namen Benedikt XVI. gegeben hat." Dann erst kommt der neue Papst selbst nach vorne. "Liebe Brüder und Schwestern", sagt er vor seinem ersten Segen, "nach dem großen Papst Johannes Paul II. haben die Kardinäle mich gewählt, einen einfachen und demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn. Mich tröstet, daß der Herr auch mit ungenügenden Werkzeugen arbeiten und handeln kann und vertraue mich vor allem euren Gebeten an. In der Freude des Auferstandenen und im Vertrauen auf seine fortwährende Hilfe gehen wir weiter. Der Herr wird uns helfen, und Maria, seine heiligste Mutter, wird an unserer Seite sein. Danke!"

Artikel erschienen am Di, 19. April 2005

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